Neue Aufgaben für den Trichinentempel -
Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt Sanierung des Anatomischen Theaters in Berlin-Mitte



Als die Tierarzneischule errichtet wurde, war hier noch ein weites Feld, wie die Zeichnung von 1795. Nach und nach wurde die Gegend vor den Toren Berlins besiedelt.



Über den Rundbogenfenstern signalisieren Rinderschädel, dass es sich bei dem Kuppelbau um eine Bildungsstätte für Tiermediziner handelt.



Die Deckenbilder erzählen vom Leben der Rinder- und Schafhirten. Auch diese Ausmalungen müssen restauriert werden. (Repro/Fotos: Caspar)

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert aktuell die Sanierung und Restaurierung von hunderten Bau- und Kunstwerken in Berlin und quer durch Deutschland. Eines der interessantesten Projekte ist das Anatomische Theater an der Luisenstraße/Hannoverschen Straße nicht weit vom Charité-Gelände. Für die Wiedergewinnung der Innenausstattung der 1789/90 nach Plänen des Architekten Carl Gotthard Langhans errichteten Tierarzneischule stellte die in Bonn ansässige Stiftung kurz vor Weihnachten 50 000 Euro bereit. Das Geld soll speziell für die Restaurierung des wertvollen Mobiliars in dem wie ein antikes Amphitheater gestalteten Hörsaal sowie für die Holzverkleidungen und Türen verwendet werden, die von hässlichen Übermalungen befreit werden sollen. Durch die Sanierung des Außenbaus und die Maßnahmen im Inneren wird eine der ganz frühen akademischen Bildungseinrichtungen in Berlin wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt. Nach der Sanierung und Restaurierung soll der das Bauwerk von der Humboldt-Universität für besonders festliche Veranstaltungen, aber auch für Ausstellungen genutzt werden.

Seinen volkstümlichen Namen „Trichinentempel“ verdankt der Kuppelbau spottlustigen Studenten, die hier auf ihren Beruf als Tierärzte vorbereitet wurden. Gesunde Pferde für die Kavallerie sowie als Zugtiere, aber auch Rinder und Schafe waren im alten Preußen lebenswichtig, weshalb König Friedrich Wilhelm II., der Nachfolger Friedrichs des Großen, die damals ganz neuartige Bildungsstätte von einem seiner besten Architekten planen und erbauen ließ und dafür sorgte, dass junge Männer hier allerbeste Bedingungen erhielten, um tüchtige Veterinäre zu werden. Allerdings wurde Carl Gotthard Langhans nicht durch das Anatomische Theater weltberühmt, sondern durch das etwa zeitgleich errichtete Brandenburger Tor. Für die Tierarzneischule nahm der Baumeister Anleihen bei italienischen Villen und einem Anatomischen Theater an, das 1594 in Padua erbaut wurde.

Schon von weitem ist die Bestimmung des Langhansbaus gut zu erkennen. So weisen Rinderschädel als Schlusssteine über den Fensterbögen auf das Geschehen im Inneren des hin. An der Decke des kreisrunden Hörsaals mit aufsteigenden Sitzreihen wird überdies mit Menschen- und Tierzeichnungen das Landleben illustriert, und in der Bibliothek schmücken geschnitzte Ziegenschädel und Rosengirlanden die originalen Bücherschränke aus der Erbauungszeit.

Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"