Stelenfeld als Pflegefall - Wie die Risse im Holocaust-Denkmal behoben werden sollen,
ist noch unklar



Schnelle Hilfe: Die Betonstelen des Denkmals für die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden weisen bereits nach fünf Jahren Schäden auf, die schnell und dauerhaft behoben werden müssen. (Foto: Caspar)

Zu allen Jahreszeiten gut besucht ist das am 8. Mai 2005, dem 60. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus, eingeweihte Denkmal für die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden Europas. Nach Ende des starken Frostes zeigen sich Spalten und Ausbrüche in den Betonstelen. Dass sie behoben werden müssen, ist klar, über die Methode wird noch nachgedacht. Nicht lange nach der Weihe des Denkmals wurden die ersten Haarrisse in den dunkel gefärbten Stelen gefunden. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas hat sie registriert, um möglicherweise Ansprüche gegenüber der Herstellerfirma geltend zu machen, und jetzt neue Schäden entdeckt. Wie aus der Stiftung zu hören ist, hätten Verfüllungen der Risse mit Kunstharz keine Hilfe gebracht, jetzt würden Gutachter nach einem anderen Verfahren suchen.

Die Stiftung kann sich mit der Reparatur der erst fünf Jahre alten Anlage nicht viel Zeit lassen. Das aus 2711 Betonquadern im Gewicht von jeweils mehreren Tonnen bestehende Denkmal ist so bekannt und wird auch so viel besichtigt, dass die durch eindringendes Wasser und Frostaufsprengungen verursachten Schäden keinen guten Eindruck machen und nur zu unnötigem Gerede führen. Deshalb wird aufmerksam beobachtet, was denn nun mit dem als Ort der Erinnerung, Mahnung und Information nach einem Entwurf von Peter Eisenman gestalteten Mahnmal geschehen wird. Die dunkel gefärbten Betonquader ergeben ein „wogendes Getreidefeld“ ohne Eingang und ohne Ausgang, wie der New Yorker Architekt erklärte. Seine Erwartung trat ein, dass die begehbare Skulptur bei den Besuchern ein Gefühl der Verunsicherung und der Nachdenklichkeit erzeugt.

Im südöstlichen Bereich des Denkmalgeländes informiert eine unterirdische Ausstellung über den Holocaust, seine Opfer und die Täter. Bei den frühen Planungen war an diese inhaltliche Ergänzung noch nicht gedacht worden. Erst im Laufe der zum Teil sehr hitzigen Diskussionen über das Denkmal und seine Form fand die Forderung Gehör, zusätzliche Räume einzurichten, in denen über die Shoah gesprochen werden kann. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas dokumentiert darin Einzel- und Familienschicksale und weist auf weitere Gedenkstätten hin.

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