Auf nach Bremen

Die deutsche Märchenserie zu 20 Euro wird mit den mutigen Stadtmusikanten fortgesetzt



Die unterlebensgroße Bronzeskulptur der Stadtmusikanten ist neben
dem Roland ein Wahrzeichen Bremens. Wenn man die Vorderbeine
des Esels streichelt, soll angeblich ein Wunsch in Erfüllung gehen.




Die von Elena Gerber gestaltete Zwanzig-Euro-Münze zitiert
mit der Randschrift "Etwas Besseres als den Tod findest
du überall" aus dem Märchen der Brüder Grimm.




Mit dem Bremer Roland geschmückt, klappert die in hoher Auflage
geprägte Zwei-Euro-Münze von 2010 in unseren Geldbörsen.




Bremen hat seinen Roland auf dieser Medaille von 1640 verewigt,
was in der Barockzeit noch ungewöhnlich war. (Fotos: Wuthenow/BADV, Caspar)

Wer in Bremen wohnt oder die alte Hansestadt besucht, wird das von dem bekannten Bildhauer Gerhard Marcks geschaffene und 1953 am altehrwürdigen Rathaus aufgestellte Denkmal der Bremer Stadtmusikanten kennen und besichtigen. Ab dem kommenden Jahr kann man die Protagonisten der von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm im Jahr 1819 publizierten Geschichte mit sich herumtragen und in seine Sammlung legen, und zwar geprägt als Zwanzig-Euro-Stück. Die silberne Gedenkmünze mit dem furchtlosen, zu allem entschlossenen Esel, dem Hund, der Katze und dem Hahn ist Teil einer deutschen Münzserie mit Märchenthemen, die 2012 mit dem Doppelporträt der beiden Sprachforscher und Märchensammler begann. Inzwischen liegen die Motive Schneewittchen (2013), Hänsel und Gretel (2014), Dornröschen (2015) und Rotkäppchen (2016) vor. Neben dem Bremer Roland sind die Stadtmusikanten "das" Wahrzeichen der Hansestadt und Ausgangspunkt und Ziel der Deutschen Märchenstraße. Bremen-Sammler wird die Nachricht freuen. Sie können die neue Silbermünze zu zahlreichen Geldstücken und Medaillen legen, die man gut am Bremer Schlüssel und an anderen charakteristischen Bildern aus der Hansestadt zugehörig erkennen kann.

Das Preisgericht bedachte den Entwurf der Berliner Designerin Elena Gerber mit dem 1. Preis und begründete sein Votum damit, er besteche durch seinen klaren, zentralen Aufbau und die Eleganz in der Ausführung. Den Tiergestalten mit weit geöffneten Mäulern, die durch ein gotisches Fernster in einen Raum schauen, wird eine außerordentliche Plastizität und Lebendigkeit bescheinigt. "Die Wertseite harmoniert in vollendeter Weise mit der Bildseite. Der Adler zeichnet sich dabei durch besondere Durchzeichnung und Leichtigkeit aus. Die Anordnung der Schrift unterstreicht die Klarheit und Leichtigkeit der gesamten Komposition", begründet die Jury ihren Entscheid. Ähnliches wird man beim Anblick anderer, mit hinteren Preisen bedachten Entwürfen feststellen können. Jedes Modell zeigt den Moment, wo das Vierergespann dabei ist, bei einem Gelage sitzende Räuber durch ihren "Gesang" so zu erschrecken, dass sie ihre Räuberhöhle fluchtartig verlassen.

Hahn, Bartputzer, Packan und Grauschimmel, so die Namen der Tiere im Märchen, hatten sich zuvor zufällig getroffen. Jedes Tier klagte, dass es getötet werden soll, weil der jeweilige Besitzer meint, dass es zu alt und zu nichts mehr nütze ist und unnötig frisst. Doch die Tiere wollen sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden und fliehen. Sie machen sich auf den Weg nach Bremen, um sich als Stadtmusikanten zu verdingen. "Wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du dort in jedem Fall", sagt der Esel. Dabei können die Tiere weder singen noch die Laute spielen oder die Trommel schlagen. Dieses Manko erweist sich als Vorteil, weil sie, einer auf dem anderen stehend, vor dem Fenster des Räuberhauses so laut und grässlich durcheinander schreien, dass die Diebesbande fluchtartig sein Versteck verlässt.

Nach einer Weile aber schickt ihr Hauptmann einen seiner Kumpane um zu sehen, ob die Krachmacher wieder weg sind, doch bekommt ihm der Besuch nicht gut. Die Tiere wissen sich zu wehren, so dass der Räuber den anderen berichtet: "In dem Haus sitzt eine gräuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mir mit ihren langen Fingern das Gesicht zerkratzt. An der Tür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen. Auf dem Hof aber liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einem Holzprügel auf mich eingeschlagen und oben auf dem Dach, da sitzt der Richter und rief: Bringt mir den Schelm her! Da machte ich, dass ich fortkam." Die Räuber trauen sich nicht mehr in das Haus zurück, den Bremer Stadtmusikanten aber gefällt es dort so gut, dass sie nicht mehr nach Bremen ziehen wollen. Sie haben über die Menschen gesiegt und verleben ihre alten Tage friedlich in ihrem neuen Zuhause. Wie sie das schaffen, bleibt der Fantasie der Leser und Zuhörer überlassen.

Die Brüder Grimm nahmen die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten 1819 als 27. Märchen in die 2. Auflage ihrer Kinder- und Hausmärchen auf. Sie hatten von ihm durch Erzählungen der Familie von Haxthausen gehört, die im Paderborner Land lebte. Auf eine von der Märchenfrau Dorothea Viehmann überlieferten Variante geht das von den Brüdern Grimm variierte Motiv der Musik und des gedeckten Tisches im Räuberhaus zurück. Schaut man weiter in die Vergangenheit zurück, dann findet man ähnliche Geschichten bei Fabeldichtungen des 16. Jahrhunderts, so etwa über die geschickte Art und Weise, wie Hahn und Hund einen Fuchs überlisten. Die unterlebensgroße Bronzeskulptur der Stadtmusikanten ist neben dem Roland ein Wahrzeichen Bremens. Wenn man die Vorderbeine Die von Elena Gerber gestaltete Zwanzig-Euro-Münze bekommt die Randschrift "Etwas Besseres als den Tod findest du überall", ein Zitat aus Grimms Märchen.

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