Die Förderung von Wissenschaften und Künsten ist nicht zum Nulltarif zu
haben. Wenn man sich mit ihnen schmücken will und auch von ihnen etwas haben
möchte, muss man investieren. Der Gründer der Akademien der Künste und der
Wissenschaften in Berlin, Brandenburgs Kurfürst Friedrich III., war jedoch
der Meinung, Prestigegewinn billig erlangen zu können. Seit 18. Januar 1701
König Friedrich I. "in" Preußen, war er ein von Verschwendungssucht,
Eitelkeit und Machtstreben getriebener Herrscher, unter dessen Regentschaft
zwischen 1688 und 1713 am Berliner Hof eine unselige und sehr teure
Günstlingswirtschaft ihr Unwesen trieb. Dessen ungeachtet ging der Monarch
ruhmvoll als Gründer der Universität in Halle (1694) in die Geschichte ein.
Der am 11. Juli 1696 ins Leben gerufenen Akademie der Künste folgte am 11.
Juli 1700 die Sozietät der Wissenschaften. In beiden Fällen fand die
Stiftungen am Geburtstag des Landesherrn statt, was ihnen zusätzliche
Bedeutung verlieh.
Der mit der musisch interessierten, geistvollen Hannoveranerin Sophie
Charlotte vermählte Kurfürst und König erhoffte sich von seinen
Akademiegründungen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung seines armen
und rückständigen, dabei zerklüfteten und während des zeitgleich tobenden
Nordischen Krieges von allen möglichen Mächten bedrängten und gebeutelten
Landes. Die Akademie der Künste, eine Versammlung von Malern, Bildhauern,
Literaten und anderen Künstlern, war die erste ihrer Art in Deutschland und
nach Rom und Paris die dritte in Europa. "Allgemeine Kunstverbesserung" war
ihre wichtigste Aufgabe. Konkret sollte sie sollte den Hof in Kunstdingen
beraten und selber Kunstwerke in Auftrag geben. Ferner oblagen der Akademie
die Ausbildung von jungen Künstlern, die Präsentation von Ausstellungen, in
denen Akademiemitglieder ihre neuesten Werke zeigten, sowie das Sammeln von
Informationen über Vorgänge auf kulturellem Gebiet in fernen Ländern. Das
1699 erlassene Statut spricht von "établirung und desto nützlicher
Fortpflantzung aller Kuenste und Wissenschaften / in allen Unseren Landen".
Auch die Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften war Teil der
Bemühungen des Hohenzollernherrschers, der als "Streusandbüchse des Heiligen
römischen Reichs deutscher Nation" verlachten Kurmark zu Ansehen und
kultureller Blüte zu verhelfen. Der mit Sophie Charlotte befreundete
Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz hatte den Landesherren gebeten
zu überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, den Landesuniversitäten und
Gymnasien eine Wissenschaftsakademie an die Seite zu stellen. Einer der
Gründe für ihre Stiftung war die Kalenderreform von 1700, die den in den
evangelischen Ländern des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation schon
seit 1582 in den katholischen Ländern geltenden Gregorianische Kalender
übernahm. Das machte umfangreiche astronomische Berechnungen und die
Herausgabe von Kalendarien nötig. Das Monopol auf solche Druckwerke war eine
der wichtigsten Einnahmequellen der Berliner Akademie, die ansonsten
finanziell nur kümmerlich ausgestattet war, weil Steuer- und andere
Einnahmen anderweitig für höfischen Prunk und kostspielige Bauten ausgegeben
wurden oder illegal in die Taschen von drei korrupten Grafen flossen, die
man "Dreifaches Weh" nannte.
Leibniz ging es nicht um "pure" Gelehrsamkeit, sondern um die praktische
Anwendung erworbenen Wissens. Das war wichtig in einem agrarisch geprägten
Land, das über keine besonderen Rohstoffe, dafür aber über einiges
"Humankapital", also Menschen, verfügte. "Solche Churfürstliche Sozietät
müste nicht auf bloße Curiosität oder Wissens-Begierde und unfruchtbare
Experimenta gerichtet seyn, oder bey der bloßen Erfindung nützlicher Dinge,
ohne Application oder Anbringung beruhen; sondern man müste gleich anfangs
das Werck samt der Wissenschaft auf den Nutzen richten. [...] Wäre demnach
der Zweck Theoriam cum praxi zu vereinen. Und nicht allein die Künste und
die Wissenschaften, sondern auch Land und Leute, Feld-Bau, Manufacturen und
Commercien, und mit einem Wort die Nahrungs-Mittel zu verbessern", schrieb
Leibniz an den Kurfürsten. Wie die Akademiegeschichte zeigt, hat man die
Mahnung durchaus beherzigt, indem Vorschläge aus der Akademie zum Nutzen des
Landes verwirklichte und dies auch heute tut.
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