Pergamonmuseum erhält vierten Flügel -
Sanierung des 1930 eröffneten Hauses für 351 Millionen Euro bei laufendem Besucherbetrieb



Das Pergamonmuseum blieb nach seiner Eröffnung 1930 unvollendet. Nach über 80 Jahren wird es generalsaniert und durch einen vierten Flügel komplettiert.



Der unwirtliche Ehrenhof des Pergamonmuseums wird durch Bau des vierten Flügels in einen dezent mit Figuren bestückten Innenhof ohne Glasdach verwandelt. (Fotos: Caspar)

Als 1930 das Pergamonmuseum eröffnet wurde, war es eine Dreiflügelanlage mit einem großen Ehrenhof. Wirtschaftskrise, Nazizeit, Weltkrieg, Bombentreffer und der Wiederaufbau unter schwierigsten Verhältnissen verhinderten, dass das von dem Architekten Alfred Messel geplante Haus vollendet wurde. Das soll nun in den kommenden Jahren durch Bau des vierten, vorn am Kupfergraben gelegenen Flügels geschehen. Damit würde der unwirtliche Ehrenhof des Pergamonmuseums in einen Innenhof, ein von den Besuchern besser frequentiertes Forum mit dezent aufgestellten Figuren verwandelt, wie der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, bei der Vorstellung der Baupläne sagte. Die Staatlichen Museen erhielten so einen zusätzlichen festlichen Treffpunkt, doch sei nicht daran gedacht, diesen Platz mit Glas zu überdachen. Dergleichen gebe es in Berlin schon zu Genüge. Durch den Bau des vierten Flügels werde im Pergamonmuseum nun endlich auch der von Messel geplante Rundgang durch alle dort vertretenen Sammlungen ermöglicht.

Glücklich ist Lehmann, dass die Zeit des Wartens und Bangens vorbei ist. „Wir waren beim Pergamonmuseum durch fehlende Finanzzusagen des Bundes jahrelang blockiert. Der Bund hat sich jetzt entschlossen, das Projekt mit 351 Millionen Euro voll zu finanzieren. Das setzt uns in den Stand, nun endlich die konkreten Planungsarbeiten für die Generalsanierung und Vollendung des Pergamonmuseums zu beginnen. In fünf bis sechs Jahren etwa können wir die Steine in die Hand nehmen“, so der Stiftungschef.

Jede der drei Sammlungen – Antike, Vorderasiatische Sammlung und Islamisches Museum wird künftig im Pergamonmuseum einen eigenen Flügel erhalten. Im neuen, dann vierten Flügel werden altägyptische Monumentalbauten wie das Kalabscha-Tor präsentiert. In der weiteren Abfolge werden in „schlüssiger Raumfolge“, so Lehmann, andere Hauptattraktionen gezeigt – die Palastfassade von Tell-Halaf, die Prozessionsstraße und das Ischtartor aus Babylon, das Markttor von Milet und der Pergamonaltar sowie die Fassade des Wüstenschlosses von Mschatta, die den Übergang von der spätantiken zur islamischen Kultur markiert. Das alles erfordere eine Umgruppierung und Neusortierung der Exponate, doch soll dies in einzelnen Abschnitten und flügelweise erfolgen. Wie das konkret geschieht, müsse noch zu klären werden. Auf jeden Fall soll das Publikum weiterhin die attraktivsten Stücke zu Gesicht bekommen, deretwegen jährlich rund eine Million Besucher ins Pergamonmuseum strömen.

Wenn das Bodemuseum im Herbst 2006 nach jahrelanger Restaurierungsarbeit mit einer Skulpturen-, Gemälde- und Münzausstellung und zwei Jahre später auch das Neue Museum mit der Präsentation altägyptischer Altertümer dem Publikum zugänglich sein wird, ist das das Pergamonmuseum dann die letzte Baustelle auf der Museumsinsel. Die Gesamtkosten aller Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen belaufen sich laut Stiftungsangaben auf maximal 1,5 Milliarden Euro. Die in den Medien herumgeisternde Summe von 2,2 Milliarden Euro sei aus der Luft gegriffen.

Helmut Caspar

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