„Bürger in Bewegung“ - Das Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal auf der Schlossfreiheit lässt noch auf sich warten



Die Hohlräume im Sockel des 1897 von Wilhelm II. eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Berliner Schlossfreiheit sind Wohnorte von Fledermäusen. Tierschützer überlegen derzeit, ob und wie man sie umsiedeln kann.



Vom Kaiserdenkmal blieben die gewaltigen Löwenfiguren erhalten, betrachten kann man sie vor dem Alfred-Brehm-Haus im Berliner Tierpark. (Fotos: Caspar)

Während in Leipzig mit Blick auf die friedliche Revolution und den Mauerfall vor 25 Jahren um das Aussehen des Freiheits- und Einheitsdenkmal gestritten wird, schreiten die Arbeiten am Berliner Pendant langsam voran. Das 2007 vom Bundestag beschlossene Denkmal wird nach Plänen des Stuttgarter Designers Johannes Milla und der Berliner Choreographin Sasha Waltz in der Form einer riesigen begehbare Schale auf dem Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals gegenüber dem Humboldt-Forum errichtet. Mit einer Länge von 80 Metern und einer Breite von 40 Metern bietet er dem im Volksmund „Bundeswippe“ genannten Erinnerungsmal genügend Platz. Die Bronzefiguren wurden 1950, zeitgleich mit der Sprengung des Schlosses, beseitigt und bis auf die Löwengruppen eingeschmolzen.

Der Standort für das Denkmal „Bürger in Bewegung“ könnte nicht besser gewählt werden, denn auf der Berliner Schlossfreiheit fand 1848 die Märzrevolution statt, hier hat man 1871 die Reichseinheit gefeiert und 1918 die Republik ausgerufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Abriss des Hohenzollernschlosses war der Platz im Herzen Berlins Ort von Kundgebungen und militärischen Spektakeln. Im Palast der Republik beschloss die erste frei gewählte Volkskammer am 23. August 1990 den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, und wenig später wurde im Kronprinzenpalais Unter den Linden der Einigungsvertrag unterzeichnet.

Eigentlich sollte das Einheitsdenkmal am 9. November 2014, dem 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze, eingeweiht werden. Doch stellten sich diesem Termin im Unterbau lebende Fledermäuse entgegen, und auch über die weitere Verwendung von Mosaiken aus der Kaiserzeit wird noch nachgedacht. Unklar ist auch die Frage der behindertengerechten Erschließung der Anlage. Monika Grütters ist überzeugt, dass sich diese Probleme lösen lassen, bedauert aber zugleich, dass der Zeitplan nicht eingehalten wird. Sie hofft, dass der Grundstein noch in diesem Jahr gelegt werden und das Denkmal am 3. Oktober 2015, dem 25. Jahrestag der deutschen Einheit, eingeweiht werden kann. Doch das sei ein ehrgeiziges Ziel, und in dieser Formulierung schwingt eine Portion Unsicherheit, ob es wirklich erreicht werden kann, fast zehn Jahre nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages, an prominenter Stelle in der Hauptstadt an die dramatischen Ereignisse der Jahre 1989 und 1990 zu erinnern.

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