"Ich habe den Krieg verhindern wollen" -
Denkzeichen für den Hitler-Attentäter Georg Elser in der Wilhelmstraße enthüllt



Weithin sichtbar ist das an der Ecke Wilhelmstraße/An der Kolonne aufgestellte Denkzeichen mit dem Profil des Hitler-Attentäters Johann Georg Elser.



Der Berliner Künstler Ulrich Klages ging aus dem Wettbewerb um das Denkzeichen für Johann Georg Elser siegreich hervor.



Eine Tafel neben dem Denkzeichen berichtet über Johann Georg Elser und seinen Versuch, Hitler und weitere Naziführer zu töten. (Fotos: Caspar)

Genau 72 Jahre nach dem gescheiterten Sprengstoffanschlag vom 8. November 1939 auf Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller wurde der Attentäter Johann Georg Elser an der Ecke Wilhelmstraße/An der Kolonnade in Berlin durch ein Denkzeichen geehrt. Die von dem Berliner Künstler Ulrich Klages gestaltete Stahlskulptur ist 17 Meter hoch. Sie bildet die Silhouette des Gesichts von Elser ab und leuchtet bei Dunkelheit auf beiden Seiten weit in die Wilhelmstraße hinein, an der Hitlers Reichskanzlei sowie die wichtigsten Dienst- und Terrorzentralen des nationalsozialistischen Deutschland lagen. Eine in das Straßenpflaster eingelassene Inschrift zitiert Elser mit den Worten „Ich habe den Krieg verhindern wollen“. Daneben nennt eine Bild- und Schrifttafel die Beweggründe des schwäbischen Schreiners für den Anschlag. Lange nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde Elser als Werkzeug des britischen Geheimdienstes beziehungsweise der Gestapo verkannt. In der Geschichtsschreibung und im Schulunterricht in beiden deutschen Staaten blieb er lange unbeachtet, ein Vergessener und Verfemter. Doch seit dem Auffinden der Verhörprotokolle im Jahre 1964 kann niemand ernsthaft an der Aufrichtigkeit der Motive des Widerstandskämpfers zweifeln.

Bei der Einweihung des Denkzeichens dankte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz dem Schriftsteller Rolf Hochhuth, der die Initiative für die längst fällige Ehrung ergriffen hatte, und dem Gestalter Ulrich Klages, dessen filigran wirkender Entwurf vom Preisgericht einstimmig aus einer Vielzahl von Einsendungen ausgewählt wurde. „Johann Georg Elser war eine wahre Lichtgestalt in dunkler Zeit. Mit seiner mutigen Tat versuchte er, der Geschichte einen anderen Verlauf zu geben und den am 1. September 1939 begonnenen Zweiten Weltkrieg durch Tötung des deutschen Oberbefehlshabers und weiterer NS-Größen zu beenden. An diesem Ort wird gezeigt, wie der gescheiterte Tyrannenmörder über den Tyrannen triumphiert“, sagte Schmitz. Rolf Hochhuth betonte, Elser habe bewiesen, dass es in der NS-Zeit möglich war, sich gegen ein Unrechtsregime aufzulehnen, auch wenn man damit den Hass der Mehrheit in Kauf nehmen muss.

Johann Georg Elser hatte seine Tat angesichts der Kriegsgefahr seit 1938 geplant. Die von ihm gebaute und heimlich im Bürgerbräukeller platzierte Bombe verfehlte Hitler, weil dieser eine Parteiveranstaltung kurz vor der Explosion verlassen hatte, sowie weitere Nazigrößen. Der Attentäter wurde schon bald an der Grenze zur Schweiz gefasst und in München und Berlin quälenden Verhören unterworfen, bei denen die Gestapo herausfinden wollte, ob er Hintermänner hat. Diese konnte Elser nicht nennen, denn er hatte seine Tat allein geplant und durchgeführt. Er betonte, der Anschlag habe der Wahrung des Friedens gegolten.

Die Naziführung verzichtete auf einen Prozess gegen ihn, weil dieser unliebsame Einsichten in das Denken des Hitlergegners ergeben hätte. Nach langer Einzelhaft und furchtbaren Torturen wurde Elser am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet, wenige Tage vor der Befreiung durch amerikanische Truppen. Eine Bronzebüste an der „Straße der Erinnerung“ auf der Moabiter Seite des Spreebogens in der Nähe des Bundesinnenministerium erinnert an ihn, und eine Schule in Neukölln trägt seinen Namen.

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