"Mein Stolz und meine Freude"
Der vor 550 Jahren geborene Maler und Grafiker Albrecht Dürer wurde 1840 mit einem bayerischen Gedenktaler geehrt



Bayerns König Ludwig I. setzte Albrecht Dürer 1840 mit einem Geschichtsdoppeltaler ein schönes Denkmal. Die Bronzeskulptur schmückt den Albrecht-Dürer-Platz in Nürnberg.



Das Dürer-Denkmal in Nürnberg war das erste in Deutschland, das einem Maler gewidmet wurde. In der ortsansässigen Gießerei von Jakob Daniel Burgschmiet gegossen, wurde das Monument am 21. Mai 1840 auf dem damaligen Milchmarkt feierlich enthüllt. Heute schmückt es den Nürnberger Albrecht-Dürer-Platz. Das neue Dürerdenkmal löste das Dürergrab ab, welches bis dahin als Ort für Gedenkveranstaltungen genutzt wurde.



Die Weimarer Republik ehrte 1928 den Maler und Grafiker mit einem hervorragend gestalteten Dreimarkstück.





Die Bundesrepublik Deutschland gab 1971 zu Dürers 400. Geburtstag ein Fünfmarkstücks heraus. Mit dem Monogramm AD versehen ist die DDR-Gedenkmünze von 1971 zu zehn Mark, daneben eine Zwanzigmarkstück von 1972 mit der geflügelten Schlange, die der 1472 geborene Maler Lucas Cranach als Logo nutzte.





Die um 1820 gefertigte Medaille mit den Porträts des Tuchhändlers und Schöpfers des ältesten erhalten gebliebenen Globus und von Albrecht Dürer hat die Stadt Nürnberg als Preis- und Ausstellungsgebäude verwendet. Die von Maximilian Dasio geschaffene Medaille verbindet Dürers Porträt mit dem so genannten Jungfrauenadler, der ein Teil des Nürnberger Wappens und auf älteren Münzen der Stadt abgebildet ist.



Der Reichenbach-Fraunhofer-Taler von 1826 bildet in der bayerischen Münzlandschaft eine Ausnahme. (Fotos: Caspar)

Die Ehrung bildender Künstler durch Denkmäler unter freiem Himmel kommt, verglichen mit der von Dichtern oder Musikern, relativ selten vor. Dennoch schaffte dies der vor 550 Jahren, am 21. Mai 1471, geborene Maler und Grafiker Albrecht Dürer 1840 in seiner Heimatstadt Nürnberg. Der kunstbegeisterte König Ludwig I. von Bayern beauftragte den Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch mit dem Monument und setzte sich über seine Nürnberger Untertanen hinweg, die einen Einheimischen favorisierten, weil der angeblich billiger war. Zeitgleich ließ der Monarch einen Gedenktaler mit der Ansicht des Dürerdenkmals prägen. Schon 1826 hatte es Ludwig I. für "wünschenswert" erklärt, Dürer in seiner Heimatstadt durch ein Denkmal aus Bronze zu ehren. Der Grundstein wurde im Rahmen einer großartigen Feier anlässlich des 300. Todestags Albrecht Dürers am 7. April 1828 gelegt. Zahlreiche Künstler und Gelehrte aus ganz Deutschland waren zu diesem Fest nach Nürnberg angereist.

Berühmtes Selbstbildnis als Vorlage

So gut die Idee war, so schwierig waren die Umsetzung und die künstlerischen Details, denn es gab Diskussionen über den Standort des Denkmals und Probleme mit der Sockelgestaltung. Dem Bildhauer diente ein berühmtes, in der Alten Pinakothek ausgestelltes Selbstbildnis als Vorlage, das Dürer langhaarig in Frontalansicht mit einem kostbaren Pelzmantel bekleidet darstellt. Es möge am besten sein, schrieb Rauch, den Maler "in dem Costüm und der Attitüde" darzustellen, in welchen er sich selbst abgebildet hat, jedoch mit der Zugabe eines Lorbeerkranzes in der Hand. Wenn es nach Rauch und dem Architekten Karl Heidloff gegangen wäre, dann wäre auch der Sockel mit allegorischen Figuren, Wappenschildern, Statuetten und Medaillons von Kollegen und Schülern des Meisters verziert worden. Um aber die Kosten nicht unnötig in die Höhe schnellen zu lassen, wurde auf ein solches Postament verzichtet.

Die auch von Ludwig I. unterstützte bescheidene Version war notwendig, weil das private Spendenaufkommen für das Denkmal nicht den Erwartungen entsprach. Um das Projekt nicht platzen zu lassen, verzichtete Rauch auf einen Teil seines Honorars. Die Arbeit an der Dürer-Figur, so sehr sie den Handwerksmanne" ständig von den Bestellern zur Einhaltung einer bestimmten Frist angehalten. Er sei unter äußerst unstatthaft angetrieben worden, "seine Kraft und Ausdauer nicht zu erschlaffen" und hätte die Arbeit fast beiseite getan, hätte sie nicht Albrecht Dürer gegolten, "seinem Stolz und seiner Freude", wie es in einem zeitgenössischen Zeitungsbericht heißt. Christian Daniel Rauch, der Schöpfer des Friedrich-Denkmals Unter den Linden in Berlin, des Lutherdenkmals in Wittenberg und anderer bedeutender Monumente, ließ sich von den Drängeleien nicht beirren und lieferte "seinen" Dürer nicht ganz fristgemäß, aber in hoher Qualität ab - zu besichtigen auf dem Albrecht-Dürer-Platz nicht weit von der Burg entfernt.

Mehr Medaillen als Münzen

Selten wurde die Errichtung von Denkmälern auf Gedenkmünzen gefeiert, in der Regel wurden Medaillen geprägt. Geradezu rauschhaft ließ König Ludwig I. von Bayern klassizistische Staatsbauten und Denkmäler errichten, mit denen er die heroische Vergangenheit des erst 1806 geschaffenen Königreichs Bayern und seines Herrscherhauses beschwor. Indem der Monarch seine Gedenktaler in Auflagen um die 10 000 Stück prägen ließ, sorgte er für eine größere Verbreitung, als das bei Medaillen möglich war. Die Silberstücke sind bei Sammlern begehrt und werden ab und zu vom Münzhandel angeboten.

Bemerkenswert ist, dass der König zunächst Gedenksäulen auf den Geschichtsdoppeltalern darstellen ließ - die durch den Grafen von Schönborn errichtete Verfassungssäule (1828), die Denkmäler zur Erinnerung an die 30 000 im "Russischen Krieg" gefallenen Bayern (1833), ferner auf die Anhänglichkeit der Bayern an ihren Herrscherstamm (1834) sowie zur "Trennung der Königin Therese von ihrem Sohne dem König Otto" (von Griechenland, 1835). Ab 1835 finden wir auf den Geschichtsmünzen auch Personendenkmäler. Geehrt wurden der erste bayerische König Maximilian Joseph (1835), ferner Kurfürst Maximilian I. (1835) und Albrecht Dürer (1840), der Dichter Jean Paul Friedrich Richter (1841), Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (1843) sowie Kanzler Freiherr von Kreittmayr (1845) und Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1847).

Dem Verdienst seine Kronen

Nicht zu übersehen ist, dass die Geschichtstaler einen "Umweg" nahmen, um Personen zu ehren, die nicht dem Königshaus angehören. Denn es war undenkbar, den Kopf Ludwigs I. mit dem Bildnis etwa von Albrecht Dürer oder Jean Paul Friedrich Richter zu kombinieren. Mit der Darstellung von Denkmälern aber ging der König irgendwelchen Anfragen aus dem Weg, ob sich das angesichts der unterschiedlichen Stellung der geehrten Personen in der durch feste Standesschranken geprägten Hierarchie überhaupt statthaft ist. Allerdings: Wo es Regeln gibt, da kommen auch Ausnahmen vor. Und so ließ Ludwig I. 1826 ausnahmsweise unter dem Moto "Dem Verdienste seine Kronen" einen Geschichtstaler mit seinem Kopf sowie, selbstverständlich kleiner, den Köpfen des Erfinders, Ingenieurs und Instrumentenbauers Georg Friedrich von Reichenbach und des Optikers und Astronomen Joseph von Fraunhofer prägen.

Interessant wäre zu wissen, wie dieser Tabubruch in der königlichen Familie und der Öffentlichkeit ankam und warum später nur noch Standbilder statt Porträts auf Gedenkmünzen abgebildet wurden. Bei Medaillen hatte man keine Berührungsängste dieser Art. Hier sei erwähnt, dass das seltene Dreimarkstück von 1917 zur Vierhundertjahrfeier der Reformation nicht mit dem Bildnis von Martin Luther, sondern dem seines Beschützers, Kurfürst Friedrich des Weisen von Sachsen, versehen wurde. Der Plan, auf der Silbermünze den Reformator mit einem ihm gewidmeten Denkmal zu ehren, ist durch ein Modell des Stempelschneiders Friedrich Wilhelm Hörnlein im Dresdner Münzkabinett belegt.

In der Weimarer Republik wurde Albrecht Dürer 1928 anlässlich seines 400. Todestages durch eine von Wilhelm Nida-Rümelin nach einer Medaille von Hans Schwarz aus dem Jahr 1520 gestalteten Dreimarkstück geehrt. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR brachten 1971 zwei leider ziemlich einfallslos nur mit dem Logo AD des Meisters geschmückte Gedenkmünzen aus Silber zu fünf und zehn Mark heraus. Sie könnten den Anfang einer Sammlung zum Thema "Künstler auf Münzen und Medaillen" bilden. Was auf diesem Gebiet dem berühmten Nürnberger Maler und Grafiker gewidmet wurde, hat Matthias Mende in einem 1983 von den Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg und der Albrecht-Dürer-Stiftung e. V. herausgegebenen Katalog mit über 300 Münzen, Medaillen und Plaketten von und auf Albrecht Dürer beschrieben und abgebildet. 24. Mai 2021

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