Ja so war'n die alten Rittersleut -
Heimatzeitschrift berichtet über märkische Adelsfamilien



Dem Schriftstellerpaar Ludwig und Bettina von Arnim ist dieses von Michael Klein geschaffene Denkmal auf dem Arnimplatz in Berlin-Prenzlauer Berg gewidmet. (Foto: Caspar)

Als die aus Süddeutschland stammenden Hohenzollern vor 600 Jahren die Herrschaft in Brandenburg antraten, wurden sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Den Fremdlingen stellten sich einflussreiche Adelsfamilien entgegen, die das bisherige Chaos weiter für eigene Zwecke nutzen wollten und gegen die Zentralgewalt opponierten. Woher diese Clans kamen, was sie taten, wo sie lebten und wie sie den Kurfürsten von Brandenburg und Königen von Preußen dienten, ist Thema einer neuen Ausgabe der Heimatzeitschrift "Die Mark Brandenburg". Jürgen Walter befasst sich mit der Herkunft der weit verzweigten Familie von Arnim und ihren Mythen. Der Name wird mit den Grafen von Arneburg in Verbindung gebracht, die mit dem ersten brandenburgischen Markgrafengeschlecht verwandt waren. Näher als die mittelalterlichen Rittersleut liegt uns das Schriftstellerpaar Achim und Bettina von Arnim, das in Wiepersdorf (Landkreis Teltow-Fläming) und Berlin zuhause war und uns vor allem durch die Liedsammlung "Des Knaben Wunderhorn" beziehungsweise durch die sozialkritische Streitschrift "Dies Buch gehört dem König" bekannt ist. Ob König Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem preußischen Thron, Bettinas Klagen über das Leben in den Berliner Armenvierteln gelesen hat, wissen wir nicht. Dass sie aber eine der ganz großen deutschen Frauengestalten des 19. Jahrhunderts war, ist unbestritten. An sie und ihren Mann wird im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf erinnert, und auch ein Denkmal auf dem Arnimplatz in Berlin-Prenzlauer Berg hält die Erinnerung an das Künstlerpaar aus uraltem märkischem Adel wach.

Theodor Fontane nannte einmal die Bredows die märkischste aller märkischen Familien, und Marcel Piethe empfiehlt in einem anderen Beitrag des hervorragend illustrierten Heftes, sich im Havelland auf die Spurensuche nach ihr zu machen. Der Verfasser betont, dass die Stadt Kremmen (Landkreis Oberhavel) dieser Familie viel verdankt. Der letzte dieses Namens versuchte im April 1945, sein Schloss Bredow gegen sowjetische Soldaten zu verteidigen. In aussichtsloser Lage erschoss er erst seinen Jagdhund und dann sich selbst. Das alte Herrenhaus ist heute verschwunden wie so viele andere nach dem Zweiten Weltkrieg aus ideologischen Gründen dem Erdboden gleich gemachte Landschlösser auch.

Das in der Prignitz ansässige Geschlecht der Gans Edlen Herren zu Putlitz leitet seinen Namen von der altmärkischen Gänseburg zu Putlitz ab, und daher führt die Familie bis heute eine Gans im Wappen. Nach 1945 enteignet, gehen die Gans zu Putlitz und ihre Verwandten heute bürgerlichen Berufen nach. Überregional bekannt ist die von Bernhard von Barsewisch gegründete betriebene Augen-Tagesklinik in Groß Pankow (Landkreis Prignitz). Im Putlitzschen Gutshaus zu Wolfshagen (Landkreis Prignitz) stellt der Mediziner kostbares Porzellan mit blauer Bemalung aus und zieht damit zahllose Neugierige an..

Die Historie ging mit der nahe Perleberg ansässigen Familie derer von Quitzow nicht zimperlich um. Wie Theodor Fontane plädiert auch Uwe Michas in seinem Beitrag für eine differenzierte Betrachtungsweise ihrer Taten und Untaten. Zwar lehnten sich die Brüder Johann und Dietrich von Quitzow im 15. Jahrhundert gegen die Hohenzollern auf, doch sollte diese dunkle Seite der Familiengeschichte den Blick nicht auf das verstellen, was andere dieses Namens für ihr Land geleistet haben. Romantische Raubrittergeschichten helfen wenig, Licht in die Beziehungen des Adelsgeschlechts zur Obrigkeit zu bringen, und da tut es gut, wenn "Die Mark Brandenburg" bei der Aufklärung hilft. Dass die Familie derer von Ribbeck aus Ribbeck im Havelland mehr zu bieten hat als es Fontanes Birnen-Gedicht überliefert, schildert Udo Geiseler im abschließenden Beitrag. Nach der Wiedervereinigung gelang es der Familie von Ribbeck nicht, Teile ihrer Güter zurückzubekommen, obwohl einer aus ihren Reihen, Hans Georg Karl von Ribbeck, als erklärter Nazigegner von der Gestapo verhaftet wurde und im KZ Sachsenhausen ums Leben kam. Heute stellen Nachkommen in Ribbeck Birnenessig her, und vergessen sind auch Ressentiments, die ihnen nach 1990 entgegen gebracht wurden. Niemand wolle mehr auf die Mitwirkung der Adelsfamilie bei der Entwicklung des Dorfes verzichten, berichtet der Autor, sie gehöre zum Dorf, als wäre sie nie abwesend gewesen.

Die Mark Brandenburg Heft 82, Marika Großer Verlag Berlin, 41 Seiten, 5 Euro

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