Wir steuern auf große Jubiläen zu. 2012 wird der 300. Geburtstag des
Preußenkönigs Friedrich II., des Großen, gefeiert, 2013 wird daran erinnert,
dass die Thronbesteigung seines Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm
I., 300 Jahre her ist und dass vor 200 Jahren die Befreiungskriege begannen,
und 2015 wird auf die Belehnung des Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg
vor 600 Jahren mit der Markgrafschaft Brandenburg und seine Erhebung in den
Rang eines Kurfürsten geblickt. Die neue Ausgabe der Heimatzeitschrift "Die
Mark Brandenburg" widmet im Vorgriff auf die Sechshundertjahrfeier ihre 79.
Ausgabe der Ankunft, dem Walten und den Hinterlassenschaften der
Hohenzollern, die 1918 dem Thron entsagen mussten.
Gleich eingangs geht Marcel Piethe auf die Hohenzollern und ihr Werk ein, um
den Titel eines berühmten Buches von Otto Hintze (1915) zu verwenden, und
schildert die Schwierigkeiten, mit denen das aus dem deutschen Süden
kommende Geschlecht zu kämpfen hatte, ehe es sich gegen vielfältige
Widerstände durchsetzen konnte. Weitere Beiträge befassen sich mit
Kunstschätzen der Mark Brandenburg. So stellt Peter Knüvener
mittelalterliche Glasmalereien und Heiligenfiguren in Kirchen und Kapellen
vor. Dass in größeren Städten der Mark Brandenburg großartige Sakralbauten
mit reicher Ausstattung errichtet wurden, deutet auf deren Wohlstand. Viele
von Landesherren, Adligen und wohlhabenden Bürgern gestiftete Kunstwerke
gingen im Laufe der Jahrhunderte verloren. Sie passten nach der Reformation
von 1539 nicht mehr zur Lutherschen Lehre, oder man empfand sie
als altmodisch und daher verzichtbar. Zum Glück waren es Sparsamkeitsgründe,
dass man die Altäre, Glasfenster sowie Wand- und Deckenmalereien nicht
vollständig entfernte und in Zeiten rettete, da man ihren Wert zu schätzen
lernte.
Heute sind die eindrucksvollen Reste einer blühenden Kulturlandschaft
Gegenstand von Forschungsarbeiten und denkmalpflegerischer Mühen. Das
vorliegende Heft nennt dafür Beispiele. So verschafft uns Christa Jeitner
einen Überblick über textile Hinterlassenschaften hohenzollernscher
Hofkultur. Oft nur durch Zufall blieben reich bestickte Gewänder erhalten,
die von Geistlichen sowie von fürstlichen und adligen Personen getragen
wurden. Vielfach wurden die kostbar bestickten Stoffe aus Samt und Seide
parallel zu Glasmalereien von den Kurfürsten gestiftet, die sich im Schmuck
solcher Gewänder malen ließen.
Im Herbst 2011 wird es in Berlin eine Tagung geben, die sich mit
Totentanz-Bildern befasst. Ein solches Wandgemälde aus dem späten 15.
Jahrhundert blieb in der Turmhalle der Marienkirche erhalten. Mit diesem
einzigartigen Kunst- und Sprachdenkmal wegen der aufgemalten Verse
beschäftigt sich Jan Raue. 1860 unter dicker Tünche wiederentdeckt, ist der
Reigen weiß gewandeter Tode mit Mitgliedern der damaligen Gesellschaft ein
ernster Pflegefall. Nur noch schemenhaft erhalten, muss etwas mit den auf
dünnen Putz gemalten tanzenden Personen geschehen. Bilder und Sprüche
unterstreichen die Vergänglichkeit menschlichen Lebens und legen den
Gläubigen von damals auf, ein gottesfürchtiges Leben zu führen. Wie vor Ort
zu erfahren ist, wird daran gedacht, den Haupteingang der Marienkirche im
Interesse des fragilen Wandgemäldes zu schließen und einen anderen Eingang
für die Besucher zu öffnen. Wie es mit den vielen anderen mittelalterlichen
Wandmalereien in der Mark Brandenburg bestellt ist, schildern Ute Jokisch
und Jan Raue, in einem weiteren Beitrag. Schließlich geht Dirk Schumann auf
Zeugnisse spätgotischer Architektur ein, in denen da und dort solche Bilder
erhalten sind.
Zum zwanzigjährigen Bestehen der Heimatzeitschrift hat die Verlegerin Marika
Großer eine Festschrift herausgebracht, die Stationen der Landes- und
Verlagsgeschichte schildert und sich mit archäologischen Funde in der
Region, märkischen Herrensitze und Schlossgespenstern, aber auch mit
grundsätzlichen Fragen von den archivalischen Quellen zur Landesgeschichte
und ihre Rolle in der deutschen und europäischen Geschichte befasst. Mit
diesem Buch hat sich der Verlag ein schönes Geburtstagsgeschenk bereitet;
ihm ist zu wünschen, dass er und mit vielen weitere Heften der "Mark
Brandenburg" erfreut.
Die Mark Brandenburg Heft 79, 40 Seiten, 5 Euro; Hie gut Brandenburg
allewege. Landeskundliche Beiträge, hrsg. von Marcel Piethe, Marika Großer
Verlag 2010, 159 S., zahlr. Abb., Subskriptionspreis bis 31. 12. 2010 19,90
Euro, danach 24,90 Euro.
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