"Pecunia non olet"

Aus dem römischen Vierkaiserjahr 69 ging Vespasian als Sieger hervor



Die Kaiser Galba und Otho sowie Vitellius und Vespasian sind auf römischen Denaren
mit ihren Porträts sowie Sinnbildern ihrer Herrschaft vertreten.






Das unter Vespasian erbaute Kolosseum gehört zu den bedeutendsten Hinterlassenschaften
aus der römischen Kaiserzeit und ist eines der Wahrzeichen der italienischen Hauptstadt. (Fotos: Caspar)

Zweikaiser- oder Zweikönigsjahre sind nichts Besonderes, weil es nach einem Thronwechsel stets hieß "Der König ist tot, es lebe der König". Wir kennen das Dreikaiserjahr 1888, in dem der deutsche Kaiser Wilhelm I. und sein krebskranker Sohn Friedrich III. kurz nacheinander starben und Wilhelm II. an die Macht gelangte, der erst im Zusammenhang mit der Novemberrevolution 1918 Krone und Thron verlor. Ein Dreikaiserjahr gab es auch in Russland, als 1762 Peter III. der Zarin Elisabeth folgte. Nachdem aber Peter III. noch im gleichen Jahr ermordet worden war, errichtete seine Gemahlin Katharina II., genannt die Große, als Kaiserin ihre Selbstherrschaft, die 1796 mit ihrem Tod endete.

Das römische Vierkaiserjahr gab es anno 69 nach Christus. Unter bürgerkriegsartigen Umständen stritten sich vier machtbewusste Männer um die Nachfolge von Nero, der 68 nach Christus durch Selbstmord geendet war. Zuerst wurde der schon recht betagte Servius Sulpicius Galba von der Garde auf den Schild gehoben. Als Kaiser versuchte Galba, von seinem Vorgänger Nero verteilte Geldgeschenke in Höhe von 2,2 Milliarden Sesterzen zurückzuerlangen. Das brachte korrupte Beamte sowie Soldaten und das Volk gegen ihn auf, die auf solche Gunsterweisungen nicht verzichten wollten. Gegen Galba regte sich alsbald Widerstand, und als er sich mit einer Sänfte durch Rom tragen ließ, stürzten sich abtrünnige Soldaten auf ihn und schlugen ihn tot.

Nach Galba stritten sich Otho, Vitellius und Vespasian um die Herrschaft. Doch Othos Rückhalt bei seinen Legionen war nicht stabil, sein Kaisertum dauerte nur drei Monate, und auch das des Vitellius verlief blutig und ohne Glück. Obwohl sich Vitellius von seinen Untertanen feiern ließ und er prahlerische Reden hielt, regten sich in seinem Umkreis Kritik und Widerstand. Das Ende des Trunkenbolds und Großmauls war ausgesprochen unkaiserlich, denn seine Widersacher haben ihn öffentlich gefoltert und seine Leiche in den Tiber geworfen. Würde es nicht Münzen mit dem Kopf des Vitellius und weiterer Kaiser dieses Schlages geben, wüsste kaum etwas von ihnen.

Als letzten gelang es Vespasian, dem früheren Feldherrn aus der Zeit des Kaisers Nero, noch im gleichen Jahr, den römischen Thron zu besetzen, und das für zehn Jahre. Dem aus einer Familie von Steuereintreibern stammende Vespasian wird der berühmte Ausspruch "Pecunia non olet - Geld stinkt nicht" zugeschrieben. Er soll den Satz zu seinem Sohn Titus beim Anblick von Münzen gesagt haben, die durch eine Latrinensteuer in die Staatskasse geflossen waren. Da Vespasian im Unterschied zu seinen Vorgängern und Nachfolgern einen sparsamen Lebensstil pflegte, nannten seine Untertanen ihn verächtlich Heringshändler. Den Kaiser focht das nicht an, er machte sich einen guten Namen durch rege Bautätigkeit und Wirtschaftsförderung in seinem Riesenreich. Vor allem die Hauptstadt Rom profitierte von gewaltigen Investitionen, die Vespasian in die Wege leitete. So ließ der Kaiser das Kapitol wieder aufbauen, das während des Bürgerkriegs im Jahr 69 zerstört worden war. Ein unter seiner Ägide errichteter Friedenstempel sowie ein monumentales Amphitheater, das wir heute als Kolosseum kennen, aber auch Straßen und Brücken quer durch das Riesenreich sind wichtige Zeugnisse aus seiner Regentschaft.

Jeder von diesen vier Kaisern bekundete im Stil der Zeit seinen hohen Rang durch die Prägung von Münzen, die regelmäßig vom Handel angeboten werden und wegen des historischen Hintergrunds gesucht werden. Im Unterschied zu seinen Vorgängern und manchem seiner Nachfolger starb Vespasian eines natürlichen Todes an den Folgen einer Durchfallerkrankung. Sein Sohn Titus übte seine Herrschaft zur allgemeinen Zufriedenheit aus und ging als Kaiser in die Geschichte ein, der seinem Reich Wohlstand und Stabilität bescherte.

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