Tresore bleiben geschlossen

Dennoch können Münzkabinette im Internet Tag und Nacht besichtigt und studiert werden



Deutsche Münzen aus dem 19. Jahrhundert und unzählige Gepräge in
der ständigen Ausstellung des Berliner Münzkabinetts im Bode-Museum und weitere
Schätze können auch in weit entfernten Gegenden per Mausklick betrachtet werden.




Kostbarkeiten des Wiener Münzkabinetts wie diese mit einer antiken Goldmünze
geschmückte Schale werden auch im Interaktiven Katalog gezeigt. (Fotos: Caspar)

Nicht jeder kann ein Münzkabinett besuchen, nicht immer haben die Sammlungen geöffnet, und oft sind sie auch nicht durch Kuratoren besetzt. Das Internet aber eröffnet Wege in die Sammlungen und kennt keine Zeitbegrenzung. Das Berliner Münzkabinett hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet, als es schon vor Jahren damit begann, seine aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit stammenden Schätze für den Online-Katalog mit der Adresse http://ww2.smb.museum/ikmk/ zu erschließen. Der Interaktive Katalog bietet die einzigartige Möglichkeit, nicht nur alle in der Ausstellungen im Bode-Museum auf der Museumsinsel zu betrachten und sie für numismatische Forschungen zu nutzen, sondern auch die im 60 Meter langen Tresor liegenden Objekte weltweit am Bildschirm zu sehen und mit numismatischen und anderen Hintergrundinformationen zu verknüpfen. Bevor das Münzkabinett online gehen konnte, waren umfangreiche Vorarbeiten zu absolvieren. So wurden von allen Exponaten nicht nur Fotografien angefertigt, sie wurden auch genau gewogen und vermessen. Außerdem wurden Beschreibungen der Objekte angefertigt, die nun mit weiterführenden Literaturhinweisen studiert werden können.

Die ältesten im Berliner Online-Museum erfassten Exponate stammen aus dem siebenten und sechsten vorchristlichen Jahrhundert, die jüngsten Objekte sind deutsche und ausländische Euro-Münzen. Insgesamt besitzt das Berliner Münzkabinett 540 000 Exemplare (ohne Abgusssammlung), nämlich Antike 152 000, Mittelalter (mit Byzanz) 66 000, Neuzeit 103 000 sowie Islam und Asien 30 000 Exemplare. Ferner werden 12 000 Münzen in Schatzfunden aufbewahrt, hinzu kommen 32 000 Medaillen, 95 000 Banknoten, Wertpapiere und ähnliche Objekte sowie 19 000 Marken, Token, Jetons und Notgeldmünzen, um die wichtigsten Gruppen zu nennen. Außerdem besitzt das Münzkabinett eine Sammlung von 7000 Münzfälschungen, die zu Studienzwecken benutzt werden. Eine Sondersammlung verwahrt überdies 20 000 Münzstempel, Modelle und Abschläge, dazu kommen 2 000 Petschafte und Siegel sowie 2 000 Beispiele für so genanntes vormünzliches Geld, Gewichte und ähnliches.

Das Wiener Münzkabinett zählt mit über einer halben Million Objekten zu den weltweit größten Sammlungen seiner Art. Seine Geschichte reicht ins 16. Jahrhundert zurück, als Fürsten, Patrizier und Gelehrte ihre Liebe zu alten Münzen und bald auch zu Medaillen entdeckten. Im Kulturhistorischen Museum am Maria-Theresia-Platz werden unter anderem einzigartige Raritäten aus der antiken und mittelalterlichen sowie österreichischen und europäischen Numismatik sowie Prunkstücke aus Gold und Silber, die speziell für das römisch-deutsche Kaiserhaus gefertigt wurden. Alle diese Schätze können unter der Adresse www.khm.at/besuchen/sammlungen/muenzkabinett betrachtet und studiert werden. Man muss weder schwer gesicherte Tresore öffnen noch in dicken Katalogen blättern, sondern kann sich die Wiener Bestände in aller Ruhe zu Gemüt führen. Sie werden laufend digitalisiert, wodurch der Online-Katalog nach und nach wächst. Die im Gebäude der Münze Österreich AG untergebrachte Münz- und Medaillenstempelsammlung des Wiener Münzkabinetts werden ebenfalls in einer digitalen Datenbank erfasst und neu bearbeitet, denn die erste und einzige umfassende Arbeit zu diesem Thema von Eduard Fiala ist schon über einhundert Jahre alt. Nach der systematischen Digitalisierung werden die relevanten Daten an eine museumsweite Datenbank übergeben und dadurch allgemein zugänglich gemacht.

Ein virtuelles Münzkabinett, das alle numismatischen Sparten europäischer und außereuropäischer Kulturräume präsentiert, steht unter der Adresse www.kenom.de zur Verfügung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt dazu Mittel zur Verfügung, und beteiligt sind die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes Göttingen, das Niedersächsische Landesmuseum Hannover, das Archäologische Institut der Universität Göttingen, die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt in Halle, das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie die in der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland vereinten Sammlungen. Ziel des Projektes ist es, die Präsenz numismatischer Quellen im Internet deutlich zu erhöhen, wobei auch mittlere und kleine Sammlungen berücksichtigt werden. Das Virtuelle Münzkabinett öffnet Fachleuten und Laienforschern und ganz allgemein an Münzen und Medaillen interessierten Nutzern ihre Magazinbestände. Sowohl Erschließungssoftware als auch Präsentationsoberfläche können von anderen numismatischen Sammlungen nachgenutzt werden.

Die Links zu den oben genannten Münzkabinetten:

Berlin: www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/muenzkabinett/home.html
mit Online-Katalog www.smb.museum/ikmk.de

Wien: www.khm.at/besuchen/sammlungen/muenzkabinett/

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