Ort des Erinnerns und der Freude -
Das 2007 beschlossene Freiheits- und Einheitsdenkmal kann am Berliner Schlossplatz errichtet werden



Die Deutschland-Wippe auf dem alten Denkmalsockel soll nun endlich nach dem Entwurf von Miller & Partner sowie Sasha Waltz errichtet werden. Das Haus im Hintergrund ist Schinkels Bauakademie, doch steht seine Wiedergeburt noch in den Sternen. (Repro: Caspar)

Lange war um die Form des 2007 vom Deutschen Bundestag beschlossenen Freiheits- und Einheitsdenkmals gerungen worden. Zwei künstlerische Wettbewerbe hat es gegeben, doch waren ihre Ergebnisse wenig erfreulich. Doch jetzt steht fest, wie das Monument aussehen soll. Wenn alles nach Plan geht, wird auf dem Fundament des nach dem Zweiten Weltkrieg beseitigten enthüllten Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Berliner Schlossplatz eine der Stuttgarter Agentur für Kommunikation im Raum Milla & Partner in Zusammenarbeit mit der Choreografin Sasha Waltz entworfene Schale mit der im Wendejahr 1989 skandierten Inschrift "Wir sind das Volk - Wir sind ein Volk" stehen. Ergänzt wird diese Inschrift auf der Außenseite der Schale durch Bilder aus dieser Zeit. Das "Bürger in Bewegung" genannte Monument wird nach dem Willen seiner Gestalter begehbar sein. Wenn sich genügend viele Personen auf die eine Seite stellen, wird sich die Schale wie eine Wippe auf der anderen Seite nach oben bewegen. Die Idee muss Kulturstaatsminister Bernd Neumann als Veranstalter des Wettbewerbs so fasziniert haben, dass er den Kulturausschuss des Bundestages für diesen Entwurf gewann und nicht etwa für einen von Stephan Balkenhol entworfenen, fünf Meter hohen Mann, der vor Begeisterung und Rührung angesichts der neuen Freiheit nach der Öffnung der Mauer niederkniet.

Die künstlerische Formensprache des jetzt zur Ausführung vorgeschlagenen Vorschlags schaffe einen symbolischen Ort der positiven Erinnerung an die friedliche Revolution 1989 in der DDR und die Wiedervereinigung ein Jahr später, kommentierte Bernd Neumann den Entwurf. Er sei sich sicher, dass das Denkmal, das endlich einmal an ein positives Ereignis deutscher Geschichte erinnert, von den Berlinern und den Gästen der Stadt als Ort des Erinnerns und der Freude gut angenommen wird.

Kaum war das Votum für die wie eine Eierschale an den Rändern gezackte, nach oben gewölbte "Deutschland-Wippe", meldeten sich schon Bedenkenträger. Die einen stellten das ganze Projekt mit dem Hinweis als unnötig infrage, Berlin habe schon genug Denkmäler und Mahnorte. Andere Kritiker bemängelten die Größe und die Wucht der Anlage. Doch werden auch Fragen an die technische Umsetzung des Projekts und mögliche Unfallgefahren gestellt, weil ja Personen herunterfallen könnten, wenn die Ränder nicht durch Gitter abgesichert werden. Es wird überdies befürchtet, dass das Erinnern an die dramatische Zeit vor über 20 Jahren hinter dem Spaß beim Hin- und Herschaukeln zurücktreten könnte. Nun ist es am Bundestag, dass er den Startschuss für die praktische Umsetzung des zehn Millionen teuren Denkmalprojekts gibt.

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