Möbel, Porzellan und Gemälde aus der Schinkel-Zeit -
Schlösserstiftung ließ Neuen Pavillon im Charlottenburger Schlossgarten aufwändig restaurieren



Wegen der vielen hier ausgestellten Kunstwerke erhielt der Neue Pavillon im Charlottenburger Schlossgarten den volkstümlichen Namen Schinkel-Pavillon.



Leibhaftig ist Karl Friedrich Schinkel, nach dessen Plänen der Neue Pavillon erbaut wurde, in der Ausstellung durch diese Marmorbüste vertreten.



Mit farbenfreudigen Szenen aus Goethes „Faust“ sind diese Porzellanteller in der neu gestalteten Ausstellung des Schinkel-Pavillons bemalt. (Fotos: Caspar)

Fünf Jahre war der Neue Pavillon im Charlottenburger Schlosspark wegen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten geschlossen. Jetzt hat ihn die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mit einer neuen Dauerausstellung geöffnet und auch das gärtnerische Umfeld nach alten Plänen neu gestaltet. Wie der Generaldirektor der Stiftung Hartmut Dorgerloh bei einem ersten Rundgang betonte, sei die Wiedereröffnung des zweigeschossigen Hauses ein besonders schönes Advents- und Weihnachtsgeschenk an Berlin, zudem werte dieses architektonische Kleinod den Standort Charlottenburg spürbar auf.

In dem 1824/25 für den Friedrich Wilhelm III. nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erbauten Sommerhaus gleich neben dem Schloss Charlottenburg wird edle Möbel- und Raumkunst aus dem frühen 19. Jahrhundert ausgestellt. Gezeigt werden ferner Gemälde großer Meister der Romantik wie Caspar David Friedrich und Carl Blechen, aber auch farbenfreudige Arbeiten aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin sowie silbernes Prunkgeschirr, das bei königlichen Festessen benutzt wurde oder als Brautgeschenke gute Dienste tat. Zu sehen sind Skulpturen und Porträts des Königs von Preußen, der in zweiter Ehe mit Auguste Fürstin von Liegnitz vermählt war, sowie von Familienangehörigen. Da Friedrich Wilhelm III. mit Auguste in morganatischer, das heißt in einer nicht standesgemäßen Ehe verbunden war, sollte das Haus nicht die Dimensionen eines repräsentativen Schlosses haben. Wenn man den Pavillon besucht, sieht man, dass Schinkel die Vorgaben seines Auftraggebers exzellent erfüllt hat.

Karl Friedrich Schinkel orientierte sich bei der Planung des Neuen Pavillons an einer Villa, die der König bei einem Besuch an der Küste von Neapel kennen gelernt hatte. Der ganze Bau strömt elegante Leichtigkeit aus und unterstreicht, dass man am preußischen Hof gut, aber nicht übertrieben üppig zu leben verstand. Für die Stiftung war es wichtig, dass nicht nur der Außenbau saniert wird, sondern auch die Präsentation der Kunstwerke und Erinnerungsstücke neuesten museumstechnischen und konservatorischen Prinzipien entspricht. Die Kosten von 1,3 Millionen Euro wurden von der Europäischen Union sowie von der Mäzenin Inga Maren Otto bestritten, hinzu kamen Beiträge vom Verein der Freunde der Schlösser und Gärten und von der Schlösserstiftung.

Das zweigeschossige Haus wurde bei einem Fliegerangriff am 23. November 1943 schwer beschädigt, und das kostbare Inventar ging fast ganz verloren. Ein ähnliches Schicksal hatte auch das benachbarte Charlottenburger Schloss. Beide Gebäude wurden ab den sechziger Jahren nach alten Plänen wieder aufgebaut und erhielten Teile ihrer alten Ausstattungen zurück. Die Präsentation von Kunstwerken und Einrichtungsgegenständen aus der Schinkel-Zeit verschaffte dem Neuen Pavillon den Namen Schinkel-Pavillon. Zu den Prunkstücken der neu gestalteten Ausstellung gehören ein von dem vielseitigen Künstler entworfener Teetisch im Gartensaal, auf dessen runder Porzellanplatte bedeutende Berliner Bauwerke zu sehen sind. Ein Prunkschrank des Tischlers Schneevogel ist eines der wenigen Ausstattungsstücke, die noch aus der Erbauungszeit stammen, weshalb die Stiftung besonders stolz ist, ihn in diesem edlen Ambiente zeigen zu können. Der Neue Pavillon ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 4, ermäßigt 3 Euro.

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