Wagenlenkerin wurde Siegesgöttin
Brandenburger Tor ist seit 1806 Jahren auf zahlreichen Münzen und Medaillen präsent



Kaiser Napoleon I. ließ mit der Medaille von 1806 seinen triumphalen Einzug durch die "Porte de Brandebourg" feiern.



Das Relief auf dem Sockel des von Christian Daniel Rauch geschaffenen Berliner Blücherdenkmals schildert den Einzug der Verbündeten in Paris 1814 und die Rückkehr der von Kaiser Napoleon I. geraubten Quadriga nach Berlin.



Ein prächtiges Medaillon von 1814 präsentiert in der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts das Brandenburger Tor, das auch als Motiv auf Gafiken und Porzellantassen beliebt war.



Das zur WM 2006 geprägte Zehneurostück kombiniert einen mit dem Brandenburger Tor geschmückten Ball mit der Weltkugel, auch auf anderen Geldstücken ist der Säulenbau abgebildet, so auf der Ausgabe zu zehn Mark von 1991 zur Zweihundertjahrfeier der Eröffnung des von Karl Gotthard Langhans gestalteten Säulenbaus. Rechts bejubeln die Öffnung der Mauer am 9. November 1989.



Die DDR-Münze von 1989 zum 225. Geburtstag von Johann Gottfried Schadow zeigt die Wagenlenkerin mit ihren vier Pferden sowie einem Loch im Siegeskranz.





Die von der Staatlichen Münze Berlin herausgegebenen silbernen Unzen mit dem Brandenburger Tor und anderen Motiven sind beliebte Sammelstücke.



Solange es die DDR gab, musste das Brandenburger Tor herhalten, um Propaganda für den Bau der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze und ihrer Bewacher herhalten. (Fotos: Caspar)

Im Herbst 1958 wurde das von dem Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow geschaffene kupferne Vierergespann, die Quadriga, auf das Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigte und in den 1950-er Jahren renovierte Brandenburger Tor gehoben. Die Einweihung des klassizistischen Bauwerks fand am 30. November 1958 statt. Zahlreiche Münzen und Medaillen bilden die Berliner Sehenswürdigkeit und seinen Skulpturenschmuck ab, und auch unsere seit 2002 kursierenden Münzen zu 10, 20 und 50 Cent sind mit dem klassizistischen Säulenbau geschmückt. Kaiser und Könige ritten durch das Tor, vor ihm hat man Staatsgäste empfangen und tut es auch heute, doch fanden vor der klassizistischen Kulisse auch makabre Fackelzüge der Nationalsozialisten statt. Als die DDR am 13. August 1961 die Mauer errichtete, riegelten die Grenztruppen das Brandenburger Tor hermetisch ab. Am 22. Dezember 1989, sechs Wochen nach dem Fall der Mauer, wurde es wieder geöffnet und stand gleich darauf in der Neujahrsnacht 1989/90 im Mittelpunkt eines großen Freudenfestes.

Das Brandenburger Tor ist auf vielen Münzen und Medaillen dargestellt worden. Sie bilden ein attraktives, ausbaufähiges Sammelgebiet. Den Anfang macht eine Medaille von 1806 mit dem Kopf des französischen Kaisers Napoleons I., der am 27. Oktober 1806 als Sieger der Schlacht von Jena und Auerstedt in die Hauptstadt des vernichtend geschlagenen Preußen einzog und im königlichen Schloss nicht nur die gegen England, den Hauptfeind Frankreichs, gerichtete Kontinentalsperre dekretierte, sondern auch befahl, die berühmte Figurengruppe vom Brandenburger Tor zu nehmen und als Kriegsbeute nach Paris zu schaffen. Dargestellt ist auf der Rückseite dieser Triumphmedaille die "Porte de Brandebourg" mit seitlichen Wachhäusern und Schadows Vierergespann obenauf. Die Friedensgöttin hält eine Stange mit einem antikisierenden Siegeszeichen in der Hand.

Siegeskranz ohne Kreuz und Adler

Keine Medaille oder auch Münze mit dem Brandenburger Tor, die nicht auch die Wagenlenkerin mit ihren vier Pferden zeigen würde. Schaut man DDR-Gepräge genau an, so ist ein winziger, aber signifikanter Unterschied zu anderen Ausgaben zu sehen. Denn es fehlen der von der Victoria gehaltenen Stange das nach der Rückkehr der Quadriga im Jahr 1814 eingefügte Eiserne Kreuz und der Preußenadler. Nach der Wiederherstellung der Ende des Zweiten Weltkriegs zerschossenen Figurengruppe waren 1958 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Eiserne Kreuz samt auffliegendem Preußenadler auf Weisung der SED beide Symbole entfernt worden. Die im Westteil der Stadt nach alten Modellen neu aus Kupferblech gefertigte Quadriga zeigte fortan einen Kranz mit Loch, und der Adler war gänzlich verschwunden. Gut zu erkennen ist dieser Eingriff auf den ab 1971 geprägten Fünfmarkmünzen der DDR und einer Ausgabe zu zehn Mark, die 1989 anlässlich des 225. Geburtstags des Bildhauers Johann Gottfried Schadow im VEB Münze der DDR geprägt wurde. Bei der Restaurierung nach dem Mauerfall am 9. November 1989 wurden beide Zeichen, die von den SED-Machthabern als Symbole des Militarismus verunglimpft und dem Märkischen Museum übergeben worden waren, wieder eingefügt. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde die Fahnenstange entfernt, an der das DDR-Banner mit Hammer und Zirkel jedermann signalisierte, wem das Brandenburger Tor gehört und wo die Trennlinie zwischen Ost und West verläuft.

In vielen Auktions- und Händlerkatalogen findet man Medaillen mit der Darstellung des Brandenburger Tores. Während neuere Medaillen und Plaketten, etwa jene Stücke aus der Zeit zwischen 1961 und 1989 mit DDR-Grenzern vor der Kulisse des scharf bewachten Säulenbaues, preiswert zu haben sind, ist die eingangs erwähnte Medaille von 1806 selten im Angebot. Da mag es tröstlich sein, dass die Pariser Administration des Monnaies et Médailles Nachprägungen hergestellt hat, die recht preiswert zu haben sind. Die Eurocentstücke sowie weitere Münzen und Medaillen des wiedervereinigten Deutschland zeigen das Brandenburger Tor wieder preußisch korrekt mit Adler und Kreuz. Diese Attribute hatten nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 aus der Friedensgöttin Eirene eine Viktoria, also eine Siegesgöttin, gemacht. Zugleich verwandelten die seinerzeit von König Friedrich Wilhelm III. befohlenen Zutaten nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel das Friedenstor von 1791 in ein Siegesdenkmal.

Figurengruppe aus Kupferblech

Mit seinen fünf Durchfahrten und reichem Skulpturenschmuck schließt das 1789 bis 1791 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans nach griechischem Vorbild erbaute Tor die Prachtstraße Unter den Linden nach Westen ab. Schadows Figurengruppe wurde wegen des hohen Gewichts nicht gegossen, vielmehr verwendete man Kupferblech, das auf einem Holzmodell getrieben und auf ein Eisengerippe montiert wurde. Die geplante Vergoldung unterblieb aus Kostengründen. Im Frühjahr 1945 wurde das Tor währen der letzten Kämpfen in der Reichshauptstadt stark beschädigt. Zerschossenes Kupferblech und gekrümmte Eisenstangen, die von der Quadriga stammten, bedeckten den mit Einschusslöchern übersäten Säulenbau. Von dem Schrotthaufen blieb nur ein originaler Pferdekopf übrig, der im Märkischen Museum am Köllnischen Park in Berlin-Mitte besichtigt werden kann.

1949 beschloss der Ost-Berliner Magistrat, das Brandenburger Tor restaurieren zu lassen und die zerstörte Figurengruppe durch eine Nachbildung zu ersetzen. Ost-Berlin übernahm die Arbeiten am Gebäude, während der West-Berliner Senat die Figurengruppe von der Steglitzer Bildgießerei Hermann Noack nach Gipsabformungen fertigen ließ, die 1943 abgenommen worden waren. Aktuell kann man der Restaurierung dieser Modelle durch Spezialisten der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Deutschen Reichstags zuschauen.

"Mr. Gorbatschow, öffnen Sie das Tor"

Der für viele Menschen als weltfremd und utopisch belächelten, von anderen freudig begrüßten Forderung des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan am 12. Juni 1987 an den sowjetischen Staats- und Parteichef "Mr. Gorbatschow, open this gate!" folgte zwei Jahre später als Ergebnis der friedlichen Revolution in der DDR die erlösende Tat. Die Mauer fiel am 9. November 1989, am 22. Dezember ging mit einer großartigen Feierstunde auch das Tor auf. Eine Zwanzig-Mark-Münze der DDR von 1990 erinnert an dieses epochale Ereignis. Die Restaurierungsarbeiten an der Quadriga im Deutschen Technikmuseum wurden 1991, zur Zweihundertjahrfeier der Eröffnung des Brandenburger Tores, abgeschlossen. Auch dieses Jubiläum war 1991 ein silbernes Gedenkstück wert, das in der Staatlichen Münze Berlin als Nachfolgerin des VEB Münze der DDR geprägt wurde. Bei der 2002 beendeten Generalsanierung des durch Umwelteinflüsse ziemlich angeschlagenen Brandenburger Tores zeigte sich, dass der Zustand der Quadriga vergleichsweise gut ist. Größere Überholungsarbeiten waren nicht nötig.

22. November 2021

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