„Es lebe das heilige Deutschland“ - Gedenkstätte Deutscher Widerstand erinnert an Stauffenberg und seine Mitstreiter



Eine Gedenktafel und eine Skulptur im Hof des Bendlerblocks an der Stauffenbergstraße erinnert daran, dass hier Mitglieder des militärischen Widerstands starben. Die Bronzefigur des Bildhauers Richard Scheibe stellt einen nackten Mann dar, dem man die Hände gebunden hat.



Die von Frank Mehnert geschaffene Bronzebüste von Claus von Stauffenberg ist im Arbeitszimmer des Hitler-Attentäters aufgestellt.


Über den Schulunterricht hinaus erfahren junge Leute in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, wie es zur Errichtung der NS-Diktatur kam und wer sie bekämpfte.



Ein Gedenkstein auf dem Alten Matthäusfriedhof steht an der Stelle, an der die in der Nacht zum 21. Juli 1944 hingerichteten Offiziere für kurze Zeit vergraben wurden. (Fotos: Caspar)

Wäre das Attentat des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944 erfolgreich verlaufen, hätte der Zweite Weltkrieg schneller beendet werden können. Millionen Menschen hätten nicht sterben müssen und auch viele Städte wären nicht im Bombenhagel untergegangen. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße im Berliner Bezirk Tiergarten berichtet in einer neu gestalteten Ausstellung, wie es zu dem Anschlag kam und wer in Deutschland und im übrigen Europa dem NS-Regime widerstanden hat. Die von Stauffenberg vor 70 Jahren im Führerhauptquartier Wolfsschanze zur Detonation gebrachte Bombe hatte ihr Ziel nur knapp verfehlt. Adolf Hitler überlebte leicht verletzt und empfing schon ein paar Stunden später seinen Kriegspartner, den italienischen Diktator Benito Mussolini. Um zu unterstreichen, dass er am Leben ist und damit letzte Formen des Widerstands zu brechen, hielt Hitler nach dem Attentat im Rundfunk eine Ansprache. „Eine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab der deutschen Wehrmachtführung auszurotten“, erklärte der oberste Befehlshaber und fügte hinzu, er fasse es als Bestätigung der „Vorsehung“ auf, dass er sein Lebensziel weiter verfolgen kann, so wie er es bisher getan hat.

Stauffenberg war mit seinen Gefährten schon lange davon überzeugt, dass es Zeit sei, etwas gegen Hitler zu unternehmen, und er war sich über die Konsequenzen für sich und seine Familie im Klaren. „Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem Gewissen. Ich könnte den Frauen und Kindern der Gefallenen nicht in die Augen sehen, wenn ich nicht alles täte, dieses sinnlose Menschenopfer zu verhindern“, erklärte er einem Vertrauten.

In der Nacht zum 21. Juli 1944 wurden Oberst Stauffenberg sowie einige seiner Mitstreiter im Hof des Oberkommandos der Wehrmacht an der Bendlerstraße, der heutigen Stauffenbergstraße, erschossen beziehungsweise wurden gezwungen, sich das Leben zu nehmen. Ob Stauffenberg mit dem Ruf „Es lebe das heilige Deutschland“ in den Tod ging, wissen auch die Mitarbeiter der Gedenkstätte nicht zu sagen. Die letzten Worte können auch „Es lebe das geheime Deutschland“ oder nur „Heiliges Deutschland“ gewesen sein. Fest steht aber, dass die Leichen der Hingerichteten zunächst auf dem Alten Matthäusfriedhof in Schöneberg verscharrt, aber schon bald exhumiert und im Krematorium Wedding verbrannt wurden. Die Asche hat man unauffindbar auf Berliner Rieselfelder verstreut.

Nach dem gescheiterten Attentat lösten Naziführung sowie die Gestapo eine Verfolgungswelle ohnegleichen aus. Zahlreiche Mitverschwörer wurden verhaftet und ermordet. Als schon sowjetischer Kanonendonner in Berlin zu hören war, wurden die letzten Exekutionen vorgenommen, wie die neue Dauerausstellung und die bis zum 29. August 2014 laufende Sonderausstellung über die Gestapo-Abteilung des Zellengefängnisses Lehrter Straße 3 dokumentieren. Ebenso unbarmherzig ging das Regime mit den in Sippenhaft genommenen Angehörigen der Verschwörer um.

Zur Gedenkstätte Deutscher Widerstand gehört die ehemalige Hinrichtungsstätte in Plötzensee, in der über 2500 Nazigegner ihr Leben lassen mussten, darunter auch viele, die nach dem 20. Juli 1944 in die Fänge der Gestapo geraten waren und vor den Volksgerichtshof gestellt wurden. Einer der Angeklagten erklärte, eines Tages werde der Präsident des Volksgerichtshofes, Roland Freisler, für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. Da der durch seine Hasstiraden gefürchtete Blutrichter am 3. Februar 1945 im Keller des Volksgerichtshofes bei einem Luftangriff tödlich verletzt wurde, blieb ihm die Verurteilung für seine Verbrechen erspart.

Geöffnet ist die Gedenkstätte Deutscher Widerstand täglich von 9 bis 18 Uhr, am Donnerstag von 9 bis 20 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Das Heft zur Ausstellung über die Gestapo-Abteilung im Zellengefängnis Lehrer Straße nach dem 20. Juli 1944 kostet 5 Euro.

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