Vorgeschmack auf das Humboldt Forum
Staatliche Museen zu Berlin stellen auf der Museumsinsel Zeugnisse ferner Kulturen aus und gegenüber



In der kurfürstlichen und königlichen Kunstkammer im Berliner Schloss waren mancher Trödel, aber auch viele bedeutende Kunstwerke und Antiquitäten versammelt.



Das um 1900 erbaute erste Pergamonmuseum auf der Museumsinsel wurde schon bald baufällig, bis 1930 wurde ein neues für den Pergamonaltar und andere Altertümer aus dem Nahen und Fernen Osten erbaut.



Im Bode-Museum begegnen sich demnächst frühchristlich-byzantinische Kunstwerke mit solchen aus afrikanischen Ländern.



Eine Bronzeskulptur unweit des Alten Museums zeigt die Lage der einzelnen Häuser auf der Museumsinsel.



Während am und im Humboldt Forum fleißig gearbeitet wird, laufen schon die Vorbereitungen auf das, was ab 2019 dort zu sehen sein wird. (Fotos/Repros: Caspar)

Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Staatlichen Museen zu Berlin öffnet das Humboldt Forum nicht erst 2019, sondern symbolisch bereits 2017! In diesem Sommer werden zahlreiche Objekte des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst ein Gastspiel auf der Museumsinsel geben. Im Bode-Museum und im Neuen Museum werden Zeugnisse aus verschiedenen Kulturen und Epochen aus und gegenüber gestellt. Ziel der Aktion ist es, die in das Humboldt Forum in die Stadtmitte verlagerten Sammlungen vorzustellen und schon jetzt den Blick auf die zu erwartenden Ausstellungen im wieder aufgebauten Stadtschloss zu schärfen.

Flankiert wird die Aktion "Neue Nachbarn" von einem vielfältigen Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm. Manche Objekte aus Dahlem und den Häusern auf der Museumsinsel haben eine gemeinsame Sammlungsgeschichte mit Ursprüngen in der Berliner Kunst- und Kuriositätenkammer, die im Hohenzollernschloss untergebracht war. Nach Information der Staatlichen Museen gibt es neben Ähnlichkeiten auch Kontraste, so dass die Präsentation neue interessante Sichtweisen eröffnet.

Ab Herbst werden rund 90 herausragende Werke afrikanischer Kunst im Bode-Museum gezeigt und mit Exponaten der christlichen Kunst in einen so zuvor in Berlin nie dagewesenen Dialog treten. Im Neuen Museum ebenfalls auf der Museumsinsel werden sich zwei Hochkulturen - Ägypten und China - begegnen. Die spannende Sonderausstellung wird im direkten Vergleich der Exponate zeigen, dass beide geographisch weit von einander entfernte Gesellschaften die Entwicklung der Menschheitsgeschichte maßgeblich geprägt haben.

Die Kurfürsten von Brandenburg haben sehr früh Kunstwerke und Kuriositäten gesammelt und im Berliner Schloss aufgestellt. Solche Kunst- und Naturaliensammlungen lagen im 16. und 17. Jahrhundert im Trend. Sie förderten Kultur und Bildung, und außerdem war ihr Besitz durchaus auch für die hochadligen Besitzer gut fürs Renommee. Kurfürst Joachim II., der von 1535 bis 1571 regierte, soll in der Fremde "künstliche Sachen" haben anfertigen lassen. Auch habe er Leute ausgesandt, die für ihn Seltenheiten und merkwürdige Dinge ankaufen mussten, berichten Chronisten. Ein 400 Jahre altes Verzeichnis zählt Kostbarkeiten in der "Churfürstlichen Kunstkammer" auf, die im Berliner Schloss eingerichtet war. Nähere Einzelheiten über das Inventar sind nicht bekannt, doch wird man in dem Raritätenkabinett Gegenstände aus Gold und Silber, Arbeiten aus Elfenbein, Bernstein, Glas, Keramik und seltenen Mineralien sowie aus Perlmutt und Korallen vermuten dürfen. Dazu kamen Mitbringsel aus fernen Ländern, etwa Elefantenzähne und Tierpräparate, aber auch ägyptische Mumien, die man gern auch in Apotheken zur Pillenzubereitung verwendete, weil man "Mumia" heilende und potenzfördernde Wirkungen nachsagte. Nicht zu vergessen Antiquitäten aus dem römischen Reich und dem alten Griechenland - kleine und große Statuen, Vasen, Grabbeigaben, Schrifttafeln und Münzen.

Indem die Staatlichen Museen zu Berlin auch die Kunstkammer der Hohenzollern wieder ans Tageslicht holen, weisen sie auf ihre Wurzeln und erinnern daran, was Sammeleifer und Mäzenatentum vor ein paar hundert Jahren für den guten Ruf von Berlin als "Spree-Athen" geleistet haben. So waren es der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der 1661 den Grundstein für die heutige Staatsbibliothek legte, und sein Urenkel Friedrich II., der Große, der eifrig Gemälde und Skulpturen sammelte. Die Könige Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. ließen im 19. Jahrhundert das Alte und das Neue Museum bauen, in denen sie antike Kunstwerke und solche aus dem Alten Ägypten versammelten. Da der Platz nicht ausreichte, die Neuzugänge würdig auszustellen, wurden im Laufe der Zeit die Nationalgalerie, das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode Museum) und das Pergamonmuseum errichtet. Das gesamte Ensemble steht seit 1991 auf der Liste des Weltkulturerbes und erfreut sich großen Zuspruchs durch Besucher aus aller Welt. 2016 wurden in allen Häusern der Staatlichen Museenmehr als 3,6 Millionen Besucherinnen und Besucher gezählt worden.

20. Februar 2017

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