Das Glockenspiel im Französischen Dom am Gendarmenmarkt hat Konkurrenz
bekommen. Mit einem zweistündigen Sonntagskonzert wurde unlängst nach
längerer Pause aufgrund von Bauarbeiten das Carillon im Turm der
Nikolaikirche im Bezirk Mitte zum Klingen gebracht. Das Glockenspiel kann
mit seinen 41 Glocken alte Choräle und neue Melodien über mehrere Oktaven
spielen. Damit wird das Nikolaiviertel, in dessen Mittelpunkt die von der
Stiftung Stadtmuseum für Ausstellungszwecke genutzte Nikolaikirche steht,
hörbar aufgewertet. Die Töne werden nicht wie auf einer Orgel gespielt,
sondern mit der Faust auf einer speziellen Tastatur angeschlagen, erläutert
Andreas Henkys, der Kurator der Nikolaikirche. „Wir beleben eine schöne
Tradition neu, wenn wir känftig regelmäßig Glockenspiel-Konzerte geben. Mit
ihnen ehren wir auch zwei ganz Große aus der Geschichte der Berliner
Nikolaikirche, nämlich den Theologen Paul Gerhardt, dessen Kirchenlieder bis
heute gern gesungen werden, und den Kantor und Komponisten Johann Crüger“,
sagt Henkys. An Gerhardt und Crüger, die im 17. Jahrhundert lebten, erinnert
eine Gedenktafel im Eingangsbereich der Nikolaikirche. Zitiert wird auf der
Schriftenplatte der Choral „Nun danket all und bringet Ehr“ mit der Bitte
„Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land / er gebe Glück zu
unserm Tun und Heil zu allem Stand“.
Erwartet wird in den nächsten Jahren das Glockenspiel der Parochialkirche im
alten Klosterviertel unweit des Alexanderplatzes. Nach dem Willen des
Vereins Denkmal an Berlin soll es in den Turm dieses barocken Gotteshauses
eingebaut werden. Die Sache hat nur einen Haken, denn der im Zweiten
Weltkrieg zerstörte Turm muss erst noch nach alten Bauplänen, Zeichnungen
und Fotos errichtet werden. Der Verein sammelt Spenden und hofft, dass in
vielleicht vier Jahren das Carillon im Turm der Parochialkirche das Spiel in
der Nikolaikirche und im Französischen Dom ergänzen wird. Vor 300 Jahren
erklangen dort alle Viertelstunde ein kurzer Glockenton sowie alle halbe und
ganze Stunde ein Choral.
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