Königin von Gottes Gnaden
Elizabeth II. bestieg 1952 den britischen Thron, und unzählige Münzen haben ihre fast siebzigjährige Regentschaft begleitet



An der Britischen Botschaft auf der Berliner Wilhelmstraße prangt das von einem gekrönten Löwen und einem Einhorn bewachte Königswappen. In der Mitte liest man das Motto des Hosenbandordens HONI SOIT QUI MAL Y PENSE (Ein Lump, der Schlechtes dabei denkt) und das Bekenntnis DIEU ET MON DROIT (Gott und mein Recht).



Auf der Rückseite des unter König George III. geprägten Sovereigns von 1817 erscheint der Heilige Georg als Drachentöter. Diese überaus eindrucksvolle Darstellung ist ein Werk des am Hof in London hoch angesehenen italienischen Münzgraveurs und Gemmenschneiders Benedetto Pistrucci, der als Chefgraveur der Royal Mint auch viele Medaillen schuf. Das Motiv erscheint auf den Goldmünzen von Queen Elizabeth und ihres Vaters Georg VI., der auf der Ausgabe von 1937 auch den Titel eines Kaisers von Indien trägt. Die Buchstaben F.D. bedeuten FIDEI DEFENSOR (Verteidiger des Glaubens).







Zahlreiche Münzen von Australien und Kanada mit landestypischen Motiven sind mit dem Porträt von Elizabeth II. geschmückt, die formales Staatsoperhaupt ist und sich von einem Gouverneur vertreten lässt. Der Totempfahl auf der kanadischen Dollarmünze von 1958 zu "100 Jahre British Columbia" ist eine Hommage an die indigene Bevölkerung.



Auch in fernen Gegenden ist die Queen mit ihren Münzen vertreten. Manchmal bekommt man sie bei uns im Handel und auf Trödelmärkten wie den Penny aus Sankt Helena von 2006.



Unter den britischen Münzen bildet die Churchill-Crown von 1965 mit dem Bildnis von Queen Elizabeths II. und dem Kopf von Sir Winston Churchill eine Ausnahme. Der 50. Todestag des populären Politikers war 2015 die Prägung eines Fünfpfundstücks und weiterer Münzen sowie von Medaillen wert.



Die Fünf-Pfund-Münze von 2017 erinnert an den Namenswechsel der Königsfamilie. Dass Elizabeth II. eine alte Dame geworden ist, wird nicht verschwiegen. Das Wappen besteht aus einem Turm mit aufgesteckter Fahne unter der Krone und ist von einem Eichenkranz umgeben. Von den Gedenkmünzen kommen Ausgaben in Kupfer-Nickel sowie in limitierter Stückzahl in Silber und Gold vor.



Der Nominalwert der in der Nacht zum 27. März 2017 aus der Ausstellung des Münzkabinetts im Berliner Bode-Museum gestohlenen hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus Kanada von 2007 beträgt eine Million Dollar. Tatsächlich wird der Wert auf 3,6 bis vier Millionen Dollar beziffert. Während die Diebe gefasst und verurteilt wurden, ist ihre Beute unauffindbar. (Fotos/Repros: Caspar)

Würde man alle Münzen nebeneinander legen, die mit dem gekrönten Kopf der britischen Königin Elizabeth II. geschmückt sind, man könnte sehen, wie die vor 70 Jahren, am 6. Februar 1952, auf den Thron gelangte Monarchin mit der Zeit langsam zur Matrone und Mutter der Nation wurde. Als ihr schon längere Zeit erkrankter Vater Georg VI., der auch der letzte Kaiser von Indien war, am 6. Februar 1952 mit 57 Jahren starb, hielt sich die Kronprinzessin Elizabeth mit ihrem Mann Prinz Philip gerade in Kenia auf. Tief betroffen kehrte das Paar in die Heimat zurück und zog in den Buckingham Palace um, wo sie noch heute residieren.

Die erst 26 Jahre alte Königin wählte ihren ersten Vornamen und die Ordnungszahl II., weil es bereits im ausgehenden 16. Jahrhundert Elizabeth I. gegeben hatte, die ihr Reich zu ungeahnter Größe und Macht geführt hatte. In einer Proklamation wandte sich Elizabeth II. an ihr Volk und versprach, eine weise, gerechte und fromme Königin zu sein. Erstmals in der Geschichte wurde die Krönung am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey in Anwesenheit zahlreicher Würdenträger des Landes und Staatsgästen aus aller Welt im damals noch jungen Fernsehen übertragen. Weltweit sollen 300 Millionen Zuschauer die überaus prächtige Zeremonie und die Fahrt der Queen und ihres Mannes durch London in der vergoldeten Kutsche verfolgt haben.

Vom Kalten Krieg bis zur Corona-Pandemie

Was fiel nicht alles in die ungewöhnlich lange Regierungszeit der Königin? Der Kalte Krieg und die Welt am Rand eines atomaren Infernos, die Auflösung des britischen Kolonialreichs bis auf Reste, der Bau und der Fall der Berliner Mauer sowie die Auflösung des kommunistischen Herrschaftssystems, ferner wirtschaftliche und politische Krisen im eigenen Land, der blutig ausgetragene Nordirlandkonflikt und innerfamiliäre Probleme. Zu nennen ist der weithin betrauerte Unfalltod von Lady Diana, der Frau von Thronfolger Prinz Charles, am 31. August 1997, die man auch Königin der Herzen nannte. Dieses schreckliche Ereignis war mit einem deutlichen Ansehensverlust der Krone verbunden, der von der Queen nur mühsam überwunden werden konnte. Der Austritt aus der Europäischen Union das Vereinigte Königreich, genannt Brexit, stellte das Land vor neue Herausforderungen, ebenso der Kampf gegen die 2020 weltweit ausgebrochene Corona-Pandemie.

Die frühere Großmacht muss sich mit erheblichen politischen, wirtschaftlichen und mentalen Schwierigkeiten auseinandersetzen, doch die meisten Briten stehen, Skandale hin, Krisen her, zu ihrem Königshaus und bewerten es als unverzichtbar für den Zusammenhalt der Nation, wünschen sich aber, dass der Staub der Jahrhunderte kraftvoll von all dem Prunk und steifer Tradition weggeblasen wird. Politische Entscheidungen kann die mit repräsentativen Auftritten befasste Queen nicht treffen. Die aus uralten Zeiten stammende parlamentarische Ordnung schreibt ihr Zurückhaltung vor. Bei ihren alljährlichen Thronreden muss sie das ablesen, was der Premierminister ihr vorgibt, und hat ansonsten in politischen Dingen zu schweigen.

Verteidigerin des Glaubens

Queen Elizabeth II. erscheint auf hunderten Münzausgaben stets nach rechts gewandt mit einer Krone, Diadem und sogar mit einem Siegeslorbeer wie barocke Herrscher im Haar. Um das Oberhaupt des Vereinigten Königreichs und weiterer zum Commonwealth gehörender Länder zwischen Kanada und Australien ist der lateinische Titel DEI GRATIA REGINA FIDEI DEFENSOR (Von Gottes Gnaden und Verteidigerin des Glaubens) gelegt. Manchmal fehlt dieser Zusatz. Zahlreiche seit dem frühen 18. Jahrhundert geprägte Münzen vermerken den Ehrentitel, der noch aus der Zeit von König Heinrich VIII. stammt, der 1509 mit 18 Jahren den englischen Thron bestieg. Seiner Ehe mit Katharina von Aragon, der Witwe seines Bruders Arthur, folgten fünf weitere, und alle waren wenig glücklich. Der König litt darunter, dass er keinen männlichen Erben hatte. Das einzige gemeinsame Kind mit Katharina war Maria, die aber in den Augen ihres Vaters nicht den "Wert" eines Prinzen und legitimen Nachfolgers hatte. Um die Aussichten auf einen Sohn zu verbessern, strebte Heinrich VIII. die Scheidung von Katharina an, wofür ihm aber eine Genehmigung von Papst Clemens VII. fehlte. Ein von Heinrich VIII. eingesetztes Schiedsgericht sprach sich ebenfalls gegen die Scheidung aus. In seiner Wut löste er seine Bindungen zur römischen Kirche, hob die Klöster im Lande auf, eignete sich deren Eigentum an und füllte mit den Schätzen die Staatskasse. Einen Teil des Raubgutes überließ er dem ihm ergebenen Adel. Der Papst exkommunizierte den König, der sich daraufhin von Rom lossagte und die anglikanische Staatskirche mit ihm als Oberhaupt begründete.

Ehrenname seit Heinrich VIII.

Bevor es zum Bruch mit Rom kam, empfahl sich Heinrich VIII. 1521 Papst Leo X. mit einer gegen den deutschen Reformator Martin Luther gerichteten Kampfschrift, die das Sakrament der Ehe und die herausragende Stellung des Papstes in der damaligen Welt betonte und verteidigte. Dieses Vekenntnis beeindruckte das Kirchenoberhaupt so sehr, dass er dem König von England den Titel Verteidiger des Glaubens verlieh. Nachdem aber der Papst dem "Ketzer" Heinrich VIII. diesen Ehrentitel entzogen hatte, verlieh das Parlament in London von sich aus König Edward VII, dem lang ersehnten Sohn Heinrichs VIII., den Titel Verteidiger des Glaubens und damit die anglikanische Kirche.

Der Ehrenname taucht zum erstenmal auf Münzen von König Georg II. auf. Der Kurfürst von Hannover bestieg 1714 den englischen Thron und versah seine Münzen mit der Bezeichnung FIDEI DEFENSOR, die von da ab regelmäßig auf britischen Münzen erscheint. Als Queen Victoria 1877 Kaiserin von Indien wurde, trat zu ihrem königlichen Titel die neue Würde hinzu. Wer ältere englische Münzen anschaut, findet in der Titulatur der dort dargestellten Monarchen auch den Titel eines Königs von Frankreich. Dieser Anspruch stammt noch aus der Zeit des Hundertjährigen Krieges und wurde erst im späten 18. Jahrhundert aufgegeben. Elizabeths Vater trug den unter Queen Victoria im Jahr 1876 eingeführten Titel eines Kaisers von Indien, den er aber nach der Umwandlung der Kolonie 1947 in eine souveräne Republik ablegte.

Abschied vom Duodezimalsystem

Zum Porträt von Queen Elizabeth II. kontrastieren auf den Rückseiten die unterschiedlich mit heraldischen Symbolen sowie die auf einem Felsen sitzende Britannia, Bauwerke, Pflanzen, Tiere und andere Bilder. Eines der schönsten Motive stammt aus dem 19. Jahrhundert. Von dem Münzgraveur Benedetto Pistrucci geschaffen, ist in klassischer Weise der Heilige Georg als Drachentöter, der in Großbritannien als Landesheiliger verehrt wird, abgebildet. Der römische Soldat streckt, auf einem Pferd reitend, ein gräuliches Untier, das man als Teufel deuten kann, nieder. Da das mit dem Drachentöter geschmückte Fünfpfundstück mit einem Gewicht von 7,98 Gramm wesentlich den Nominalwert übersteigt, taucht es nicht im normalen Geldverkehr auf, sondern wird als Anlagegoldmünze gehandelt. Eine goldene Gedenkprägung von 1989 zu fünf Pfund feierte den 500. Jahrestag der Einführung des Goldsovereigns. Auf ihr ist in Anlehnung an ein mittelalterliches Vorbild Elizabeth II. thronend dargestellt, während ihr Wappen auf der Rose liegt.

In die Regierungszeit der Monarchin fällt eine für das Münzwesen wichtige Reform - der Abschied vom Duodezimalsystem. Politische und wirtschaftliche Gründe waren ausschlaggebend, dass Großbritannien 1971 von der noch aus dem Mittelalter stammenden Zwölferzählung auf das Dezimalsystem umstieg. Seit dem 15. Februar 1971, dem von langer Hand vorbereiteten Tag der Umstellung, gilt in Großbritannien 1 Pound zu 100 New Pence. Weitere Nominale sind 1 Shilling zu 5 New Pence sowie 1 Crown zu 25 New Pence. Durch die Umstellung wurden den Briten einige neue Nominale, und zwar 2, 1 und ½ Pence sowie 5, 10 und 50 Pence. Außerdem werden höhere Pfundwerte in Silber und Gold als Gedenkmünzen geprägt. Bis zur Umstellung auf die "Decimal Coinage" gab es in Großbritannien das Pound (Sovereign) zu 20 Shillings, die Crown zu 5 Shillings, den Florin zu 2 Shillings, den Shilling zu 12 Pence und den Penny zu 4 Farthings. Ältere Münzsysteme kennen weitere Unterteilungen wie 1 1/3 und ¾ Pennies. Abgeleitet von der römischen Gewichtseinheit "Libra", wird das Pfund Sterling noch heute mit dem Buchstaben L mit einem Strich in der Mitte abgekürzt.

Ehrung für Winston Churchill

Dass eine Person außerhalb der königlichen Familie auf einer Münze des Vereinigten Königreichs erscheint, ist ungewöhnlich. Bei dem früheren Premierministers Winston Churchill trat dieser Fall 1965 anlässlich seines Todes und 2015 an seinem 50. Todestag ein. Sein Porträt ist dort zu sehen, wo sich sonst das Landeswappen oder der Heilige Georg als Drachentöter befindet. Mit der Kombination der damals noch jungen Queen Elizabeth II. mit dem Kopf des alten Haudegens auf der Gedenkmünze von 1965 stattete die Nation dem berühmten Politiker und Literaturnobelpreisträger ihren Dank auf ganz besondere Weise Dank ab. Churchill gilt als ein Mann, der unerschrockenen und in hochgefährlicher Zeit gegen Hitlerdeutschland kämpfte und seine Landsleute im Widerstand mitzureißen vermochte. Zwischen August 1940 und März 1941 war die von den Nationalsozialisten geführte "Luftschlacht um England" verloren gegangen. Mit den Bombenangriffen gegen britische Städte wollten Hitler und seine Leute die Invasion der Wehrmacht vorbereiten und Großbritannien zur Kapitulation zwingen. Doch das "Unternehmen Seelöwe" hatte keinen Erfolg, Hitler gab auf, weil die Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 im Osten gebunden war.

In seiner Antrittsrede erklärte Premierminister, Schatzkanzler und Verteidigungsminister Churchill am 13. Mai 1940 gegenüber dem Unterhaus und der Nation in drastischen, seine Landsleute schockierenden, aber auch aufmunternden Worten, wie die kommenden Belastungen aussehen werden. "Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß. Wir haben vor uns eine Prüfung der schmerzlichsten Art. Wir haben vor uns viele, viele lange Monate des Kampfes und Leidens." Wer bis dahin in England noch glaubte, der Krieg gegen Nazideutschland und seine Verbündeten gehe ihn nichts an, wurde eines Besseren belehrt.

Namenswechsel im Ersten Weltkrieg

Das britische Königshaus hat deutsche Wurzeln. König Georg I., der von 1714 bis 1727 auf dem Thron in London saß, war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und ab 1698 Kurfürst von Hannover. Aus dem uralten Herrscherhaus der Welfen stammend, war er der Stammvater der bis heute regierenden britischen Dynastie sowie der Königsfamilie in Hannover, die dort 1866 im Ergebnis des Deutschen Kriegs gegen Österreich die Krone verlor. Eine britische Münze von zu fünf Pfund Sterling erinnert daran, dass die Royals vor einhundert Jahren ihren Namen gewechselt haben. Dass die Königsfamilie den Namen Windsor annahm und zugleich ihren deutschen Namen Sachsen-Coburg und Gotha ablegte, hat mit dem Ersten Weltkrieg zu tun. Bis zu seinem Beginn am 1. August 1914 waren die Familien Hohenzollern mit dem deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm II. an der Spitze und die englischen Coburger gut befreundet und miteinander verwandt. Wilhelm II. war ein Enkel von Queen Victoria, die ihrerseits mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha verheiratet war und mit ihm eine gute Ehe mit vielen Kindern geführt hatte. Als Albert 1861 in Windsor Castle starb, war die Königin untröstlich und wurde nur noch in dunklen Kleidern und schwarzem Schleier gesehen. Victoria prägte das bis zu ihrem Tod 1901 andauernde victorianische Zeitalter, in dem sich England zu einer Weltmacht mit riesigem Kolonialbesitz entwickelte.

8. April 2021

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