Silberbuffet wäre fast eingeschmolzen worden - Kostbarkeiten aus der Barockzeit drohte vor 200 Jahren der Tod im Tiegel / Präsentation im Schloss Köpenick



Aus der Zeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., der von 1713 bis 1740 regierte, stammen diese vergoldete Terrine und weitere Teile des Silberbuffets.



Mit 95 Silbertalern besetzt ist diese aus der pommerschen Erbschaft stammende Silberkanne, die dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg gehörte und Teil des Berliner Silberbuffets war. Weitere Münzhumpen sind im Schloss Oranienburg aufgestellt. (Fotos: Caspar)

Auch in der kalten Jahreszeit ist das Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick einen Besuch wert. Ein besonderer Augenschmaus ist das aus dem Berliner Stadtschloss stammende Silberbuffet. Fast wäre es vor 200 Jahren eingeschmolzen worden. Nach der Niederlage Preußens 1806 im Krieg gegen Frankreich und dem Friedensschluss, zu dem Napoleon I., der siegreiche Kaiser der Franzosen, in Tilsit den preußischen König Friedrich Wilhelm III. ein Jahr später zwang, befand sich das Reich der Hohenzollern in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise. Die Franzosen verlangten 140 Millionen Francs als Kontributionen. Erst wenn diese Riesensumme beglichen war, wollten sie das um die Hälfte verkleinerte Preußen verlassen.

Um einen Teil der Kontributionen entrichten zu können, wurde am preußischen Hof nach entbehrlichen Gegenständen aus Gold und Silber gesucht. Friedrich Wilhelm III. ließ Teile seines Tafelgeschirrs einschmelzen, Königin Luise trennte sich von Juwelen, und auch Möbelstücke, die aus Silber gefertigt waren, erlitten den Tod im Tiegel. Da die Schulden außerordentlich drückten, wurde über das Schicksal des im Rittersaal des Berliner Stadtschlosses aufgetürmten Silberbuffets nachgedacht.

Die üppig mit Kronen, Adlern und Wappen und anderem Zierrat bedeckten Teller, Humpen, Kannen und Terrinen aus schwerem, mit einem Goldüberzug versehenen Silber waren im frühen 18. Jahrhundert von Augsburgern und Berliner Silberschmieden für den preußischen Hof angefertigt worden. Mit der Präsentation des Ensembles im wichtigsten Saal des Berliner Schlosses wurden Macht und Bedeutung des 1701 gegründeten preußischen Königtums demonstriert. Zugleich aber betrachteten die Hohenzollern die vergoldeten Silbergefäße als besonders edle Form des Staatsschatzes, der in Kriegs- und Krisenzeiten zur Bestreitung außerordentlicher Ausgaben und Herstellung geprägten Geldes geopfert wurde.

Dass vor 200 Jahren das Berliner Silberbuffet, heute eines der Highlights in der Ausstellung des Kunstgewerbemuseums im barocken Schloss Köpenick, nicht angetastet wurde, ist der Intervention von Hofbeamten zu verdanken. Sie wiesen Friedrich Wilhelm III. in aller Ehrfurcht auf den besonderen künstlerischen Wert und die historische Bedeutung des Ensembles hin und baten, man möge andere Silbergegenstände einschmelzen. Der König stimmte zu und stellte das Silberbuffet, aber auch einige mit Talern und Medaillen besetzte Humpen ebenfalls aus der Barockzeit unter seinen Schutz. Im Übrigen rief die Regierung Anfang 1813 das Volk zu Spenden unter dem Motto „Gold gab ich für Eisen“ auf, um die Ausrüstung von Freiwilligen für den bevor stehenden Befreiungskrieg gegen Frankreich finanzieren zu können. Das Echo in der Bevölkerung war beachtlich, und niemand dachte mehr daran, das im Berliner Schloss und anderen königlichen Residenzen befindliche Tafelsilber in den Schmelztiegel zu werfen.

Das Schloss Köpenick ist täglich von Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen über die Sammlung unter www.smb.spk-berlin.de/kgm.

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