Es begann mit silbernen Karlspfennigen

Wo in der Bankensdtadt Frankfurt am Main Geld geprägt, verdient und wieder verloren wurde



Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Frankfurter Münze abgerissen. An die Geldfabrik nicht weit von der Paulskirche sie erinnert diese Zeichnung.



Selbstbewusst präsentierte sich die Kaiser- und Krönungsstadt mit ihrem eindrucksvollen Panorama am Main auf dem Taler von 1772.



Solche Münzen und Medaillen erfreuen das Herz eines jeden Frankfurt-Sammlers. In dicken Katalogen und Fachbüchern sind sie genau beschrieben.



Ihrem großen Sohn Johann Wolfgang von Goethe widmete die Freie Stadt 1849 eine Sonderprägung im Wert von zwei Gulden. (Fotos/Repro: Caspar)

Nach Büchern über historische Orte und Unorte in Frankfurt am Main hat Frank Berger, Numismatiker und Kurator am Historischen Museum in Frankfurt, jetzt eine unterhaltsam zu lesende und informative Wegleitung zu noch existierenden Orten und solchen schon lange vergangenen Bauwerken vorgelegt, an denen in der Stadt am Main seit dem Mittelalter Münz-, Geld- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben wurde. Das Buch "101 Geldorte in Frankfurt" erschien 2016 im Societas Verlag Frankfurt am Main, hat 215 Seiten und zahlreiche Abbildungen und kostet 12,80 Euro (ISBN 978-3-95542-186-1). Berger lädt zu einem Gang kreuz und quer durch die alte Kaiser- und Krönungsstadt ein und schlägt den Bogen von Karl dem Großen bis in die Gegenwart. Der damalige Frankenkönig und ab dem Jahr 800 römisch-deutsche Kaiser hat um 793 das Maß-, Münz- und Gewichtswesen in seinem Reich reformiert und erließ dazu in Frankfurt ein Edikt, das den Umgang mit den nach einheitlichem Standard geschlagenen Silbermünzen regelte.

Die Karlspfennige wurden in Räumlichkeiten am Markt geprägt, von denen nur noch durch Archäologen ausgegrabene Steinfundamente existieren. Die Münzen besaßen eine hohe Kaufkraft. Für einen Karlspfennig bekam man zwölf Weizenbrote oder zwanzig Gerstenbrote. "Frankfurt ist damit Ausgangspunkt von drei Währungen von überragender europäischer Bedeutung. 794 wurde hier für Europa der Karlspfennig festgelegt, 1948 erblickte in der Bank Deutscher Länder die DM das Licht der Welt, und seit 2002 ist die Stadt in Gestalt der Europäischen Zentralbank der Sitz des Euro", schreibt Berger.

Das reich illustrierte Buch ist nicht chronologisch gegliedert, sondern bietet seine 101 stets mit einem Foto verbundene Kapitel nach dem Alphabet an -von den Affentorhäuser genannten Zollhäusern bis zur noblen, freilich mit einem riesigen Bauskandal verbundenen Zeilgalerie. Diese Ordnung ist irgendwie zufällig und auch nicht logisch, doch hat man sich an sie gewöhnt, trifft man auf unterschiedlichsten Seiten auf ganz unterschiedliche Angaben über Münzstätten, Wechselstellen, Börsen, Bankhäuser und andere mit Geld im weitesten Sinne verbundene Örtlichkeiten einschließlich von Prägeanstalten und einer Wertpapierdruckerei.

Der Text ist klar und knapp geschrieben, die Lektüre macht Spaß und vermittelt viel neues Wissen. So etwa über den reichen, in einem prächtigen Palais residierenden Bankier Bernus, der 500 000 Gulden sowie weitere Werte besaß. Er verlor sein Vermögen, als er es einem skrupellosen, bauwütigen Landgrafen verlieh, aber keinen einzigen Kreuzer zurück bekam. Zwar hatte Bernus den Landgrafen beim Reichshofrat verklagt und Recht bekommen, aber er starb verarmt. Viele Jahre später erhielten seine Erben einen Bruchteil des seinerzeit verliehenen Geldes ohne Zinsen zurück. Wir erfahren etwa s über das Auftreten von Falschmünzen, gegen die die Justiz unerbittlich vorging, ab er auch über die Geburt und Entwicklung der Börse in der Stadt am Main sowie in mehreren Kapitel Einzelheiten über den Aufstieg und oft durch Fehlspekulationen begründeten Fall berühmter Bankiersfamilien. Dass etliche von ihnen in der Nazizeit aus rassistischen Gründen "arisiert" wurden und wer davon profitiert hat, wird da und dort leider mit wenigen Zeilen angedeutet.

Selbstverständlich führt das Buch zu einigen Frankfurter Münzstätten, in denen anfangs kaiserliches und königliches, später auch städtisches Geld geschlagen wurde. An eine schon lange nicht mehr existierende Prägeanstalt erinnert nur noch der Name der Münzgasse, wo städtisches Geld mit dem einköpfigen Adler, Stadtansichten und dem Bildnis der "Francofurtia" sowie anlässlich von Dichterjubiläen und anderen Ereignissen hergestellt wurde. Nach der Okkupation der auch als zeitweiliger Sitz der Deutschen Nationalversammlung fungierenden Freien Stadt im Jahr 1866 machten die preußischen Besatzer in dem Haus weiter und ließen, wie Sammler wissen, dort Taler und Pfennige, nach der Reichseinigung auch Markstücke, Groschen und Pfennige stets mit dem Kennbuchstaben C herstellen. Das ging bis 1879 gut, dann aber war es auch um diese Anstalt geschehen. Im Literaturverzeichnis findet man Angaben über Studien, die dieses und weitere Themen rund um das Geld vertiefen.

Frank Bergers Buch bietet interessante Informationen auch über die städtische Münzsammlung mit einem aktuellen Bestand von 150 000 Objekten sowie den in der Stadt am Main florierenden Münzhandel. Für Herbst 2017 kündigt der Verfasser die Ausstellung "Geldstadt" im Historischen Museum der Stadt an. Sie präsentiert 4000 Münzen aus allen Ländern des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Ende im Jahr 1806. Dass Frankfurt am Main auch ein bedeutender Ort der Medaillenkunst war und zahlreiche Gepräge zur Erinnerung von Kaiserwahlen und Kaiserkrönungen hervorgebracht hat, sollte in einer Neuauflage erwähnt werden.



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