Wunderheilungen in der Antike -
Neue Ausstellung des Medizinhistorischen Museums
der Charité



Der Heilgott Asklepios mit dem Schlangenstab und viele andere Zeugnisse für antike Wunderheilungen sind bis 11. März 2007 im Berliner Medizinhistorischen Museum zu sehen.



Interesse finden im Medizinhistorischen Museum auch medizinische Geräte und Arbeitsplätze, hier der eines Zahntechnikers. (Fotos: Caspar)

In einer bis 11. März 2007 laufenden Sonderausstellung dokumentiert das Berliner Medizinhistorische Museum auf dem Gelände der Charité Wunderheilungen in der Antike. Die Schau verdeutlicht, dass heutige Pilgerfahrten etwa nach Altötting oder Lourdes Vorläufer bereits in der Antike hatten. Die mit Leihgaben der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie aus Museen und Bibliotheken in Erlangen, Hannover, München und Würzburg bestückte Ausstellung zeigt, dass Menschen schon vor über 2000 Jahren Wallfahrten unternahmen, um Heilung oder Linderung ihrer Krankheiten und Gebrechen zu finden. In Kultzentren des Asklepios oder, wie die Römer sagten, Äskulap unterwarfen sich die Pilger einem strengen Ritual, in dessen Mittelpunkt ausgiebige Waschungen, Verzicht auf Ernährung, sexuelle Enthaltsamkeit und vor allem heilender Schlaf standen. Von Teilnehmern dieser Kultpraxis wird durchaus glaubwürdig berichtet, dass sie auf wundersame Weise wieder sehend wurden und sich vom Krankenlager erheben konnten. Die Ausstellung zitiert aus antiken Berichten und schildert, welchen rationellen Kern diese Wunderkuren hatten und wer der Heilgott Asklepios war, der häufig mit einer Schlange dargestellt wird, die sich um einen Stab windet. Das Zeichen ist uns als Logo der Apotheken bestens bekannt. Üblich war es, der Kultstätte ein Geschenk zu hinterlassen, etwa Täfelchen mit Berichten über die Heilung oder Nachbildungen jener Körperteile, die wieder funktionstüchtig wurden. Die Ausstellung, eine Gemeinschaftsproduktion des Medizinhistorischen Museums der Berliner Charité mit dem Lehrstuhl für ältere Kirchengeschichte der Humboldt-Universität, zeigt Beispiele für solche Votive, etwa einen Fuß, Augenpartien oder Eingeweide.

Deutlich wird, dass das frühe Christentum die religiös begründeten Heilformen der vorchristlichen Zeit fast nahtlos übernahm. Und so endet die eindrucksvolle Schau antiker Skulpturen, Reliefs, Münzen und anderer Zeitzeugnisse mit Hinweisen darauf, dass christliche Heilige an die Stelle der antiken Gottheit traten. Vor allem dem Heiligen Felix schrieb man die Fähigkeit zu, die in Scharen herbeigeeilten Menschen von ihren Leiden, etwa Epilepsie oder Augenleiden, zu erlösen, weshalb man ihm den Beinamen Medicus gab. In der Ausstellung wurde das in Cimitile 20 Kilometer bei Neapel befindliche Felix-Grab nachgestaltet, so dass man eine Ahnung erhält, wie eine solche Pilgerstätte aussah. Die noch recht gut erhaltene Grabstätte gehörte zu den bedeutendsten christlichen Wallfahrtstätten der Spätantike. Auch hier haben sich wundersame, medizinisch aber durchaus erklärbare Heilungen ereignet.

Wer sich ganz allgemein mit der Geschichte der Medizin vertraut machen möchte und sich von menschlichen Skeletten und in Gläsern eingelegten Präparaten nicht abschrecken lässt, aber Interesse für ärztliche Geräte oder Laborplätze hat, ist im Medizinhistorischen Museum auf dem Charité-Gelände an der richtigen Adresse. Allerdings sollte man Kinder unter 16 Jahren nicht mitbringen. Die Sammlung ist in einem Gebäude untergebracht, in dem der berühmte Mediziner Rudolf Virchow vor über hundert Jahren Vorlesungen hielt. Jedoch ist der Hörsaal, der am Ende des Zweiten Weltkriegs durch eine Bombe zerstört wurde, nur als Torso erhalten. Er bietet aber auch in dieser Form ein für Tagungen, Konzerte und andere Veranstaltungen anziehendes Ambiente. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10-17 Uhr und am Mittwoch von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen im Internet unter www.bmm.charite.de.

Helmut Caspar

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