Nun danket all und bringet Ehr -
Vom Turm der Nikolaikirche erklingt über mehrere Oktaven weithin ein Glockenspiel



Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Nikolaikirche wurde in den achtziger Jahren wieder aufgebaut und ist Ort einer stadtgeschichtlichen Ausstellung.



Weithin sichtbar sind die spitzen Türme der Nikolaikirche im gleichnamigen Viertel. Wenn nach längerer Pause hier wieder das Glockenspiel erklingt, wird das sicher viele Schaulustige anlocken. (Fotos: Caspar)

Das Glockenspiel im Französischen Dom am Gendarmenmarkt hat Konkurrenz bekommen. Mit einem zweistündigen Sonntagskonzert wurde unlängst nach längerer Pause aufgrund von Bauarbeiten das Carillon im Turm der Nikolaikirche im Bezirk Mitte zum Klingen gebracht. Das Glockenspiel kann mit seinen 41 Glocken alte Choräle und neue Melodien über mehrere Oktaven spielen. Damit wird das Nikolaiviertel, in dessen Mittelpunkt die von der Stiftung Stadtmuseum für Ausstellungszwecke genutzte Nikolaikirche steht, hörbar aufgewertet. Die Töne werden nicht wie auf einer Orgel gespielt, sondern mit der Faust auf einer speziellen Tastatur angeschlagen, erläutert Andreas Henkys, der Kurator der Nikolaikirche. „Wir beleben eine schöne Tradition neu, wenn wir känftig regelmäßig Glockenspiel-Konzerte geben. Mit ihnen ehren wir auch zwei ganz Große aus der Geschichte der Berliner Nikolaikirche, nämlich den Theologen Paul Gerhardt, dessen Kirchenlieder bis heute gern gesungen werden, und den Kantor und Komponisten Johann Crüger“, sagt Henkys. An Gerhardt und Crüger, die im 17. Jahrhundert lebten, erinnert eine Gedenktafel im Eingangsbereich der Nikolaikirche. Zitiert wird auf der Schriftenplatte der Choral „Nun danket all und bringet Ehr“ mit der Bitte „Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land / er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand“.

Erwartet wird in den nächsten Jahren das Glockenspiel der Parochialkirche im alten Klosterviertel unweit des Alexanderplatzes. Nach dem Willen des Vereins Denkmal an Berlin soll es in den Turm dieses barocken Gotteshauses eingebaut werden. Die Sache hat nur einen Haken, denn der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Turm muss erst noch nach alten Bauplänen, Zeichnungen und Fotos errichtet werden. Der Verein sammelt Spenden und hofft, dass in vielleicht vier Jahren das Carillon im Turm der Parochialkirche das Spiel in der Nikolaikirche und im Französischen Dom ergänzen wird. Vor 300 Jahren erklangen dort alle Viertelstunde ein kurzer Glockenton sowie alle halbe und ganze Stunde ein Choral.

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