Sanierung von Dach bis Keller - Staatsoper wird denkmalgerecht für Aufgaben des 21. Jahrhunderts ertüchtigt



Wenn die Bühne, der Zuschauersaal und weitere Räume leer geräumt sind, übernehmen die Bauleute und Techniker in der Staatsoper das Regiment.



Der Zuschauerraum bleibt unverändert, hingegen wird durch unsichtbare Einbauten die Akustik hörbar verbessert.



Für den friderizianischen Schlössern nachempfundenen Apollosaal in der Staatsoper sind keine gravierenden Umbauten vorgesehen. (Fotos: Caspar)

Es gibt kaum ein Bauwerk in der Berlin, das so oft geschunden und so oft auf- und umgebaut wurde wie die Staatsoper Unter den Linden. Jetzt steht erneut ein Umbau und eine Erneuerung vom Dach bis zum Keller bevor. Bis zur Neueröffnung am 3. Oktober 2013 bleiben gut drei Jahre, das Haus und die benachbarten Nebengebäude unter Beachtung denkmalpflegerischer Auflagen für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts zu ertüchtigen. Für diese Mammutaufgabe sind 239 Millionen Euro eingeplant, wobei der Bund 200 Millionen Euro aufbringt, während das Land Berlin 39 Millionen zahlt. Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass die umfangreichen und höchst komplizierten Maßnahmen am Ende nicht mehr kosten werden.

Bei einem Ortstermin erklärte Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, viel Geld und Sachverstand würden in die Sanierung der von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Auftrag des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, zwischen 1741 bis 1743 erbauten Lindenoper investiert. „Wir liegen gut im Zeit- und Kostenplan. In Kürze kommen die Umzugswagen und fahren das gesamte Inventar zum Schillertheater an der Bismarckstraße in Charlottenburg, das als Ausweichspielstätte der Staatsoper dient“. Sowohl im Opernhaus als auch im benachbarten Verwaltungs- und Magazingebäude hätten sich mit den Jahren gravierende Schäden eingestellt. Obwohl die Staatsoper zur Siebenhundertfünfzigjahrfeier Berlins 1987 renoviert wurde, sei ihr Zustand erbärmlich. Damals habe man nur eine Pinselsanierung vorgenommen. Zu grundlegenden Verbesserungen des technischen Innenlebens sei die DDR aus Kosten- und aus Zeitgründen nicht gekommen. Fehler und Versäumnisse der achtziger Jahre werden jetzt, ein Vierteljahrhundert später, im Zusammenhang mit der Generalsanierung behoben, sagte Lüscher.

Die Erneuerung der Staatsoper liegt in den Händen des Stuttgarter Architekten HG Merz und seines Büros. Mit der Entscheidung für Merz sind abenteuerliche Ideen vom Tisch, den Zuschauersaal im Interesse einer allerhöchsten Ansprüchen genügenden Akustik radikal unter Verzicht auf die rokokohafte Paulick-Fassung aus den fünfziger Jahren umzugestalten. „In der kommenden Zeit werden undichte Dächer geschlossen und die gesamte Haustechnik wie Heizung, Lüftung, Sanitäranlagen, Bühnen- und Sicherheitstechnik und weitere Bereiche komplett erneuert. Künftig können in der Staatsoper mehrere Inszenierungen ohne größeren Aufwand gleichzeitig und nacheinander stattfinden“, erklärte Merz. Er betonte, dass nicht nur die Staatsoper umgebaut und erneuert wird, sondern auch die zu ihr gehörenden Nachbarbauten. Dort werden neue und größere Probenräume für die Musiker, Sänger und Tänzer eingerichtet, und außerdem werden zum Teil unterirdische Wege für den Transport von allem angelegt, was eine Opernbühne an Ausstattungsstücken benötigt.

Der Denkmalschutz wird darüber wachen, dass von der als qualitätvoll und elegant anerkannten Ausstattung aus der Nachkriegszeit nichts verloren geht. Ergänzend dazu bemerkte Landeskonservator Jörg Haspel, wenn man 2013 beim Wiedersehen sagen könne, dass alles beim „Alten“ geblieben ist, nur reinlicher und ansehnlicher, sei das Ziel erreicht. „Dabei ist natürlich zu beachten, dass sich hinter den Wänden und Decken, in den Treppenhäusern und Empfangsräumen sowie unter den Fußböden komplizierte Technik verbirgt, die die Lebensdauer und Spielfähigkeit des Hauses spürbar verbessert“.

Dreimal wurde die Lindenoper zerstört, und zwar 1843, 1941 und 1943, und dreimal wurde sie aufgebaut. Jedesmal hat man das Haus und seine Inneneinrichtung Zeitverhältnissen angepasst. Unverändert überliefert ist die Fassade zur Straße Unter den Linden mit der vergoldeten Widmung aus der Erbauungszeit FRIDERICUS REX APOLLINI ET MUSIS, was etwa bedeutet, dass König Friedrich dieses Haus dem Apoll und den Musen weiht.

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