Buntes Treiben in antiker Metropole -
Wandbild und kostbare Skulpturen ein Jahr lang im Pergamonmuseum zu sehen



Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Pergamon, seine Bewohner und Bauten vermittelt das Panoramagemälde, hier die Darstellung der Akropolis.



In Pergamon ausgegrabene Götterfiguren gehören zum Besten, was antike Bildhauer geschaffen haben.



Ursprünglich waren die Reliefs des Pergamonaltars wie viele anderen antike Skulpturen bunt bemalt. Jährlich etwa eine Million Besucher kommen ins Pergamonmuseum, um dieses zu den antiken Weltwundern gezählte Kunstwerk zu betrachten. (Fotos: Helmut Caspar)

Im späten 19. Jahrhundert erregten Skulpturen und Architekturelemente aus dem antiken Pergamon in Berlin großes Aufsehen. Die Marmorsteine aus der Hauptstadt des pergamenischen Königreichs wurden in einem ihnen gewidmeten Museum auf der Museumsinsel aufgestellt. Es dauerte dann noch hundertdreißig Jahre, bis ihnen eine umfassende Ausstellung im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel gewidmet wurde, verbunden mit einem riesigen Panoramabild, das eine lebendige Vorstellung davon vermittelt, wie die antike Stadt um das Jahr 129 nach Christus ausgesehen hat.

Das von dem Berliner Architekturprofessor und Panoramakünstler Yadegar Asisi geschaffene Wandbild ist 25 Meter hoch und 103 Meter lang. In einem Rundbau auf dem Ehrenhof des Pergamonmuseums montiert, besteht es aus zahlreichen farbigen Einzelbildern, die Asisi in Zusammenarbeit mit Archäologen der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und des Deutschen Archäologischen Instituts geschaffen und zu einer einzigartigen Gesamtschau zusammengesetzt hat. Die Wirkung des Panoramabildes wird durch raffinierte Licht- und Klangeffekte auf unvergessliche Weise gesteigert. Besucher zeigen sich überwältigt und schauen die im Museum ausgestellten vollplastischen Figuren, Reliefs, Fundstücke aus Metall und Keramik sowie die in einer kleinen Schatzkammer ausgelegten etwa 200 Münzen der Könige von Pergamon mit ganz anderen Augen an. „Das ist auch meine Absicht, denn das Panorama und die Ausstellung mit ihren vielfach noch nie gezeigten Stücken bilden eine Einheit. So werden auf eindrucksvolle Weise Forschung und Erkenntnis über das Leben der Pergamener, ihre Paläste und Heiligtümer und das Leben auf den Straßen und Plätzen zusammengeführt“, sagt Asisi beim Rundgang sichtlich erleichtert, dass ihm und seinem Team diese gigantische Aufgabe auch zur Zufriedenheit der ihn beratenden Altertumskundler gelungen ist.

Die Ausstellung ist Teil eines Forschungsprojekts, in dessen Rahmen alle im Bestand der Berliner Antikensammlung befindlichen griechischen, römischen und etruskischen Skulpturen und Antikenabgüsse erfasst und gewertet werden. Erste Ergebnisse werden im auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern im Pergamonmuseum Weise gemeinsam mit 3-D-Modellen und Computersimulationen präsentiert. Unter den etwa 450 Exponaten der bis zum 30. September 2012 gezeigten Ausstellung sind viele, die bisher noch nie öffentlich zu sehen waren. Dazu kommen hochkarätige Leihgaben aus Museen in Neapel, Rom und anderen Städten.

Für die Dokumentation im Anschluss an den Großen Saal mit dem Pergamonaltar sind zahlreiche Stücke restauriert worden. Die Götter-, Herrscher- und Kriegerbilder erinnern daran, dass Pergamon im 3. und 2. Jahrhundert vor Christus die Metropole eines mächtigen Reiches war, das große Teile der heutigen Türkei umfasste. Die Königsdynastie der Attaliden hatte den Ehrgeiz, Pergamon, das heutige Bergama, zu einem zweiten Athen zu machen. Mit seinen auf dem Panoramagemälde abgebildeten Marmorbauten und den Siegesdenkmälern konkurrierte die Stadt mit Athen, dem damals vielgerühmten Zentrum der antiken Welt. Die besten Bildhauer ihrer Zeit waren den Königen von Pergamon zu Diensten. In den Rang eines Weltwundern wurde schon in den Antike ihr Meisterwerk, der Pergamonaltar, gezählt, der Jahr für Jahr eine Million Besucher auf die Museumsinsel lockt und zu den bedeutendsten Schaustücken der Berliner Antikensammlung gehört.

In der Ausstellung ist zu erfahren, dass die letzten Attaliden ihr Reich den Römern überließen. Nach einer Phase der Stagnation verhalfen diese der Hauptstadt der Provinz Asia zu neuem Glanz. Nach dem Ende des Römischen Reiches versank Pergamon in einen Dornröschenschlaf, die großartigen Bauten und Figuren aus Marmor wurden in nachrömischer Zeit in Stücke zerschlagen und als Baumaterial verwendet. Als der Archäologe Carl Humann im späten 19. Jahrhundert den Burgberg von Bergama untersuchte, erkannte er, dass im Erdreich spektakuläre Kunstwerke liegen. Bis heute graben deutsche und türkische Archäologen Reste des antiken Pergamon aus. Yadegar Asisi kann sich vorstellen, eines Tages sein Panoramagemälde am historischen Ort aufzustellen, doch dann in überarbeiteter Form, weil die Forschung ja nicht stille steht. Nach dem Abbau der Sonderausstellung in einem Jahr sollen besonders aussagekräftige Stücke weiterhin im Pergamonmuseum oder in einem anderen Gebäude in Berlin gezeigt werden. Das Panoramagemälde und die Ausstellung, zu der im Michael Imhof Verlag Petersberg ein umfangreicher Katalog erschienen ist und weitere Literatur angeboten wird, ist täglich von 9 bis 18 und am Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet.

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