Hommage an einen Menschenfreund - Baugrube für James-Simon-Galerie wird vor dem Neuen Museum ausgehoben



Die Baugrube vor dem Neuen Museum ist für die James-Simon-Galerie bestimmt.



Am Eingang der Landesvertretung von Baden-Württemberg in der Tiergartenstraße 15 erinnert eine Tafel an James Simon. (Fotos: Caspar)

Nach Ende des Frostes herrscht zwischen dem Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel und dem Kupfergraben emsige Betriebsamkeit. Vorbereitet wird die Baugrube für die zentrale Eingangshalle der Staatlichen Museen. Der Name der James-Simon-Galerie erinnert, wie auch der James-Simon-Park in der Nähe des S-Bahnhofs Hackescher Markt gegenüber der Museumsinsel, an den jüdischen Unternehmer James Simon, der von 1851 bis 1932 lebte. Dem Menschenfreund und Kunstsammler haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts die damaligen Königlichen Museen und ab 1918 die Staatlichen Museen zu Berlin außerordentliche Förderung und viele wertvolle Exponate wie die Büste der altägyptischen Königin Nofretete zu verdanken. So nimmt es nicht Wunder, dass ihr farbiges Bildnis gemeinsam mit der Büste von James Simon in einem besonderen Raum des Neuen Museums gezeigt wird.

Der reiche Baumwollhändler, Sammler und Kunstförderer hatte als Gründer der Deutschen Orient-Gesellschaft jene Ausgrabungen im ägyptischen Tell el-Amarna finanziert, in der Nofretete und andere Kostbarkeiten zum Vorschein kamen, und daher wurde ihm 1913 bei einer Fundteilung das Hauptstück, die Büste der schönen Königin, zugeteilt. Simon, der sich bei der Anlage seiner Sammlungen von dem renommierten Museumsdirektor Wilhelm von Bode beraten ließ, bewahrte das farbig gefasste Bildnis und viele andere Kunstwerke zunächst in seiner Villa an der Tiergartenstraße 15 a auf. Doch dann erhielt Nofretete einen Ehrenplatz im Neuen Museum und eroberte schnell die Herzen der Kunst- und Altertumsfreunde. 1920 schenkte Simon den Staatlichen Museen die Büste.

Es gehört zur Tragik im Leben von James Simon, dass es mit seinem Unternehmen im und nach dem Ersten Weltkrieg bergab ging. So sah sich der Sammler zu Kunstverkäufen an die Staatlichen Museen veranlasst. Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, wurden alle Hinweisschilder auf Simon entfernt, weil er Jude war. Da Simon schon 1932 gestorben war, musste er diese Schmach nicht mehr erleben. Seine Familie allerdings war rassistischer Verfolgung ausgesetzt. Die Landesvertretung von Baden-Württemberg, die vor ein paar Jahren auf dem Grundstück der Villa Simon an der Tiergartenstraße errichtet wurde, hat sich des Mäzens und Menschenfreundes angenommen und ehrt ihn mit einer am Eingang angebrachten Gedenktafel.

Für den Bau des auch mit gastronomischen Bereichen ausgestatteten neuen Besucherzentrums stellt der Deutsche Bundestag 73 Millionen Euro zur Verfügung. Von der James-Simon-Galerie geht es unterirdisch über die „Archäologische Promenade“ in die einzelnen Häuser auf der Museumsinsel; außerdem sollen in dem Neubau wechselnde Ausstellungen gezeigt und Vorträge veranstaltet werden. So wird er viel mehr sein als Verteiler für hunderttausende Besucher im Jahr, die auf die Museumsinsel kommen.

Entworfen von dem britischen Architekten David Chipperfield, der den Wiederaufbau des Neuen Museums inspiriert und geleitet hat, wird das neue Eingangshaus ein luftiger, ja durchsichtiger Bau sein, der das Neue Museum nicht beeinträchtigen wird. Eine Bürgerinitiative, die genau das befürchtet hat und deshalb das Projekt zu Fall bringen wollte, hatte keinen Erfolg, so dass dem Bau der James-Simon-Galerie nichts mehr im Wege steht. Nach den derzeitigen Planungen soll sie bis 2012 fertig gestellt sein.

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