Vom Unwillen bis zum Mauerfall -
Wieland Giebel richtet in der Berlin Story ein kleines Museum ein



Wieland Giebel hofft auf große Resonanz der Historienschau in der Berlin Story. Das Modell vom Berliner Stadtschloss und der Straße Unter den Linden soll Besuchern eine erste Orientierung geben. (Foto: Caspar)

Der Berliner Verleger und Buchhändler Wieland Giebel will noch in diesem Jahr in der Berlin Story ein Berlin-Museum eröffnen. Er fühlt sich bei dem Plan, im Untergeschoss seiner Buchhandlung Unter den Linden 26 eine vom Mittelalter bis zur Gegenwart reichenden Dokumentation einzurichten, vom wachsenden Interesse vieler Hauptstädter und ihren Gästen an der Historie der Stadt und der Region bestärkt. „Die Nachfrage nach entsprechender Literatur ist groß, sehr groß, und ebenso werden wir gefragt, ob es nicht möglich sei, passende Bilder, Videos und Sachzeugen in einer Art Rundgang zu präsentieren“, sagt der Organisator des jährlich veranstalteten Geschichtsfestivals Historiale. Generalthemen der Schau seien die bei Berlinern schon vor Jahrhunderten ausgeprägte Freiheitsliebe und Tatkraft und die Art und Weise, wie sie ihres eigenen Glückes Schmied waren und auch in widrigen Zeiten sich bietende Chancen zu nutzen verstanden. Die Ausstellung beginne beim „Berliner Unwillen“, jenem mutigen Aufbegehren gegen eine kurfürstliche Zwingburg Mitte des 15. Jahrhunderts, und reiche über die Revolutionen von 1848/49 sowie 1918/19 bis zur friedlichen Revolution in der DDR 1989, die zum Fall der Mauer und zum Ende der SED-Herrschaft und schließlich zur deutschen Wiedervereinigung führte.

Da ein internationales Publikum erwartet wird, verfügt die Ausstellung über Texte in sechs Sprachen. Interessenten bekommen Kopfhörer und können sich an 25 historischen Stationen orientieren. Großformatige Fotos, Gemäldereproduktionen und Landkarten, aber auch bewegte Bilder und Videoclips helfen, sich beim Rundgang im Gewirr der Berliner Geschichte zurechtzufinden. Das gleiche tun auch Stadtmodelle, Dioramen mit Zinnfiguren sowie dreidimensionale Exponate. Da die Hohenzollern bis zum Ende der Monarchie 1918 die dominierenden Kräfte in Berlin und Preußen, seit der Reichseinigung von 1871 auch im neu gegründeten Deutschen Reich waren, kommen sie da und dort vor, betont Giebel. Das werde etwa bei der Förderung von Hugenotten und anderen Einwanderern durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im 17. Jahrhundert oder beim geradezu königlichen Ausbau der Residenzstadt unter Friedrich dem Großen der Fall sein. „In der Abteilung 19. Jahrhundert wird die Entwicklung Berlins zur Weltmetropole mit all ihren Licht- und Schattenseiten dokumentiert, und im 20. Jahrhundert wollen wir den Naziterror und seine Folgen, den Holocaust und den Widerstand gegen die Hitlerherrschaft darstellen und auch zeigen, wie nach 1945 das Leben in der geteilten Stadt und von 1961 bis 1989 angesichts von Mauer und Stacheldraht war. Viele junge Leute kennen dergleichen nur noch vom Hörensagen, wir wollen die Hintergründe und Auswirkungen ins Gedächtnis rufen“, kündigt Giebel an. Beileibe wolle die Berlin-Schau mit Ausstellungen der Stiftung Stadtmuseum oder des Deutschen Historischen Museums konkurrieren, wohl aber auf diese neugierig machen.

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