Fräulein vom Amt musste Verbindungen stöpseln -
Alte Telefone, Radios, Fernseher und Autos im Technikmuseum ausgestellt



Urtümlich muten die im Deutschen Technikmuseum gezeigten Apparate aus der Kinderzeit des Telefonzeitalters an.



Ein komplettes Fernsehstudio erinnert an die Mühen in den fünfziger Jahren, die man bei Bild- und Tonaufnahmen hatte.



Die neue Oldtimer-Ausstellung macht unter dem Motto „Mensch in Fahrt“ mit alten Benzinkutschen bekannt. (Fotos: Caspar)

Wer sich in der kürzlich eröffneten Oldtimer-Ausstellung „Mensch in Fahrt“ mit ihren polierten Benzinkutschen, Nobelkarossen und Rennautos satt gesehen hat, findet in der ständigen Ausstellung des Deutschen Technikmuseum an der Trebbiner Straße in Berlin-Kreuzberg weitere interessante, zum Teil einmalige Zeugnisse für die Mühen einfallsreicher Menschen, sich durch sinnreiche Geräte und aufwändige Konstruktionen das Leben einfacher und schöner zu machen. Als vor 130 Jahren in Berlin das Telefonzeitalter eröffnet wurde, kamen urtümliche Apparate auf den Markt. Die schönsten sind im Deutschen Technikmuseum ausgestellt, und wenn man sich mit ihnen befasst, dann kann man sich gut vorstellen, wie schwierig es war, um 1881 eine Verbindung zwischen den Teilnehmern herzustellen.

Die Einführung des Telefons geht auf den 1831 geborenen kaiserlichen Generalpostmeister Heinrich von Stephan zurück, der 1897 hoch geehrt starb. Seine Initiative für das neue Kommunikationsmittel „für jedermann“ fand wegen der Installationskosten zunächst wenig Widerhall. So war denn auch das erste Berliner Telefonbuch ein schmales Heft mit nur 48 Teilnehmern, die untereinander verdrahtet waren. Da die ersten Telefonapparate noch keine Wählscheibe besaßen, mussten die Verbindungen zunächst vom „Fräulein vom Amt“ in der zentralen Gesprächsvermittlung in der Französischen Straße per Hand gestöpselt werden.

Unter den ersten Fernsprechteilnehmern befanden sich Zeitungsredaktionen und Geldinstitute, aber nur wenige Privatleute, und auch die Behörden rissen sich nicht gerade darum, miteinander auf neue Weise zu kommunizieren. Sie verschickten ihre Nachrichten wie bisher durch Boten oder mit der Post, die damals noch mehrmals am Tag ausgetragen wurde. Hilfreich war auch die Rohrpost, die in Windeseile Briefe und andere Sendungen quer durch die Stadt beförderte. Auch die Einführung der „pneumatischen Depeschenbeförderung“, wie man damals sagte, am 1. Dezember 1876 geht wie viele andere Neuerungen auf Heinrich von Stephan zurück.

Ungeachtet anfänglicher Zurückhaltung war die Telefonie nicht mehr aufzuhalten. Wer sich für die dabei benutzten Apparate, aber auch für historische Morseapparate, Grammophone, Radios und Fernsehapparate aus der Anfangszeit interessiert, ist im Technikmuseum an der richtigen Adresse. Ein dort aufgebautes Fernsehstudio der fünfziger Jahren zeigt, mit welchem Aufwand Bild- und Tonübertragungen und -aufzeichnungen bewerkstelligt wurden.

Die Ausstellung dokumentiert überdies, dass in der Zeit des Nationalsozialismus für so genannte Rundfunkverbrechen die Todesstrafe ausgesprochen und vollstreckt wurde. Gemeint war damit das Abhören von „Feindsendern“, denn sie waren die einzigen, die über die Verbrechen der Nazis, ihre Verluste an den Fronten des Zweiten Weltkriegs und schließlich ihren unaufhaltsamen Niedergang berichteten. Wer beim Abhören von BBC London oder Radio Moskau erwischt oder von missgünstigen „Volksgenossen“ an die Gestapo verraten wurde, war nicht retten. So berichtet in der Ausstellung ein rotes Plakat über die Hinrichtung eines siebzehnjährigen Hamburgers, dessen einziges „Verbrechen“ darin bestand, die Durchhalteparolen der Goebbels-Propaganda kritisch zu hinterfragen.

Das Deutsche Technikmuseum Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin, ist Dienstag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen: www.sdtb.de.

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