Eisleben und Wittenberg

Deutschland bringt zwei Gedenkmünzen aus Gold und Silber zum Reformationsjubiläum 2017 heraus



Die neue Goldmünze reiht sich würdig in die große Zahl von Münzen
und Medaillen ein, die seit dem 16. Jahrhundert Luther zu Ehren geprägt
wurden und an ihn sowie die Reformationsbewegung erinnern.




Der Zellerfelder Schautaler von 1730 mit Luther und Melanchthon
wurde zur Zweihundertjahrfeier der Augsburger Konfession geprägt.




Sammler kennen die im 18. und 19. Jahrhundert veröffentlichten Luther-Kataloge,
hier eine Seite mit "goldenen und silbernen Ehren-Gedächtnissen", die in
Straßburg, Pommern und Nürnberg geschlagen wurden. Fotos: Wuthenow/BADV, Caspar

Kaum eine Persönlichkeit der deutschen Geschichte ist, von Kaisern, Königen und Fürsten abgesehen, ist so oft auf Medaillen und Münzen geehrt worden wie Martin Luther. Regelmäßig wurde seiner bei Jahrhundertfeiern der Reformation gedacht. 1617 erinnerte man in Ländern und Städten, die sich Luthers Lehre angeschlossen hatten, daran, dass der Augustinermönch am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen wider den Ablasshandel und andere Auswüchse innerhalb der Papstkirche an die Wittenberger Schloss- und Universitätskirche geschlagen hat. Die mutige Tat brach-te dem Wittenberger Professor große Popularität, gefährdete aber auch sein Leben. Die Augsburger Konfession von 1530, die den protestantischen Fürsten Glaubensfreiheit "bis zum nächsten Konzil" zusicherte, wurde 1630 durch weitere Gedenkstücke gefeiert. Sie und die vielen anderen Gepräge sind gut erforscht und publiziert. Zur Freude der Sammler werden sie vom Münzhandel in reichem Maße angeboten, manchmal kommen komplette Kollektionen unter den Hammer.

Das Reformationsjubiläum anlässlich des 500. Jahrestags von Martin Luthers Thesenanschlag an die Schlosskirche in Wittenberg wirft seine Schatten voraus. Für 2017 sind zwei deutsche Gedenkmünzen zu diesem Thema angekündigt, und zwar ein Hundert-Euro-Stück mit der Darstel-lung der zum Weltkulturerbe erhobenen Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg sowie eine Zwanzig-Euro-Münze, die jenen epochalen Paukenschlag vom 31. Oktober 1517 würdigt. Mit seinen in lateinischer Sprache formulierten Forderungen wandte sich der Augustinermönch und Professor an der Wittenberger Universität Martin Luther vor einem halben Jahrtausend sehr deutlich gegen den Ablasshandel und weitere wenig gottgefällige Gebrechen der Kirche. Er löste damit einen enormen Sturm aus und zog den Zorn des Papstes und seiner Helfer im römisch-deutschen Reich auf sich. Mehrfach in Lebensgefahr schwebend, doch vom sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen beschützt, überstand er tapfer, glaubensstark und wortgewaltig alle Anfeindungen und Gefahren. Als Junker Jörg zeitweilig auf der Wartburg lebend, bescherte er uns die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache.

Während das Aussehen des in Berlin geprägten Silberstücks zu 20 Euro noch nicht bekannt ist, liegen die Entwürfe für die Goldmünze zu 100 Euro vor, die in allen fünf deutschen Prägeanstalten hergestellt wird. Die Jury hat den Entwurf von Bastian Prillwitz mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Dargestellt sind auf dem Goldstück die zum Welterbe der Unesco erhobenen Luther-stätten in Eisleben, wo der Reformator 1483 geboren wurde und 1546 starb, sowie in Wittenberg, wo sich seine Hauptwirkungsstätte befand. Der Berliner Künstler kombiniert Bauwerke beider Städte und zeigt im Vordergrund Luthers Geburts- und Sterbehaus in Eisleben sowie Straßen, auf der Menschen entlang laufen. Im Mittel- und Hintergrund erheben sich majestätisch die bekannten Bau-, Kunst- und Geschichtsdenkmale in Wittenberg, und zwar die Lutherhalle, die Schlosskirche mit ihrer aus der Kaiserzeit stammenden eindrucksvollen Spitze sowie die doppeltürmige Liebfrauenkirche am Markt, an der Luther gepredigt hatte. Einbezogen ist auch die Giebelseite des Melanchthonhauses, in dem Philipp Melanchthon, Luthers engster Mitstreiter, gelebt und gearbeitet hat. "Jede einzelne Stätte ist in hochgradiger Detaillierung und beeindruckender Plastizität dargestellt. Die geschickte Komposition der Gebäudelandschaft steht nicht allein für sich, sondern wird durch eine von der Jury besonders gelobte Darstellungsebene erweitert: Es sind die Menschen von heute". In kleinen Gruppen laufend, beschäftigen sich mit dem baulichen Erbe und dem, was dort vor 500 Jahren geschehen ist. Schaut man sich andere Entwürfe und Modelle an, dann sind sie menschenleer. Das Preisgericht befand, dass die Wertseite des Prillwitzschen Modells einen kraftvollen, würdigen Adler in gelungener Modellierung zeigt.

In seinem Thesenpapier prangerte Luther die Vergebung von Sünden gegen Geldzahlungen als zügellos, frech und wertlos und nur für die Kirche und sein Oberhaupt in Rom nützlich. "Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der reichste Crassus, nicht wenigstens die eine Kirche St. Peter lieber von seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen?", fragte Luther in der 87. These, und in weiteren, hier ins Deutsche übersetzten Sätzen forderte er: "Man soll die Christen lehren: Die Meinung des Papstes ist es nicht, dass der Erwerb von Ablass in irgendeiner Weise mit Werken der Barmherzigkeit zu vergleichen sei. Man soll den Christen lehren: Dem Armen zu geben oder dem Bedürftigen zu leihen ist besser, als Ablass zu kaufen. Denn durch ein Werk der Liebe wächst die Liebe und wird der Mensch besser, aber durch Ablass wird er nicht besser, sondern nur teilweise von der Strafe befreit." Wer gegen die Zügellosigkeit und Frechheit der Worte der Ablassprediger auftritt, der sei gesegnet, der päpstliche Ablass könne nicht die geringste lässliche Sünde wegnehmen, war Luther überzeugt.

Es versteht sich, dass Luther beim Papst in Rom und den anderen Kirchenfürsten auf Ablehnung stieß, da er über das Ablassunwesen hinaus generelle Kritik an den herrschenden kirchlichen Zuständen übte. Dass sie auf fruchtbaren Boden fiel, zeigt das ungeheure Echo im Reich und au-ßerhalb seiner Grenzen. Luther forderte dazu auf, sie an Haupt und Gliedern zu erneuern und zu den Wurzeln des Glaubens zurückzukehren. Was zunächst gelehrtes Nachdenken über Verbesserungen im kirchlichen Bereich war, wurde schon bald ins Weltliche gewendet und richtete sich, ausgestattet mit Argumenten des Kirchenrebellen und oft gegen seinen Willen, wider Fürstenwillkür und unmenschliche Lebensbedingungen, unter denen das einfache Volk furchtbar zu leiden hatte.

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