Märkisches Museum wird 100 Jahre alt -
Das Haus am Köllnischen Park lädt zum Spaziergang durch die Geschichte ein



Wie vor hundert Jahren bieten sich im Märkischen Museum die kapellenartig gestalteten Säle mit Kreuzgewölben und sakraler Kunst dar. (Foto: Caspar)

Zu einem Streifzug durch die Berliner Stadtgeschichte und die des Landes Brandenburg von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart lädt das Märkische Museum am Köllnischen Park ein, dessen Bau vor hundert Jahren abgeschlossen wurde. Das zur Stiftung Stadtmuseum Berlin gehörende Gebäude mit eindrucksvollem Turm und der Nachbildung des Brandenburger Rolands neben dem Eingang wurde von 1901 bis 1907 nach Plänen des Berliner Stadtbaudirektors Ludwig Hoffmann aufgrund eines bereits 1892 ausgeschriebenen Wettbewerbs errichtet. In seinen architektonischen Formen lehnt es sich an berühmte Bauwerke der Mark Brandenburg und Norddeutschlands aus der Gotik und Renaissance an und bietet sich als interessantes Beispiel für die in der Kaiserzeit gepflegte historistische Architektur dar. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und danach so gut aufgebaut und repariert, wie man es damals konnte, wurde das Märkische Museum in den vergangenen Jahren nach allen Regeln der Denkmalpflege weitgehend in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt, allerdings ausgestattet mit moderner Museumstechnik. Zur Zeit werden einzelne Partien der einem Schloss des 16. Jahrhunderts nachgebildeten Hof-Fassade saniert.

Herzstück des Museums ist die Große Halle, die sich nach Abbau einer Zwischendecke aus DDR-Zeiten wieder in ihrer von Ludwig Hoffmann angestrebten Monumentalität darbietet. Mit der Präsentation mittelalterlicher und zeitgenössischer Kunst wird in dem Kathedralenraum der Bogen von der ältesten zur neuesten Geschichte geschlagen. Gotische Heiligenfiguren und kostbare Altäre, die von kunstbeflissenen und geschichtsbewussten Berlinern bereits im 19. Jahrhundert dem 1874 als Provinzialmuseum gegründeten Märkischen Museum übereignet wurden, werden in Sälen gezeigt, die märkischen Kirchengewölben nachempfunden hat. Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk und andere museale Gegenstände jüngeren Datums bieten ebenfalls mit den wiederhergestellten Räumen eine auf künstlerische Wirkung zielende Einheit.

Dokumentiert wird im Märkischen Museum nicht nur die Entwicklung Berlins von der verschlafenen Fürstenresidenz zu der aus den Nähten platzenden Weltstadt des 20. Jahrhunderts, sondern es werden auch Etappen der heimatlichen Kunst- und Wirtschaftsgeschichte dargestellt. Wer sich für die Entwicklung des Münz- und Geldwesens interessiert, ist hier am richtigen Ort. Gezeigt werden Münzen, die in den Geldbörsen der Berliner klapperten. Zwischen den höchsten Werten aus Gold mit dem Bildnis Friedrichs des Großen und den bescheidensten Pfennigen aus Kupfer gab es zahlreiche Abstufungen, die in der Ausstellung präzise dokumentiert werden, verbunden mit Tabellen über Löhne und Preise. In anderen Räumen lernt man silberne Hohlpfennige (Brakteaten), Denare und Taler kennen, die die brandenburgischen Landesfürsten mit ihrem Bildnis und Wappen prägen ließen. Außerdem wird in Verbindung mit kirchlicher Kunst eine ebenfalls aus der Sammlung der Stiftung Stadtmuseum stammende Kollektion von Münzen und Medaillen zum Thema Luthersche Reformation sowie Religion, Taufe, Ehe und Kindersegen präsentiert. Das Märkische Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, am Mittwoch von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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