Vergoldete Putten krönen berühmte Komponisten -
Marmorfiguren von Mozart, Beethoven und Haydn kehren bald in den Tiergarten zurück



Bevor die kupferne Puttengruppe den "Komponistenofen" bekrönt, muss sie noch mit Blattgold belegt werden.



Nach alten Fotos wurden die Masken und Musikinstrumente neu geschaffen. Wenn die Gipsvorlagen in Bronze gegossen sind, wird der Metallschmuck vergoldet und dem Musikerdenkmal eingefügt. (Fotos: Caspar)

Der östliche Teil des Tiergartens wird nach Inbetriebnahme des Autotunnels weitgehend auf den Zustand des 19. Jahrhunderts zurückgeführt. Dazu gehört auch die Wiederherstellung des 1904 enthüllten Musikerdenkmals und seines Umfeldes direkt an der ehemaligen Entlastungsstraße. Das Land Berlin stellt für die Restaurierungsarbeiten 960 000 Euro zur Verfügung. Von dem Bildhauer Rudolf Siemering geschaffen, feiert die aus etwa 150 Einzelteilen zusammengesetzte Marmorskulptur drei ganz Große der europäischen Musikgeschichte: Mozart, Haydn und Beethoven.

Vor sechs Jahren war das Denkmal mit den überlebensgroßen Halbfiguren dieser berühmten Vertreter der Wiener Klassik, aber auch die allegorischen Darstellungen sowie Teile des ehemals vergoldeten Bronzeschmucks im Zusammenhang mit dem Bau des Tiergartentunnels entfernt und deponiert worden. Gestern kündigte Senatsbaudirektor Hans Stimmann die Wiederaufstellung des wegen der dreieckigen Form und seines üppigen Dekors von den Berlinern auch „Musikerofen“ genannten Denkmals an. Die Arbeiten beginnen in Kürze mit der Baustelleneinrichtung und sollen im Oktober 2006 abgeschlossen sein.

Das durch und durch marode Komponistendenkmal wurde im Jahr 2000 abgebaut und eingelagert. Da es sich um ein wertvolles Zeugnis kaiserzeitlicher Denkmalskunst handelt, haben sich seither Stein- und Metallrestauratoren seiner angenommen. Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung koordiniert die Berliner Firma „Restaurierung am Oberbaum“ die komplizierten Wiederherstellungsarbeiten. „Als wir mit der Schadenskartierung begannen, zeigten sich schwere Schäden. Straßendreck und dicke Beläge aus Moos und Mikroorganismen hatten dem Marmor arg zugesetzt. Überall zeigten sich Risse, und außerdem war der Stein durch grüne Kupfersalzablagerungen verunreinigt, die von den Metallteilen stammen. Außerdem wiesen die Komponistenfiguren Einschüsse aus den letzten Kriegstagen und mutwillige Beschädigungen auf“, beschreibt Thomas Lucker von der „Restaurierung am Oberbaum“ den traurigen Zustand von damals. Inzwischen ist der Marmor gereinigt und ergänzt, außerdem sind alle Marmorteile durch Tränkung mit einem Acrylharz gefestigt. Jetzt kann Wasser nicht mehr in den Stein eindringen und ihn aufsprengen. Die Imprägnierung hat zudem den Nebeneffekt, dass Farbschmierereien auf der Oberfläche kaum haften bleiben.

Seit dem Zweiten Weltkrieg fehlten dem Denkmal Gehänge mit Theatermasken und Musikinstrumenten, die in der Manier des 18. Jahrhunderts die Komödie und Tragödie versinnbildlichen. Nach alten Fotos hat der Weißenseer Bildhauer Andreas Hoferick diese Applikationen nachgebildet. In der Metallrestaurierungswerkstatt Haber & Brandner ebenfalls in Weißensee werden diese Stücke jetzt nachgegossen. Alle Metallteile, die erhalten gebliebenen und die nach alten Vorlagen neu geschaffenen, bekommen noch einen Belag aus hauchdünnem Blattgold. Um die Wirkung zu testen, wurden kleinere Partien einer Puttengruppe, die die Musiker mit einem Lorbeerkranz krönen, bereits mit Blattgold belegt. „Wenn das Musikerdenkmal aufgestellt sein wird und die Sonne auf den wieder weißen Marmor und den vergoldeten Metallschmuck scheint, wird das einen grandiosen Anblick ergeben“, kündigt Klaus von Krosigk an, Berlins oberster Gartendenkmalpfleger. Die Wirkung werde sich noch verdoppeln, wenn sich das Komponistendenkmal wie vor hundert Jahren in dem dann auch wiederhergestellten Goldfischteich spiegeln wird. Bisher ist er an der Entlastungsstraße nur durch einen kleinen Tümpel zu erkennen.

Helmut Caspar

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