Zum Stolze der Nation
Denkmäler auf Münzen und Medaillen bilden ein lehrreiches Sammelgebiet



Das Denkmal des Nürnberger Malers Albrecht Dürer auf dem Geschichtstaler von 1840 ist ein interessantes Zeugnis dafür, wie Ludwig I. sich und die Geschichte und Kultur seines Landes gefeiert hat.



Die 1828 eingeweihte Verfassungssäule in Gaibach in Unterfranken und die zwischen 1841 bis 1844 erbaute Münchner Feldherrnhalle wurden von Ludwig I. als so wichtig erachtet, dass er sie auf seinen Geschichtstalern verewigen ließ.



Die Medaille von 1834 bildet das in Mainz enthüllte Gutenberg-Denkmal ab.



Auf der Medaille von 1840 erkennt man, dass das Berliner Reiterdenkmal Friedrichs des Großen bescheidener geplant war. Die Enthüllung des Friedrich-Denkmals Unter den Linden in Berlin war 1851 die Ausgabe mehrere Medaille wert.



Die Berliner Medaille von 1855 bildet die neben der Neuen Wache und ihr gegenüber Unter den Linden aufgestellten Denkmäler der Feldherren der Befreiungskriege York von Wartenberg, Blücher und Gneisenau sowie auf der Vorderseite die Reliefs vom Sockel des Blücherdenkmals ab.



Zur Erinnerung an die Weihe des Berliner Kreuzbergdenkmals kam eine mit den Köpfen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und des russischen Zaren Alexander I. heraus. Mit dem Reinerlös wurden Invaliden der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 unterstützt.



Der Bremer Roland wurde bereits 1640, ungewöhnlich für die damalige Zeit, auf einer Medaille mit rückseitiger Stadtansicht auf der Rückseite gewürdigt. Es folgten später weitere Darstellungen des berühmten Wahrzeichens.



Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal ist auf einem 1913 in Muldenhütten geprägten Dreimarkstück, aber auch auf Medaillen abgebildet, die zur festlichen Weihe und Dank für die vielen Spender ausgegeben wurden.


Für zwei Euro kann man den Bremer Roland in der Geldbörse bei sich führen. (Fotos: Caspar)

Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Besinnung auf Geschichte und nationale Werte, was immer man darunter verstand, und es war ein Jahrhundert der Denkmäler. Niemals zuvor und danach wurden so viele Monumente zur Erinnerung an Monarchen, Minister und Militärs, an Künstler und Gelehrte und an Ereignisse geschaffen, an die man sich noch in tausend Jahren erinnern sollte. Die Bildhauerzunft hatte alle Hände voll zu tun, die Wünsche nach Memorials aus Bronze und Marmor zu befriedigen. Da Deutschland bis zur Reichseinigung von 1871 aus vielen Fürstentümern und einigen freien Städten bestand, war der Drang übermächtig, mit Standbildern aller Art sowie Münzen und Medaillen Eigenwerbung zu betreiben. Es gehörte zum guten Ton, Teilnehmern von Denkmalsweihen sowie beteiligten Architekten, Bildhauern und Bildgießern silberne oder manchmal goldene Erinnerungsstücke mit Miniaturansichten der jeweiligen Monumente zu überreichen. Fürs Volk gab es Ausgaben aus Bronze und Zinn, die man sich mit Hilfe einer Öse ans Revers stecken konnte.

Selten wurde die Weihe von Denkmälern auf regulären Gedenkmünzen gefeiert, denn in der Regel ließ man Medaillen prägen. Die Könige von Bayern leisteten sich im 19. Jahrhundert den Luxus von Geschichtstalern, auf denen auch die Weihe von Denkmälern gefeiert wurde. Indem Ludwig I. repräsentative Staatsbauten und Denkmäler errichten ließ, beschwor er die heroische Vergangenheit des 1806 geschaffenen Königreichs und seines Herrscherhauses. Die Gedenktaler in Auflagen von etwa 10 000 Stück mit Ansichten der Säulen und Standbilder sorgten dafür, dass die "Monumente zum Stolze der Nation", wie man sagte besser bekannt wurden als es bei Medaillen möglich war.

Ludwig I. von Bayern in der Rolle als Vorreiter

Ludwig I. übernahm mit der Prägung von Geschichtsmünzen die Rolle eines Vorreiters. Als erstes ließ er auf den Talern Gedenksäulen darstellen, so die vom Grafen von Schönborn errichtete Verfassungssäule (1828), die Denkmäler zur Erinnerung an die 30 000 im "russischen Krieg" gefallenen Bayern (1833, gemeint ist der Feldzug der Seite Frankreichs gegen Russland im Jahr 1812), auf die Anhänglichkeit Bayerns an seinen Herrscherstamm (1834) sowie zur Trennung der Königin Therese von ihrem Sohne, dem König Otto (von Griechenland, 1835), um nur einige Beispiele zu nennen. Ab 1835 finden wir auf den Geschichtstalern auch Personendenkmäler. Sie bilden das Monument des ersten bayerischen König Maximilian Joseph (München 1835), des Kurfürsten Maximilian I. (München 1835), des Malers Albrecht Dürer (Nürnberg 1840), des Dichters Jean Paul Friedrich Richter (Bayreuth 1841), des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth anlässlich der Hundertjahrfeier der Hochschule zu Erlangen (Erlangen 1843) sowie des Kanzlers Kreittmayr (München 1845) und des Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (Würzburg 1847) ab.

In die Serie gehören auch die unter Ludwig I. geprägten Silbermünzen mit Ansichten der als Ruhmeshalle berühmter Deutscher errichteten und mit zahlreichen Marmorbüsten versehenen Walhalla bei Donaustauf unweit von Regensburg und der mit Figuren bedeutender Heerführer geschmückten Feldherrnhalle in München. Nachdem der in eine allgemein als anstößig empfundene Liebesaffäre mit der Tänzerin Lola Montez verwickelte Ludwig I. 1848 die Krone an seinen Sohn Maximilian II. abgeben musste, führte der neue König die Serie weiter. So finden wir auf Doppeltalern mit seinem Kopf neben anderen Motiven die Standbilder der Komponisten Willibald Ritter von Gluck (München 1848) und Orlando di Lasso (München 1849).

Die Geschichtsdoppeltaler fanden außerhalb Bayerns geringen Widerhall, obwohl man auch in anderen Fürstentümern herausragende Ereignisse und Gestalten der eigenen Geschichte durch Standbilder und Ehrensäulen feierte. Eine Ausnahme bildet der Gedenkdoppeltaler von 1844 des Großherzogs Karl Leopold Friedrich von Baden mit dem Standbild seines Vaters Carl Friedrich des Gesegneten, wie es in der Umschrift heißt. Bei der der Ausgabe von Medaillen legte man sich hingegen keine Zurückhaltung auf, und so findet man heute in fast jedem Auktionskatalog und in den Verkaufslisten des Münzhandels entsprechende Angebote.

Preußen ging einen anderen Weg

Bemerkenswert ist, dass sich Preußen an der Popularisierung seiner Denkmäler durch Gedenkmünzen nicht beteiligte, obwohl gerade hier zahllose Monumente dieser Art errichtet wurden. Man kann nur vermuten, dass Sparsamkeitsgründe für die Zurückhaltung ausschlaggebend waren, denn sonst war man mit der Verherrlichung von Mitgliedern des Hauses Hohenzollern und ihrer Würdigung durch Denkmäler auf Medaillen weniger sparsam. Bei ihrer Betrachtung ist zu beachten, dass solche Medaillen oft nicht in staatlichem Auftrag, sondern von privater Seite zum Verschenken oder Verkauf an Teilnehmer von Feiern aller Art, wie etwa Grundsteinlegungen und Denkmalweihen, hergestellt wurden. Der Staat trat nur als Abnehmer einer bestimmten Anzahl in Erscheinung und garantierte, dass die Stempelschneider und Fabrikanten nicht leer ausgingen.

Lange Zeit waren nur gekrönten Häuptern und ihren Generalen Denkmäler vorbehalten. Überall im Lande standen sie an prominenten Plätzen, so in Hannover das Reiterstandbild von König Ernst August oder in Schwerin das Denkmal von Großherzog Paul Friedrich, um zwei Beispiele zu nennen, die auf Medaillen gefeiert wurden. Bürgerliche Personen, und wenn sie noch so berühmt waren, hatten anfangs auf hohen Sockeln nichts zu suchen. Allenfalls stellte man ihre Büsten in geschlossenen Räumen auf. So war es auch in Preußen, wo man auf Bewahrung der Tradition lange pochte und erst langsam Vorbehalte gegen die Denkmalehrung von Personen aus dem "dritten Stand" abbaute. Diese Entwicklung war eine Folge der Reformbewegung nach 1806 beziehungsweise nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815.

Selbstbewusstes Bürgertum

Die Emanzipation des Bürgertums, sein erwachendes Selbstbewusstsein schlug sich auch im Denkmalwesen und der Medaillenkunst nieder. Beispiele dafür sind das Doppeldenkmal Goethes und Schillers in Weimar sowie verschiedene Gutenberg-Denkmäler, aber auch Denkmäler für Musiker wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, die in den Geburtsstädten Eisenach und Halle beziehungsweise im Falle von Bach auch in Leipzig und Köthen aufgestellt wurden. Da es sich nicht um regierungsamtliche Ehrungen mit staatlichen Mitteln handelte, wurden Geldsammlungen organisiert und Benefizveranstaltungen durchgeführt, an denen sich die kunstinteressierte Öffentlichkeit beteiligte. Der Verkauf der Medaillen half, die hohen Kosten zu bestreiten.

Die Berliner Straße Unter den Linden ist auch heute eine Via triumphalis. Seit dem späten 18. Jahrhundert war sie ausersehen, mit einem Denkmal zur Erinnerung an Friedrich den Großen geschmückt zu werden. Von Christian Daniel Rauch und anderen Bildhauern nach einem quälend langen Entscheidungsprozeß geschaffen, wurde es 1851 enthüllt, 1950 von den Kommunisten in den Park von Sanssouci abgeschoben und erst 1980 nach Berlin zurück geholt. Damit läutete der damalige Staats- und SED-Chef Erich Honecker eine Art Preußen-Renaissance unter kommunistischen Vorzeichen ein. Schaut man die Medaillen von 1840 zur Grundsteinlegung und die von 1851 zur Enthüllung an, so sieht man, wie an dem Denkmal und insbesondere seinem Sockel gearbeitet wurde. Aus vier ursprünglich konzipierten Sockelfiguren wurde eine ganze Phalanx von Offizieren und anderen Personen, die den Unterbau bevölkern. Die Enthüllung des Friedrich-Denkmals wurde auf großen und kleinen Medaillen gefeiert. Exemplare in Gold gingen an die königliche Familie und den Bildhauer Christian Daniel Rauch, Ausführungen aus Silber wurden an Teilnehmer des Staatsakts am 31. Mai 1851 verteilt. Dargestellt sind das ganze Denkmal oder nur Reiter und Pferd beziehungsweise nur der mit einem Dreispitz bedeckte Königskopf. Rauch ist auch auf einer dieser Medaillen dargestellt, eine besondere Reverenz an dem am Berliner Hof hoch angesehenen Bildhauer.

Neogotische Bildsäule aus Eisenkunstguss

Unter den Linden hat man nicht nur das Reiterdenkmal Friedrichs des Großen aufgestellt, sondern als Zeichen der Liebe und Ergebenheit auch weitere fünf ebenfalls von Rauch geschaffene Standbilder von Feldherren der Befreiungskriege von 1813 bis 1815. Eine Medaille von 1855 zeigt die Standbilder von Blücher, Yorck und Gneisenau. Um ihre Köpfe ist ein figurenreiches Relief gelegt, das den Sockel des Blücherdenkmals schmückt. Den Helden der Befreiungskriege gewidmet wurde das Denkmal auf dem Kreuzberg, eines der wenigen Beispiele für die Verwendung von Eisenkunstguss für Monumente im öffentlichen Raum. Zur Grundsteinlegung 1819 wurde eine mit den Köpfen des Friedrich Wilhelms III. von Preußen und Alexanders I. von Russland geschmückte Medaille geprägt, die die Waffenbrüderschaft beider Länder feiert und auf der Rückseite die neogotische Bildsäule zeigt. Zwei Jahre später hat man die Einweihung erneut durch Medaillen und Plaketten aus Eisenkunstguss gewürdigt. Das Metall war in der Zeit, als man "Gold für Eisen" gab, zum patriotischen Stoff avanciert. Beim Kreuzbergdenkmal und ähnlichen Monumenten hatte die Verwendung von Eisen verheerende Folge. Restauratoren müssen immer wieder Hand anlegen, um sie vor Korrosion zu schützen. Wer die Figuren genau anschaut, erkennt Persönlichkeiten damaliger Zeitgeschichte. Das Königspaar und Mitglieder der königlichen Familie und die hohe preußische Generalität symbolisieren siegreiche Schlachten gegen das französische Heer.

Sammlern ist das 1949 eingeweihte Denkmal nach einem Modell des sowjetischen Bildhauers E. W. Wutschetitsch von verschiedenen DDR-Medaillen und von einem 1985 zum 40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus geprägte Zehnmarkstück bekannt. Die von Gerhard Rommel gestaltete und in der Berliner Münze mit einem A offiziell in einer Auflage von 750 000 Exemplaren geprägte Münze kommt auch als PP-Version (5000 Exemplare) und sogar als Abschlag in Gold vor. Diese laut Katalogangabe in 266 Exemplaren geprägte Variante war für das SED-Politbüro und besondere Staatsgäste bestimmt. Sie sorgte nach der Wende 1989/90 für Aufregung, als bekannt wurde, wofür das begehrte Edelmetall verwendet wurde, nämlich um Sammlergelüste und Eitelkeiten von Politbürokraten und anderen im wahrsten Sinne des Wortes "teuren Genossen" zu befriedigen.

19. Dezember 2021

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