„Zum öffentlichen Nutzen“ -
Was Berliner Archäologen im Bereich der Rathausbrücke ans Tageslicht holten



Der brandenburgische Kurfürst Friedrich III., ab 1701 König Friedrich I. in Preußen, ließ den Neubau der Langen Brücke 1692 durch eine prächtige Medaille mit dem Motto „Zum öffentlichen Nutzen“ feiern.



Ursprünglich stand das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf der Langen Brücke, die als Kurfürstenbrücke und als Rathausbrücke derzeit ihre Wiedergeburt erlebt. Heute ist das Monument ein beliebtes Fotomotiv im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses. (Fotos: Caspar)

Der Bau der Berliner Rathausbrücke zwischen Nikolaiviertel und Marstall macht Fortschritte. Für Archäologen ergab sich im Vorfeld die einzigartige Möglichkeit nachzuschauen, wie die Vorgängerbauten ausgesehen haben. Im neuen Jahrbuch „Archäologie in Berlin und Brandenburg“ schildert Norbert Graf, was Bagger aus der Spree ans Tageslicht brachten und aus welcher Zeit die Hinterlassenschaften stammen. Die Rathausbrücke war ursprünglich eine Holzkonstruktion, die 1692 bis 1694 durch einen repräsentativen Neubau aus Stein mit reichem Figurenschmuck ersetzt wurde. Preußens König Friedrich I. ließ dort 1703 das von seinem Hofbildhauer Andreas Schlüter geschaffene und von Johann Jacobi in Bronze gegossene Reiterdenkmal seines Vaters, des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, aufstellen. Das Monument schmückt heute im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses, eine Kopie steht in der Eingangshalle des Bode-Museums auf der Museumsinsel.

Die Rathausbrücke hieß ursprünglich Lange Brücke oder Kurfürstenbrücke. Als man die Spree Mitte des 19. Jahrhunderts schiffbar machte, wurde sie durch einen Neubau ersetzt, der die Passage größerer Fahrzeuge ermöglichte. Ende des Zweiten Weltkriegs vor der heranrückenden Roten Armee gesprengt, existierte hier ein Provisorium, das nun durch eine neue Brücke ersetzt wird. Ob auf der neuen Rathausbrücke, die nach der Rathausstraße benannt wird, eine Kopie des barocken Kurfürstendenkmals aufgestellt wird, hängt von Sponsorengeldern ab. Im Zusammenhang mit dem Bau des Humboldt-Forums mit der Fassade des 1950 abgerissenen Stadtschlosses wird dieser Wunsch immer mal wieder diskutiert.

Archäologen waren seit Beginn der Abrissarbeiten der alten und dem Bau der neuen Rathausbrücke dabei und konnten Reste der Steinbrücke aus dem späten 17. Jahrhundert freilegen. Gefunden wurden auch Lorbeerblätter aus Bronze, die zu allegorischen Figuren gehörten, mit denen vor über 300 Jahren Berlins erste Steinbrücke geschmückt waren. Friedrich III., der 1688 die Nachfolge des Großen Kurfürsten antrat und sich König Friedrich I. nannte, war so stolz auf diese Errungenschaft, dass er sie 1692 auf einer Medaille mit dem ins Deutsche übersetzten Motto „Zum öffentlichen Nutzen“ verherrlichen ließ. Im Flussbett haben die Archäologen neben Münzen auch den Rest eines mittelalterlichen Lichtstocks aus gebranntem Ton entdeckt. Dass man in ihn brennendes Holz steckte, unterstreichen Russpartikel. Das mit eingeritzten menschlichen Figuren, die sich vielleicht als Apostel deuten lassen, versehene Objekt könnte laut Norbert Graf einen Altar beleuchtet haben.

Das neue Jahrbuch „Archäologie in Berlin und Brandenburg“ erschien im Verlag Konrad Theiss Stuttgart, hat 177 Seiten, ist reich illustriert und kostet 26,59 Euro (ISBN 978-3-8062-2464-1). Es schildert, um nur in Berlin zu bleiben, Ergebnisse von Grabungen auf dem Petriplatz sowie auf dem Schlossplatz und vor dem Staatsratsgebäude in Mitte sowie in Köpenick und Spandau.

Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"