Aug in Auge mit Friedrich dem Großen -
Stettiner Königsdenkmal von Schadow ist zu Gast auf der Museumsinsel



In der Kleinen Kuppelhalle des Bode-Museums hält Friedrich der Große, von Johann Gottfried Schadow entworfen und gemeißelt, Wache.



Fragmente vom Sockel des Stettiner Denkmals können ebenfalls in der Kleinen Kuppelhalle betrachtet werden. (Fotos: Caspar)

Solange der preußische König Friedrich II., der Große, lebte, untersagte er, ihm zu Ehren Denkmäler unter freiem Himmel zu errichten. Erst nach seinem Tod am 16. August 1786 wurden Planungen für solche Monumente in Angriff genommen. Einer der ersten Künstler, die sich mit dem Thema befassten, war der Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow, dessen Statue Friedrichs des Großen 1793 in Stettin enthüllt wurde. Voraussichtlich bis 2015 ist die unlängst restaurierte Königsfigur im Bode-Museum auf der Museumsinsel ausgestellt.

Das Denkmal aus carrarischem Marmor stellt Friedrich II. in zeitgenössischer Uniform mit einem umgeschlagenen Hermelinmantel als Landesvater, Feldherr und Gesetzgeber dar. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs in drei Teile zerbrochen und stark beschädigt, galt die Figur lange Zeit als verloren. Doch als sie vor einigen Jahren im Depot des Stettiner Nationalmuseums wiederentdeckt wurde, war es für Klaus Gehrmann, den Geschäftsführer der Schadow Gesellschaft e. V. zu Berlin, ein inniger Wunsch, dass sie vom Dreispitz bis zu den Stiefelsohlen restauriert und wieder ausgestellt wird. Gehrmann und seine Mitstreiter, die bereits für die Aufstellung von sechs bronzenen Generalen der friderizianischen Armee auf dem Berliner Zietenplatz gesorgt hatten, brachten 60 000 Euro zusammen. Die Stadt Stettin und das dort ansässige Nationalmuseum legten 50 000 Euro dazu, und so konnte sich der Breslauer Steinrestaurator Ryszard Zarycki an die schwierige Aufgabe machen, das lädierte Gesicht des Königs sowie zahlreiche verloren gegangene Details zurückzugewinnen.

Als in der vergangenen Woche (am 1. Dezember 2011) das gereinigte und ergänzte Monument in der Kleinen Kuppelhalle des Bode-Museums enthüllt wurde, hoben Marek Prawda, der Botschafter der Republik Polen, Lech Karwowski, der Direktor des Nationalmuseums in Stettin, Jürgen Klebs, der Vorsitzende der Schadow Gesellschaft, und weitere Gäste hervor, die Rettung des Stettiner Friedrich-Denkmals und seine Präsentation in Berlin seien ein großartiges Beispiel für deutsch-polnische Mühen um das gemeinsame Kulturerbe und zugleich eine besondere Reverenz an Johann Gottfried Schadow. Der damals schon sehr bekannte und viel beschäftigte Bildhauer hatte den Auftrag für die Statue von den pommerschen Landständen erhalten. Er bekam für seine Arbeit zwar großes Lob, musste aber mehrere Jahre dafür kämpfen, dass man seine Arbeit mit etwa 6000 Talern bezahlte, denn die Zeiten waren schlecht, und Preußen hatte bedeutende Ausgaben für seinen Krieg gegen das revolutionäre Frankreich. Schadows Friedrich-Denkmal stand ursprünglich auf dem Königsplatz in Stettin, doch wurde es, schon recht verwittert, erst 1875 in das Ständehaus, das ehemalige Palais Friedrichs des Großen in Stettin, umgesetzt und auf dem Platz durch einen Bronzeabguss ausgetauscht.

Voraussichtlich bis 2015 steht das Original als Leihgabe des Stettiner Nationalmuseums nahe der eleganten Freitreppe in der Kleinen Kuppelhalle des Bode-Museums. Geht man diese hoch, dann sieht man eine von dem Berliner Bildhauer Franz Tübbecke nach dem Stettiner Original geschaffene Kopie dieses Monuments. Die Nachbildung war 1902 vom damaligen Generaldirektor der Königlichen Museen, Wilhelm von Bode, als Hommage an den Preußenkönig und seine Mühen um die Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft und sowie die Kunstsammlungen der Hohenzollern in Auftrag gegeben worden. Zum Schmuck der im Stil des preußischen Rokoko dekorierten Kleinen Kuppelhalle gehören überdies sechs marmorne Generalsfiguren, die Friedrich der Große ursprünglich auf dem Berliner Wilhelmplatz hatte aufstellen lassen, sowie zwei Marmorfiguren aus dem Park von Sanssouci. „Friedrich als Original von 1793 und als Kopie von 1902 sowie sechs Generalsfiguren aus dem 18. Jahrhundert und weitere Figuren – diese Sammlung Berliner Bildhauerkunst stimmt auf großartige Weise auf das Friedrichjahr 2012 ein“, sagt Klaus Gehrmann, und er hofft, dass viele Besucher der Museumsinsel die Gelegenheit wahrnehmen, Preußens großem König auf Augenhöhe zu begegnen. Eine in deutscher und polnischer Sprache verfasste, reich illustrierte Publikation der Schadow-Gesellschaft informiert über die Geschichte und das Schicksal des Königsdenkmals und zeigt, wie es durch Restauratorenkunst wiedergeboren wurde (104 Seiten, 10 Euro). Das Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel ist täglich von 10 bis 18, am Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet.

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