Im Zeichen des stehenden Greifen

Im Battenberg Gietl Verlag erschien ein neuer Katalog über Münzen der Herzöge von Pommern





Herzog Philipp II. auf einem um 1616/7 in Stettin geprägten
Sechs-Dukaten-Stück mit aufrecht stehendem Greifen in einem Wappenkranz.
Der letzte Greifenherrscher Bogislaw XIV. ist auf einem Goldgulden abgebildet,
der 1629 in Stettin geprägt wurde.






Der 1632 geprägte Taler kombiniert das Bildnis von Bogislaws XIV. mit dem
pommerschen Wappen, das von Schildhaltern in Gestalt "wilder Männer"
flankiert wird. Zur Beisetzung dieses Herzogs 1654 in Stettin wurden verschieden
große Münzen aus Gold und Silber geprägt, hier ein Halbtaler




Der in einem Münzbuch aus dem Jahr 1631 abgebildete Taler mit der
Jahreszahl 1498 ist eine Goldgulden nachempfunden.
(Fotos aus dem besprochenen Band)

Im Battenberg Gietl Verlag erschien ein neuer Katalog über Münzen der Herzöge von Pommern Die Münzen der pommerschen Herzöge sind im Unterschied zu denen aus Brandenburg-Preußen, Braunschweig, Mansfeld, Sachsen und anderen Ländern sowie einigen Städten des römisch-deutschen Reiches nicht unbedingt das, was man populär und gängig nennen würde, was mit der Kompliziertheit der Geld-, Münz- und Landesgeschichte zu tun haben mag. Wenn gelegentlich Stücke aus Gold und Silber vom Handel angeboten werden, sind ihnen gute Preise sicher. Als Herzog Bogislaw XIV. von Pommern anno 1637 starb, mitten im Dreißigjährigen Krieg, dauerte es noch 17 Jahre, bis man seinen Leichnam in Stettin feierlich beisetzen konnte. Da er kinderlos war, hauchte mit ihm das pommersche Greifengeschlecht sein Leben aus. Um dessen Land schlugen sich schwedische, kaiserliche und brandenburgische Söldner, überall verbrannte Erde hinterlassend. Nach Kriegsende einigten sich Schweden und Kurbrandenburg über die Modalitäten und Finanzierung der Beisetzung des Herzogs, und beide Seiten gaben 1654 Gedenkmünzen aus Silber und Gold heraus, die jeder Sammlung pommerscher Münzen zur Ehre gereichen.

Mit Münzen, die mit Bildnissen, Totenköpfen, lateinischen Inschriften sowie sinnigen Allegorien geschmückt sind, endet das im Battenberg Gietl Verlag Regenstauf erschienene Buch "Die Münzen der pommerschen Herzöge" (240 S., zahlreiche Abbildungen, 69 Euro, ISBN 978-3-86646-129-1). Verfasst von dem Osnabrücker Numismatiker und Münzhändler Manfred Olding in Zusammenarbeit mit dem Berliner Medizinprofessor und Sammler Helmut Hahn, dessen umfangreiche Pommern-Sammlung 2013 von der Firma Künker versteigert wurde, und ergänzt durch einen Beitrag des Greifswalder Historikers Joachim Krüger über die Münzgeschichte Pommerns, enthält der Katalog alles, was bisher über dieses Thema bekannt ist.

Manfred Olding hält es für möglich, dass die eine oder andre unbekannte Variante auftauchen könnte, und bittet um entsprechende Hinweise. Der Verfasser ist uns bestens durch seine im gleichen Verlag erschienenen und als Zitierwerke geschätzten Bücher über die Münzen und Medaillen des preußischen Königs Friedrich II. sowie der ihm nachfolgenden Könige bis Wilhelm I. bekannt. In ähnlicher Aufmachung und Gediegenheit ist nun der Band über die pommerschen Münzen erschienen, und man kann allen Beteiligten dafür nur dankbar sein.

Erfasst werden die mit Bildnissen, dem aufrecht stehenden Greifen als Zeichen der herzoglichen Dynastie, Totenköpfen, Inschriften und weiteren Motiven geschmückten Gepräge stammen aus der Zeit zwischen Bogislaw X. (1474-1523) und Bogislaw XIV. (1625-1637). In Barth, Franzburg, Köslin, Rügenwalde, Wolgast und vor allem in Stettin geprägt, stellen die Münzen aussagestarke Zeugnisse der pommerschen Landes- und Münzgeschichte dar. Verschiedene Ausgaben wurden auf den Tod von Mitgliedern des Herzoghauses geprägt, das offenbar an dieser Spezies besonderen Gefallen fand. Die Gedenkmünzen boten eine willkommene Gelegenheit, Leben und Leistungen der Verstorbenen haltbar und für alle Zeiten zu verewigen.

Das Buch besticht durch seine instruktiven münzgeschichtliche Darlegungen, präzisen Beschreibungen der fraglichen Stücke und ihrer Varianten, die ihn hervorragend gelungenen Abbildungen gezeigt werden, sowie ein ausführliches Quellen-, Literatur- und Standortverzeichnis und eine Liste der lateinischen Inschriften in deutscher Übersetzung. Bei der Bestimmung der rund 300 erfassten Stücke aus dem 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts konnte Manfred Olding auf wichtige Arbeiten von Johannes Hildisch und anderen Autoren zurückgreifen, aber auch ein unveröffentlichtes Manuskript von Hildisch im Besitz von Helmut Hahn nutzen, das die erschlossenen Quellen und Standorte vermerkt. Herangezogen wurden ferner das Standardwerk von Hermann Dannenberg aus dem Jahr 1893 über die Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter sowie die Kataloge der berühmten Sammlungen Pogge (1903) und Bratring (1912) und weitere Schriften. Lang ist überdies die Liste der Münzkabinette, die pommersche Münzen ihr Eigen nennen und von denen der Autor partizipierte.

Das neue Zitierwerk kommt zur richtigen Zeit. Es berücksichtigt viele neue Erkenntnisse über das pommersche Münzwesen und zeigt bislang unbekannte Gepräge, die in älteren Publikationen noch fehlen. Manfred Olding stellt da und dort Irrtümer sowie falsche und ungenaue Beschreibungen in der älteren Münzliteratur richtig und macht auch erfundene Pommernmünzen als solche kenntlich. Dass es Autoren von Münzbüchern mit der Genauigkeit nicht so ernst nahmen zeigen in dem Buch abgebildete Holzschnitte von Talern, die es nicht gibt und die anderen, kleineren Werten nur nachempfunden sind. Joachim Krüger hat die von ihm erforschte frühe Münzgeschichte der pommerschen Herzöge für das jetzt erschienene Buch auf den neuesten Forschungsstand gebracht. Seine Darlegungen umfassen nicht nur die Tätigkeit einzelner Münzstätten, sondern enthalten auch interessante Informationen über die von Landesteilungen, Erbstreitigkeiten und kriegerischen Ereignissen gezeichnete Geschichte Pommern.

(2. Juni 2016)

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