Bunte Welt des Mittelalters -
Heimatzeitschrift "Die Mark Brandenburg" stellt Schätze vor



Kurfürst Friedrich I., der vor fast 600 Jahren die Herrschaft in der Mark Brandenburg antrat, hält in der Burg von Tangermünde, in Bronze gegossen, Wache.



Ein Kalksteinrelief aus dem Jahr 1470 mit Sitzfiguren von Petrus, Paulus und weiteren Personen blieb in der Burgkapelle von Ziesar als herausragendes Zeugnis märkischer Bildhauerkunst erhalten. (Fotos: Caspar)

Wir steuern auf große Jubiläen zu. 2012 wird der 300. Geburtstag des Preußenkönigs Friedrich II., des Großen, gefeiert, 2013 wird daran erinnert, dass die Thronbesteigung seines Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., 300 Jahre her ist und dass vor 200 Jahren die Befreiungskriege begannen, und 2015 wird auf die Belehnung des Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg vor 600 Jahren mit der Markgrafschaft Brandenburg und seine Erhebung in den Rang eines Kurfürsten geblickt. Die neue Ausgabe der Heimatzeitschrift "Die Mark Brandenburg" widmet im Vorgriff auf die Sechshundertjahrfeier ihre 79. Ausgabe der Ankunft, dem Walten und den Hinterlassenschaften der Hohenzollern, die 1918 dem Thron entsagen mussten.

Gleich eingangs geht Marcel Piethe auf die Hohenzollern und ihr Werk ein, um den Titel eines berühmten Buches von Otto Hintze (1915) zu verwenden, und schildert die Schwierigkeiten, mit denen das aus dem deutschen Süden kommende Geschlecht zu kämpfen hatte, ehe es sich gegen vielfältige Widerstände durchsetzen konnte. Weitere Beiträge befassen sich mit Kunstschätzen der Mark Brandenburg. So stellt Peter Knüvener mittelalterliche Glasmalereien und Heiligenfiguren in Kirchen und Kapellen vor. Dass in größeren Städten der Mark Brandenburg großartige Sakralbauten mit reicher Ausstattung errichtet wurden, deutet auf deren Wohlstand. Viele von Landesherren, Adligen und wohlhabenden Bürgern gestiftete Kunstwerke gingen im Laufe der Jahrhunderte verloren. Sie passten nach der Reformation von 1539 nicht mehr zur Lutherschen Lehre, oder man empfand sie als altmodisch und daher verzichtbar. Zum Glück waren es Sparsamkeitsgründe, dass man die Altäre, Glasfenster sowie Wand- und Deckenmalereien nicht vollständig entfernte und in Zeiten rettete, da man ihren Wert zu schätzen lernte.

Heute sind die eindrucksvollen Reste einer blühenden Kulturlandschaft Gegenstand von Forschungsarbeiten und denkmalpflegerischer Mühen. Das vorliegende Heft nennt dafür Beispiele. So verschafft uns Christa Jeitner einen Überblick über textile Hinterlassenschaften hohenzollernscher Hofkultur. Oft nur durch Zufall blieben reich bestickte Gewänder erhalten, die von Geistlichen sowie von fürstlichen und adligen Personen getragen wurden. Vielfach wurden die kostbar bestickten Stoffe aus Samt und Seide parallel zu Glasmalereien von den Kurfürsten gestiftet, die sich im Schmuck solcher Gewänder malen ließen.

Im Herbst 2011 wird es in Berlin eine Tagung geben, die sich mit Totentanz-Bildern befasst. Ein solches Wandgemälde aus dem späten 15. Jahrhundert blieb in der Turmhalle der Marienkirche erhalten. Mit diesem einzigartigen Kunst- und Sprachdenkmal wegen der aufgemalten Verse beschäftigt sich Jan Raue. 1860 unter dicker Tünche wiederentdeckt, ist der Reigen weiß gewandeter Tode mit Mitgliedern der damaligen Gesellschaft ein ernster Pflegefall. Nur noch schemenhaft erhalten, muss etwas mit den auf dünnen Putz gemalten tanzenden Personen geschehen. Bilder und Sprüche unterstreichen die Vergänglichkeit menschlichen Lebens und legen den Gläubigen von damals auf, ein gottesfürchtiges Leben zu führen. Wie vor Ort zu erfahren ist, wird daran gedacht, den Haupteingang der Marienkirche im Interesse des fragilen Wandgemäldes zu schließen und einen anderen Eingang für die Besucher zu öffnen. Wie es mit den vielen anderen mittelalterlichen Wandmalereien in der Mark Brandenburg bestellt ist, schildern Ute Jokisch und Jan Raue, in einem weiteren Beitrag. Schließlich geht Dirk Schumann auf Zeugnisse spätgotischer Architektur ein, in denen da und dort solche Bilder erhalten sind.

Zum zwanzigjährigen Bestehen der Heimatzeitschrift hat die Verlegerin Marika Großer eine Festschrift herausgebracht, die Stationen der Landes- und Verlagsgeschichte schildert und sich mit archäologischen Funde in der Region, märkischen Herrensitze und Schlossgespenstern, aber auch mit grundsätzlichen Fragen von den archivalischen Quellen zur Landesgeschichte und ihre Rolle in der deutschen und europäischen Geschichte befasst. Mit diesem Buch hat sich der Verlag ein schönes Geburtstagsgeschenk bereitet; ihm ist zu wünschen, dass er und mit vielen weitere Heften der "Mark Brandenburg" erfreut.

Die Mark Brandenburg Heft 79, 40 Seiten, 5 Euro; Hie gut Brandenburg allewege. Landeskundliche Beiträge, hrsg. von Marcel Piethe, Marika Großer Verlag 2010, 159 S., zahlr. Abb., Subskriptionspreis bis 31. 12. 2010 19,90 Euro, danach 24,90 Euro.

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