Harmonie von Raum und Kunst
Das neobarocke Bode-Museum auf der Museumsinsel ist einer der schönsten und eindrucksvollsten Kulturbauten in Berlin



Wie ein großes Schiff hat das 1904 als Kaiser-Friedrich-Museum eröffnete Bode-Museum auf der Spitze der Berliner Museumsinsel Platz gefunden.



Die Präsentation der Kunstschätze durch Wilhelm von Bode im damaligen Kaiser-Friedrich-Museum mutet heute wie ein wenig aus der Zeit gefallen an, war aber vor hundert Jahren recht modern und wegweisend.



Besucher werden vom Schlüterschen Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm begrüßt. Das Original von 1703 steht im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg.



Schüler ahmen in der Skulpturensammlung die Haltung von monumentalen Heiligenfiguren aus geschnitztem und vergoldetem Holz nach.



Kostbarkeiten des Münzkabinetts sind in der ersten Etage des Bode-Museums ausgestellt, hier goldene Gnadenpfennige sowie Medaillen aus der Barockzeit.



Architekturfragmente, Mosaiken, Alltagsgegenstände und andere Kostbarkeiten werden im Museum für Byzantinische Kunst gezeigt. (Fotos/Repro: Caspar)

Im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach so gut repariert, wie man es konnte, wies das neobarocke Bode-Museum erhebliche Schäden auf, die vor einigen Jahren beseitigt wurden. Hinter kaiserzeitlichen Prunk fand man feuchte Wände und korrodiertes Eisen. Die Schäden wurden in Abstimmung mit dem Denkmalschutz so behoben, dass dem Haus an der Spitze der Museumsinsel keine Gewalt angetan wurde. In dem mit neuester Museumstechnik ausgestatteten Kuppelbau zeigen die Skulpturensammlung, das Museum für Byzantinische Kunst und das Münzkabinett ihre Schätze. Präsent mit einer Auswahl von Meisterwerken von der Gotik bis zum Klassizismus ist auch die Gemäldegalerie, deren Stammsitz sich am Kulturforum im Tiergarten befindet. Die originalgetreue Wiederherstellung des Museumspalastes mit zwei Kuppeln und fünf Innenhöfen ist eine Reverenz an den Hofarchitekten Ernst von Ihne, der in Berlin unter anderem die Staatsbibliothek und den Marstall gebaut sowie Teile des Stadtschlosses umgestaltet hat, und an die Baukunst seiner Zeit.

Als das nach dem früheren Museumsdirektor Wilhelm von Bode benannte Bode-Museum am 18. Oktober 1904 im Beisein von Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht wurde, hieß es Kaiser-Friedrich-Museum. Die Namensgebung war eine Reverenz an den 1888 nach nur 99 Regierungstagen verstorbenen Kaiser Friedrich III., den Vater Wilhelms II. Als Kronprinz hatte der so genannte 99-Tage-Kaiser viel für die Entwicklung der Berliner Museen geleistet, und da ist es nicht verwunderlich, dass sein vergoldetes Porträt neben dem von anderen Hohenzollernherrschern die überkuppelte Eingangshalle schmückt.

Das Bode-Museum ist ein interessantes Dokument für das Bemühen seines späteren Namensgebers Wilhelm von Bode, Räume und Kunstwerke harmonisch in Einklang und damit besser zur Geltung zu bringen. Mit diesem Ausstellungskonzept, das die Umgebung auf die Exponate wirken lässt, betrat der am kaiserlichen Hof und in der Berliner Großbourgeoisie und bei reichen Sammlern hoch angesehene Kunsthistoriker und Museumsdirektor Neuland. Er schuf so genannte Themenräume, in denen er Gemälde, Skulpturen, Möbel und Kunstgewerbe gemeinsam und jedes Stück für sich zum Strahlen brachte.

Der Rundgang durch das Bode-Museum beginnt in der überkuppelten Eingangshalle, in der eine Kopie von Schlüters Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm sowie der Abguss eines vom gleichen Künstler geschaffenen Standbildes von König Friedrich I. stehen. Der Weg geht weiter durch eine florentinische Basilika mit Gemälden, Skulpturen und Möbeln aus der italienischen Renaissance. Auf dem Rundgang geht es in eine zweite, kleinere Kuppelhalle in Formen des friderizianischen Rokoko, in der marmorne Generalsfiguren der Armee Friedrichs II., des Großen, aufgestellt sind. Eine elegante Treppe führt direkt zu dem Preußenkönig, der wie der Große Kurfürst ein bedeutender Sammler und Kunstförderer war und daher mit Bedacht in diesem großartigen Museumsschloss geehrt wird.

Die Collage von Raum und Kunstwerken wird in den unteren und oberen Ausstellungssälen mit dem Wechselspiel von Skulpturen, Gemälden, Gobelins, Möbeln und anderen Gegenständen fortgesetzt. Alles stimmt - die auf Sockeln gestellten oder an den farbig gestrichenen Wänden befestigten Skulpturen, die immer wieder anders gestalteten Decken, die seitliche Beleuchtung, die nach alten Vorlagen wiederhergestellten Fußböden und die historischen Türeinfassungen. Wenn man Fotos von Museumsräumen aus der Kaiserzeit mit der heutigen Präsentation von Kunstwerken vergleicht, dann ist letztere sparsamer gestaltet und natürlich viel besser als damals ausgeleuchtet.

Die im Bode-Museum präsentierte Skulpturensammlung gehört zu den umfangreichsten Kollektionen dieser Art in Deutschland. Ausgestellt sind Arbeiten aus Holz, Stein und gebranntem und glasiertem Ton, ferner aus Bronze, Silber, Elfenbein und anderen Materialien vom Mittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert aus Deutschland sowie aus Italien, Frankreich, den Niederlanden, Spanien und anderen Ländern. Die Kunstwerke waren seit dem Zweiten Weltkrieg auslagerungsbedingt über beide Berliner Stadthälften verstreut und wurden nach der Wiedervereinigung 1990 zusammengeführt. Stücke, die bis dahin auf der Museumsinsel beziehungsweise in Dahlem ausgestellt wurden, erfreuen jetzt wieder am alten Ort die Besucher.

Das Museum für Byzantinische Kunst enthält sakrale und profane Kunstwerke sowie Alltagsgegenstände und Architekturfragmente aus dem Weströmischen und dem Byzantinischen Reich vom 3. Jahrhundert bis Ende des 15. Jahrhunderts. Zu sehen sind unter anderem spätantike Sarkophage, Mosaiken, Porträtplastik, Elfenbeinschnitzereien sowie Ikonen und andere Zeugnisse frühchristlicher Kunst. Dass besonders viele antike und spätantike Zeugnisse aus diesen Ländern nach Berlin kamen, ist dem großen Interesse der preußischen Könige im 19. Jahrhundert und ihrer großzügigen Ankaufpolitik zu verdanken.

Das bereits im 16. Jahrhundert begründete Münzkabinett besitzt eine halbe Million Münzen und Medaillen sowie andere numismatische Objekte und ist damit eine der größten Sammlungen dieser Art weltweit. In fünf Räumen im zweiten Obergeschoss des Bode-Museums sind etwa 4000 Münzen und Medaillen ausgestellt. Sie und weitere Stücke vom siebenten vorchristlichen Jahrhundert bis zur Gegenwart findet man auch im Internet und kann sie dort unter der Adresse www.smb.museum/ikmk weltweit und rund um die Uhr betrachten.

Im Studiensaal des Münzkabinetts können sich Wissenschaftler und Sammler umfassend über alles informieren, was mit Münz-, Geld- und Medaillengeschichte zu tun hat, außerdem steht ihnen eine umfangreiche Handbibliothek zur Verfügung. Bei Bedarf werden Besuchern Münzen, Medaillen, Marken, Geldscheine, Stempel und andere Objekte vorgelegt, die im 60 Meter langen Tresorraum verwahrt werden. Zum Service gehört auch die Beurteilung von mitgebrachten Münzen und anderen numismatischen Zeugnissen.

9. März 2017

Zurück zur Themenübersicht "Ausstellungen, Museen, Denkmalpflege"