Undatierte Dukaten aus Venedig

Adriarepublik veränderte über lange Zeit kaum das Design ihrer Gold- und Silbermünzen



In großen Mengen hergestellt, haben Venedigs Gold- und Silbermünzen
von Venedig ihr Design bis zum Ende der Adriarepublik kaum verändert.
Das Berliner Münzkabinett stellt einige im Bodemuseum auf der Museumsinsel aus.




Mit seinen nach österreichischem Vorbild geprägten Levantetalern
beteiligte sich Venedig im 18. Jahrhundert am Handel mit
dem Nahen und Fernen Osten. Das Silberstück darunter wurde 1918
vom Königreich Italien für Eritrea geprägt. (Fotos: Caspar)

Italien blickt auf eine lange Münzgeschichte zurück. In antiker Zeit wurden goldene Aurei und silberne Denare, bronzene Sesterzen und kupferne Asses mit ausdrucksstarken Porträts, Götterbildern, Tempeln, Tieren und anderen Motiven geprägt. Auch später zeichnete sich das Land durch eine reiche Münzprägung aus. Internationale Seefahrer- und Handelsbeziehungen und die Tätigkeit von großen Bankhäusern benötigten große Summen, und so kam es, dass in Italien die Wiege des Banken- und Kreditwesens stand. Zur Freude der Sammler haben bis heute viele kostbare, mit lebenswahren Bildnissen sowie schönen Allegorien und Wappendarstellungen geschmückte Münzen überlebt. Wichtig für das in viele Fürstentümer und Stadtstaaten aufgeteilte Land war, dass Rom Sitz der Päpste und der von ihnen geführten Kirche war und ist. Das allerdings hatte auch zur Folge, dass Italien und einzelne seiner Regionen Begehrlichkeiten weckten und Ziel ausländischer Invasionen waren.

Der spanische König und seit 1519 römisch-deutsche Kaiser Karl V. auf der einen Seite und der französische König Franz I. auf der anderen führten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts blutige Kriege um die Vorherrschaft in Norditalien und damit auch in Europa. Am 6. Mai 1527 erstürmte ein kaiserliches Heer die mit großen Reichtümern und Kunstschätzen ausgestattete Stadt Rom. Beim "Sacco di Roma" wurde die Residenz des Papstes brutal und blutig geplündert. Die meist deutschen Landsknechte sahen sich zu ihren Raubzügen berechtigt, weil sie schon lange keinen Sold mehr bekommen hatten. Gegen den Ansturm der feindlichen Truppen konnte die Leibgarde des Papstes nichts ausrichten. Alle zum Schutz des Kirchenoberhaupts in Stellung gebrachten Schweizer Garden verloren in den Kämpfen ihr Leben, und bis heute wird im Vatikan stets am 6. Mai bei der Vereidigung neuer Gardisten ehrenvoll an sie erinnert.

Zu den mächtigsten Territorien im alten Italien gehörte Venedig. Hier wurde 1284 nach Florentiner Vorbild der Dukat aus der Taufe gehoben. Um Kontinuität und Wertbeständigkeit zu unterstreichen, hat man das Design dieser Münzen bis zum Ende der "Serenissima" im Jahr 1797 nahezu unverändert beibehalten. Auf der Vorderseite kniet der Doge als Oberhaupt von Venedig vor dem stehenden Heiligen Markus, der in der Adriarepublik besondere Verehrung genoss. Der für das Wohl und Wehe der Kommune zuständige Evangelist übergibt dem Dogen (Dux) eine Fahne als Zeichen für die von Gott verliehene Herrschaft über das Herzogtum (Ducatus), das ja formell eine Republik war. Auf der Rückseite ist der stehende Jesus Christus in einer Mandorla segnend und als eigentlicher Herr über Venedig und seine Bewohner dargestellt. Darauf verweist auch die stark abgekürzte Rückseiteninschrift "Sit tibi Christe datus, quem tu regis, iste ducatus - Dir, o Christus, sei jenes Herzogtum gegeben, welches du regierst". Das letzte Wort in der lateinischen Widmung verschaffte der stets undatierten Münze den Namen Dukat. Ersatzweise wurde für das überaus beliebte und weit verbreitete Goldstück auch der Name Zechine verwendet, abgeleitet vom italienischen Zecca als Name einer Münzstätte.

Der Verzicht auf Jahreszahlen erschwert die Datierung, doch findet man in Spezialkatalogen anhand der Namen der jeweiligen Dogen Angaben, um die selbst noch im 18. Jahrhundert mittelalterlich anmutenden Münzen zeitlich einordnen zu können. Ungewöhnlich ist, dass man beim geprägten Gold auf den Namen der Republik Venedig verzichtete. Das konnte man sich erlauben, denn allgemein bekannt war, woher die Goldmünzen stammen. Es dauerte nicht lange, bis man in anderen Regionen Italiens und im übrigen Europa nach Florentiner und venezianischem Vorbild ebenfalls Goldgulden prägte. Man ging schon bald zu größere und prächtiger gestalteten Goldmünzen über, die Sammlern als Dobla, Goldschild, Noble, Ecu d'or Royal d'or, Muton d'or, Pavillon d'or oder einfach nur Gulden bekannt sind. Die Namen der auch als Meisterwerke des Stempelschnitts auf kleinstem Format geschätzten Goldstücke wurden vielfach von den Motiven abgeleitet, die auf den Münzen abgebildet sind.

Der Beachtung wert sind die aus Venedig stammenden Silbermünzen im Wert von einem ganzen Taler und von seinen Teilstücken. Da sie mit dem Markuslöwen geschmückt sind, ist ihre Herkunft unschwer auszumachen. Da die Adriarepublik mit eigenen Münzen am internationalen Handel teilnehmen wollte, ließ sie im 18. Jahrhundert Silberstücke im Stil der österreichischen Maria-Theresien-Taler prägen. Auf ihnen erkennt man statt des Porträts der römisch-deutschen Kaiserin Maria Theresia das Bildnis einer schönen Frau, die man als Sinnbild von Venedig deuten kann. Nach der Gründung des italienischen Königreichs wurden weitere Handelsmünzen aus Silber mit dem Bildnis der Italia geprägt. Auch sie sind interessante Sammelstücke, die gut bezahlt werden, wenn sie makellos erhalten sind.

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