Jungfrauenadler, Greifen und Drachen -
Mischwesen in menschlicher und tierischer Gestalt sind auf vielen Münzen abgebildet


Mit einem Basilisken wehrt Basel Feinde ab, auf der Rückseite des Talers von 1741 ist das Panorama der Stadt zu erkennen.



Der geflügelte Greif ist Bestandteil des Wappens der Hansestadt Rostock, hier abgebildet auf einem Taler von 1637. (Fotos: Caspar)



Darstellungen von Mischwesen in menschlicher und tierischer Gestalt sind keine Kinder der Neuzeit. Es hat sie schon im Altertum gegeben, wenn wir auf Ungeheuer in Menschen- und Tiergestalt aus dem Vorderen Orient und der klassischen Antike und solche im Fernen Osten schauen. Sich mit diesen Bildern auf Münzen und Medaillen zu befassen, ist ein spannendes Thema, für das der Münzhandel interessante Angebote bereit hält. Wenn wir europäische Münzen und Wappen aus der Zeit nach 1500 betrachten und systematisch nach ihnen suchen, dann finden wir einen ganzen Kosmos von Pferden mit einem Horn auf der Stirn (Einhörner), geflügelten Löwen und Pferden (Markuslöwe und Pegasus) sowie doppelköpfige Adler und gräuliche Drachen mit feuerspeiendem Maul. Auf Nürnberger und anderen Münzen erscheinen Adler mit dem Frauenkopf, und wilde Männer tun auf braunschweigischen, pommerschen und weiteren Geprägen Dienst als Wappenhalter. Wenn der Heilige Georg den Drachen mit einer Lanze niedersticht, dann symbolisiert das Bild den Sieg der christlichen Religion über das Reich der Finsternis, in dem der Teufel regiert.

Schauen wir Gepräge aus Basel an, dann erkennen wir auf ihnen einen Basilisken. Diesem schrecklichen Mischwesen aus der antiken Mythologie mit dem Oberkörper eines Hahns und dem Unterleib einer Schlange wurde nachgesagt, dass sein Blick versteinernd wirkt und sein Atem giftig ist. Indem der Basilisk das Baseler Wappen bewacht, hält er Feinde von der Stadt fern, lautet die Botschaft dieser Darstellung. Beliebt sind Greifen auf badischen, pommerschen, Rostocker und anderen Münzen. Das bereits aus der Antike übernommene Fabeltier besitzt einen Adlerkopf und Flügel sowie Krallen und den Leib eines Löwen. Drachen kommen auf zahlreichen Münzen vor, aus ihrem Maul züngeln wie beim Greifen Flammen. Die Untiere kommen auf chinesischen, russischen, englischen, mansfeldischen und weiteren Geprägen vor. Das Wormser Schlüsselwappen wird von gräulichen Drachen bewacht. Der Bezug zur Nibelungensage, in der das Untier eine Rolle spielt, ist unverkennbar. Bei den Chinesen spielen Drachen als Glückssymbol und Zeichen der kaiserlichen Herrschaft eine herausragende Rolle. Der Kaiser besetzte in der Verbotenen Stadt den Drachenthron.

Viel lieblicher sind so genannte Jungfrauenadler, bei denen ein Adler mit dem Kopf eines Mädchens geschmückt ist. Ostfriesischen Münzen und solchen der Stadt Emden als Wappenmotiv dienend, spielten die auch Harpyien genannten Mischwesen in der griechischen und römischen Mythologie und Antike als Unheilbringerinnen eine Rolle. Sie sollen in einer Höhle auf Kreta gehaust haben und mussten auf Geheiß von Zeus die Seelen der Toten in die Unterwelt bringen sowie Menschen töten, die den Zorn des Gottvaters erregen. Schnell wie der Wind, sollen die Harpyien unverwundbar gewesen sein, und wer sie sich zum Symbol nahm, hoffte, dass diese Eigenschaften auch ihm dienstbar sind. Sagenhafte Eigenschaften werden ferner dem Pelikan zugeschrieben, den wir auf braunschweigischen Talern finden. Der Vogel soll seine Jungen mit dem eigenen Blut genährt haben, weshalb man ihn als Sinnbild für aufopfernde Liebe liebte. Auf hohenlohischen und weiteren Münzen kommt der mythische Vogel Phönix vor, der am Ende seines Lebens verbrennt, um aus seiner Asche zu neuem Leben zu gelangen.

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