Architekturpreis für David Chipperfield -
Wiederaufbau des Neuen Museums als herausragend und beispielgebend gewürdigt



Vor dem Neuen Museum wird derzeit die James-Simon-Galerie als zentrales Eingangsgebäude für die Museumsinsel gebaut. Die Fundamente am Kupfergraben sind schon gelegt.



Unzählige Besucher freuen sich über die kostbaren Exponate im Neuen Museum und die gelungene Kombination von Alt und Neu.



Der so genannte Niobidensaal ist einer der wenigen Räume im Neuen Museum, der Krieg und Nachkriegszeit ziemlich unbeschädigt überstanden hat. Er vermittelt einen guten Eindruck von der ursprünglichen Pracht der Innenausstattung. (Fotos: Caspar)

Das Neue Museum ist „der“ Renner auf der Museumsinsel. Unzählige Besucher kommen, um die Büste der altägyptischen Königin Nofretete und die vielen anderen Altertümer aus dem Land am Nil und aus vor- und frühgeschichtlichen Zeiten zu sehen. Der mit dem Wiederaufbau des Neuen Museums betraute britische Architekt David Chipperfield erhielt für seine Leistung den Deutschen Architekturpreis 2011. Zwischen 2003 und 2009 wiederaufgebaut, stellt das im Zweiten Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern zerstörte Gebäude eine gelungene Kombination von Alt- und Neubau dar. Chipperfield und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hatten sich nicht für die weitgehend originalgetreue Rekonstruktion entschieden, sondern sich dafür ausgesprochen, die erhaltene Substanz durch moderne Bauteile zu ergänzen. Was dann entstand, hat nicht jedem gefallen, doch wird von vielen Besuchern das Ergebnis als angemessen und gelungen gewürdigt.

Diesem Urteil hat sich auch die Jury angeschlossen. Sie lobte Chipperfields Leistung als herausragend und beispielgebend und betonte, dass der Architekt sensibel mit den vorgefundenen Strukturen, Ausmalungen und Bauelementen umgegangen ist. Bundesbauminister Peter Ramsauer kommentierte die Auszeichnung mit den Worten, es sei dem Architekten und seinem Team gelungen, aus der Kriegsruine ein modernes Museum zu machen, das zu den Perlen der Museumsinsel gehört.

Das Neue Museum wurde für rund 212 Millionen Euro aufgebaut. Jahrzehntelang war die Kriegsruine ohne Dach Wind und Wetter ausgesetzt. In den späten DDR-Jahren gab es Pläne, das von dem Architekten Friedrich August Stüler zwischen 1841 und 1859 errichtete Haus unter Zuhilfenahme alter Fotos und Pläne sowie geretteter Architekturelemente weitgehend originalgetreu zu rekonstruieren. Doch rückten die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz nach der Wiedervereinigung von diesem mangels Masse schwer realisierbaren Plan ab und gewannen 1997 David Chipperfield für den Wiederaufbau. Zwei Jahre später wurde die Museumsinsel komplett auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gesetzt, was der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ihren Staatlichen Museen besondere Sorgfalt im Umgang mit der historischen Substanz auferlegt.

Bis 2013 soll als zentrales Eingangsgebäude zwischen Kupfergraben und Neuem Museum entstehen. Die Bauarbeiten sind an dem Haus, das mit seinem Namen an den Berliner Mäzen und Menschenfreund James Simon erinnert, sind derzeit im Gang. Ohne Simons finanzielles Engagement bei Ausgrabungen vor hundert Jahren in Ägypten wäre die Büste der Nofretete nicht nach Berlin gelangt, und auch sonst wäre die Berliner Museumslandschaft ohne seine Spenden und Schenkungen um Vieles ärmer.

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