Vom Augenspiegel zum Scheibenwischer -
Maria Curter erinnert in neuem Buch an Berliner Erfinder und Erfindungen



Albrecht von Graefe hatte im 19. Jahrhundert mit dem Helmholtz’schen Augenspiegel große Erfolge. Sein Denkmal steht in der Nähe der Berliner Charité.



Eine bronzene Säule an der Ecke Münzstraße/Almstadtstraße in Berlin-Mitte erinnert an Ernst Theodor Amadeus Litfaß, dessen zylinderförmigen Anschlagsäulen ab 1850 in Berlin und dann auch anderswo aufgestellt wurden. (Fotos: Caspar)

Die Berliner sind nicht nur ein Völkchen, das Haare auf den Zähnen hat, wie Goethe einmal sagte. Sie sind auch sehr erfinderisch. Ein neues Buch der Wissenschaftsjournalistin Maria Curter schildert, was in den letzten 200 Jahren so alles erfunden wurde und von Berlin aus in die Welt ging. Bekanntlich machen Not und Hunger erfinderisch, außerdem möchten wir unser Dasein verbessern und auch unsere Arbeit erleichtern. Also werden Neuerungen ausgetüftelt und altbewährte Dinge und Verfahren verbessert. Die von der Autorin geschilderten Innovationen reichen vom Herzkatheter, Dosenöffner und Toilettenpapier, vom Eierschneider, Fernseher und Büstenhalter bis zur ausfahrbaren Hundeleine, ferner vom Modellbaukasten und Elektrozähler bis zur Litfaßsäule und Leuchtboje, Fernseher und Funktelegrafen, um die Bandbreite dessen anzudeuten, was die knapp 80 Geschichten um Erfinder und Erfindungen bieten.

Viele bekannte und unbekannte Persönlichkeiten werden in dem Buch mit ihren Erfindungen vorgestellt. So etwa der frühere Kölner Oberbürgermeister und nach 1949 erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, dem wir unter anderem die Ende des Ersten Weltkriegs patentierte Biowurst verdanken, oder der preußische Prinz Heinrich, der sich als begeisterter Autofahrer einen Scheibenwischer einfallen ließ. Dann begegnen wir dem bekannten Augenarzt Albrecht von Graefe, der vielen Kranken mit einem von Hermann (von) Helmholtz erfundenen Augenspiegel half, ferner Julius Fromm, dem Hersteller von Kondomen, genannt Fromms Act oder volkstümlich Frommser, und dem Maler Samuel Leopold Kinsbrunner, auf den die beliebten Inlineskates zurückgehen.

Die Autorin weist an diesen und weiteren Beispielen aus der großen Zahl von Berliner Erfindungen darauf hin, dass bei vielen weitweit verbreiteten Geräten und Verfahren deren Wurzeln kaum noch bekannt sind. Diese Ursprünge wieder in Erinnerung gebracht zu haben, ist ein großes Verdienst dieses lehrreichen und dabei amüsant zu lesenden Buches, das auf intensivem Studium von Patentschriften beruht und Abbildungen aus diesen bietet.

Das Buch von Maria Curter „Das erfinderische Berlin“ erschien im Verlag Das Neue Berlin, hat 192 Seiten und zahlreiche Abbildungen und kostet 12,95 Euro (ISBN 978-3-360-02119-9).

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