"Tue recht und scheue niemand"
Braunschweigische, hessische und viele andere Taler im Dienst fürstlicher Propaganda



Mit den ganzen, halben und viertel Glockentalern feierte Herzog August 1643 die Befreiung seiner Residenzstadt Wolfenbüttel von kaiserlichen Besatzern.



Der Pelikan galt als christliches Symbol von Nächstenliebe und Selbstaufopferung, und so wie er sich angeblich die Brust aufschlitzt, um seine Jungen mit dem daraus fließenden Blut zu nähren, so sollen auch die Fürsten nichts unterlassen, um ihre Untertanen satt und glücklich zu machen, rät der mit Reimen versehene Holzschnitt aus dem späten 16. Jahrhundert. In den "Historischen Münzbelustigungen" vom 4. Mai 1729 betrachtet Johann David Köhler sie näher.



Der Brillentaler von Julius von Braunschweig-Lüneburg aus dem Jahr 1586 ist ein seltenes Beispiel dafür, dass eine Sehhilfe auf geprägtem Metall dargstellt wurde.



Mit dem Ruf ALLES MIT BEDACHT und - übersetzt - DIE WÜRFEL SIND GEFALLEN begibt sich August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel auf dem Schiffstaler auf eine ungewisse Reise.



Der Wahrheitstaler von Herzog Heinrich Julius aus dem Jahr 1597 mahnt TUE RECHT UND SCHEUE NIEMAND.



Der Luftpumpentaler von 1697 ist ein seltenes Beispiel für die Verwendung eines technischen Geräts als Symbol für das Zerbrechen brüderlicher Eintracht durch Machenschaften einer fürstlichen Dame.



Der hessische Weidenbaumtaler von 1627 unterstreicht, dass Landgraf Wilhelm V. im Vertrauen auf Gott standhaft ist und durch nichts und niemanden zu erschüttern ist.



Die Danieltaler der Maria von Jever kommen mit den Jahreszahlen 1561 und 1567 sowie ohne Jahresangabe vor. Die Rückseite zeigt die Legende von Daniel in der Löwengrube (Dan 14,23-42). Danach verlangte der von Daniels Neidern bedrängte König Darius, ein Gesetz zu erlassen, das die Anbetung von Göttern außer ihm bei Androhung der Todesstrafe verbieten soll. Weil aber Daniel täglich beten will, wird er in die Löwengrube geworfen und überlebt. "Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie mir kein Leid antun konnten; denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich, mein König, habe ich nichts Böses getan." Nach dem mutigen Bekenntnis lässt der König Daniels Feinde töten und erlässt ein Gesetz, das die landesweite Achtung des biblischen 1. Gebots "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir" festschreibt.



Eine Rarität ersten Ranges ist der doppelte Glückstaler Herzog Adolph Friedrichs II. von Mecklenburg aus dem Jahre 1613. (Exponat in einer Münzausstellung im Güstrower Schloss)



Wie der unbezwingbare Herkules sah sich August der Starke am liebsten, hier dargestellt auf einer Medaille von H. P. Groskurt aus dem Jahr 1697. (Fotos/Repros: Caspar)

Die vor und nach 1500 geprägten Taler spielten von jeher als Mittel fürstlicher oder städtischer Repräsentation oder als geprägtes Andenken und Amulett ähnlich den Medaillen eine große Rolle, und so ließen es sich manche Münzstände viel Geld kosten, sich auf ihnen mit allen Symbolen ihrer Macht darzustellen. Dass gelegentlich Doppelstücke und sogar Abschläge auf viereckigen Schrötlingen, die Klippen, und sogar schwere Abschläge aus Gold hergestellt wurden, unterstreicht die Rolle, welche Taler als "Geschenk- und Verehrpfennige" spielten. Wenn diese im Handel angeboten werden, erreichen sie exorbitante Preise. Manche mit Bildern aus der Bibel oder der antiken Mythologie geschmückte Stücke geben Rätsel auf. Sie durchbrechen das übliche Schema Kopf oder Brustbild und Wappen und zeigen abweichen de Symbole und Motive. Dass man sich in einer zutiefst dem Christentum verpflichteten Zeit auch antiken, also heidnischen Göttern wie Venus, Mars und Herkules auf Münzen und Medaillen, und nicht nur dort, huldigte, empfand man offenbar nicht als anstößig, sondern als Bereicherung.

Im frühen 16. Jahrhundert traten im römisch-deutschen Reich und in anderen Ländern, italienischen Vorbildern folgend, zu den so genannten Schautalern auch spezielle Medaillen. Zunächst gegossen, dann aber in einem aufwändigen Prägeverfahren geprägt, boten sie weitaus mehr Möglichkeiten für künstlerische Entfaltung als die flachen, ab 1486 ausgegebenen Guldengroschen beziehungsweise Taler, die bestimmte Abmessungen, Gewichte und Reliefhöhen nicht überschreiten durften und außerdem Massenware waren. Hingegen waren Medaillen aus Gold, Silber, Kupfer und Bronze solchen Einschränkungen nicht unterworfen. Manchmal sind die Übergänge zwischen Münzen und Medaillen fließend. Bewusst gab man Silbermedaillen das Gewicht von Talern oder Doppeltalern. Das hatte den Vorteil, dass man, wenn Not am Manne war, mit diesen Stücken bezahlen konnte. Sammlern bricht es das Herz, wenn sie in alten Chroniken lesen, dass Händler durch die Lande zogen, um gute alte Taler zum Zwecke des Einschmelzens aufzukaufen und neu zu vermünzen.

Mücken statt Wespen

Wer sich mit den Geprägen der silberreichen braunschweigischen Herzogtümer befasst, findet einen ganzen numismatischen Kosmos, in den einzudringen nicht ganz leicht ist. Die braunschweigischen Herzöge waren im Besitz ertragreicher Silbergruben im Harz. Ähnlich wie die sächsischen Kurfürsten, die solche Lagerstätten im Erzgebirge ausbeuteten, leisteten sie sich eine üppige Münzprägung mit vielen Gedenkstücken. Sie haben einfache und mehrfache Taler, aber auch kleinere Werte wurden zu allen möglichen Begebenheiten geprägt. Neben den allbekannten Wildemanntalern gibt es die Eintrachts-, Glocken- und Glückstaler, die Jakobs-, Licht-, Luftpumpen-, Lügen-, Pelikan-, Pfaffen-feind-, Rebellen-, Schiffs-, Wespen- und viele andere nach ihren Bildern benannte so genannte emblematische Taler. Sie in allen ihren Varianten zu bekommen und auch ihren Sinn zu ergründen, ist eine schwer zu schaffende Lebensaufgabe.

Bereits im späten 16. Jahrhundert taten sich braunschweigische Herzöge mit Talern hervor, die auf Zeitereignisse reagieren. Ein schönes Beispiel ist der Mückentaler, den Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der "Erfinder" der riesigen Juliuslöser, im Jahr 1599 schlagen ließ. Er bezieht sich auf Konflikte, die er mit adligen Familien ausfocht. Auf der Rückseite sieht man, wie ein Löwe als Symbol für den Herzog darstellen soll, von zehn Mücken attackiert wird. Dem Raubtier kann nichts passieren, über ihm schwebt der kaiserliche Adler, der ihn beschützt und hilft, Ruhe und Ordnung im Lande wiederherzustellen. Wie aus zeitgenössischen Quellen hervor geht, handelt es sich bei den Insekten um Mücken und nicht um Wespen, weshalb der Name Wespentaler nicht zutrifft. Zu der Serie gehört der Rebellentaler von 1595 mit der abgekürzten Aufschrift N. M. T (NOLI ME TANGERE, Rühr mich nicht an). Weitere Warnungen lauten übersetzt "Es wird schwer, wider den Stachel zu löcken" und "Das Leid wird vom Haus des Undankbaren und Aufsässigen nicht weichen". Dann gibt es noch den 1596 und 1597 geprägten Lügentaler, bei dem der von einem Engel bekrönte Löwe einen Steinbock zerreißt, womit die gegen den Herzog rebellierende Familie derer von Steinberg gemeint ist, sowie den Wahrheitstaler von 1597, der den Frondeuren rät "Tue Recht und scheue niemand" und feststellt, dass die Wahrheit alle Verleumdung und Lüge besiegt. Dass sich Herzog Heinrich Julius für sein Land aufopfert, behauptet der 1599 ausgegebene Pelikantaler. Er spielt auf die Legende an, wonach ein Pelikan seine Jungen mit dem eigenen Blut ernährt. Die Umschrift PRO ARIS ET FOCIS (Für Haus und Herd) will glauben machen, dass sich der Landesherr förmlich für das Wohl seiner Untertanen verzehrt.

Glocken läuten Befreiung ein

Vor allem die mit sieben unterschiedlichen Bildern und Aufschriften geprägten Wolfenbütteler Glockentaler von 1643 haben schon immer Forscher und Sammler interessiert. Auftraggeber der Serie war Herzog August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel, einer der klügsten Männer seiner Zeit. Der gelehrte Herzog verkörperte das Ideal den "guten", allseitig gebildeten, mildtätigen Fürsten, der das Wohl seiner Landeskinder über alles stellt. Aus ganz Europa ließ er Bücher und alte Schriften herbeischaffen, sie einheitlich in Pergament binden und beschriften, manchmal tat er das sogar selber. August der Jüngere brachte einen Bücher- und Handschriftenschatz von rund 130 000 Exemplaren zusammen und machte ihn der Öffentlichkeit zugänglich. Die mit vielen bibliophilen Kostbarkeiten ausgestattete berühmte Bibliothek in Wolfenbüttel, in der keine geringere als der Polyhistor und Berliner Akademiegründer Gottfried Wilhelm Leibniz und der Dichter Gotthold Ephraim Lessing tätig waren, trägt zu Recht den Namen des gelehrten Herzogs. Hier finden Forscher übrigens zahlreiche seltene numismatische Drucke, und in den gedruckten Leichenpredigten sind viele biographische Einzelheiten über das Leben und Schaffen von Münzmeistern und anderen Personen vermerkt, die mit Münzen und Medaillen zu tun hatten.

Die aus Harzer Silber in Zellerfeld geprägten Glockentaler feiern in verschlüsselter Form, wie man sie in der Barockzeit so liebte, die Belagerung der von kaiserlichen Truppen besetzten Festung Wolfenbüttel und ihre Befreiung. Erst 1643, fünf Jahre vor dem offiziellen Ende des Dreißigjährigen Kriegs, konnte August der Jüngere unter dem Geläut aller Kirchenglocken in Wolfenbüttel einziehen. Die Münzen symbolisieren auf anschauliche Weise das lange Warten auf die Inbesitznahme der von starken Bastionen gesicherten Residenzstadt und die Vertreibung der kaiserlichen Truppen. Im Jahr 1729 wurden die "so berühmten sieben Wolffenbüttelschen Glocken-Thaler von An. 1643" in der Zeitschrift "Wöchentliche Historische Münz-Belustigung" abgebildet und beschrieben, und auch später haben sich Münzfreunde immer wieder mit Deutungsversuchen befasst. Die Münzen mit dem herzoglichen Wahlspruch ALLES MIT BEDACHT zeigen das geharnischte Hüftbild des Landesherren sowie Glocken ohne (Taler 1-3) beziehungsweise mit Klöppel (Taler 5-6). Beim vierten Glockentaler erkennt man nur den Klöppel, der an einen Stein gelehnt ist und gleichsam darauf wartet, dass man ihn in die Glocke einfügt, und beim letzten und siebenten Taler der Serie erkennt man, wie die von drei Händen gezogene Glocke über dem Panorama der Stadt Wolfenbüttel zum Klingen gebracht wird. Die lateinische Umschrift sagt, dass endlich die gute Sache triumphiert, ein Spruch, der auf vielen Prägungen dieser Zeit stets in lateinischer Sprache ausgedrückt wird. Die siebente Ausgabe ist die häufigste der ganzen Serie, man hat davon zwölf Varianten ausfindig gemacht, was auf eine hohe Auflage und einen großen Verbrauch an Stempeln schließen lässt. Neben den Glockentalern kommen auch Versionen als Halb- und Vierteltaler vor, die aber seltener als die ganzen Taler sind.

Kunstfertigkeit statt rohe Kraft

In einem 1735 in Königsberg und Leipzig veröffentlichten "Vollständigen Thaler-Cabinet" werden unter anderem die Glockentaler beschrieben. In dem Katalog findet sich bei der Beschreibung der Glockentaler ein schönes Gedichte mit folgendem Wortlaut: "Eine Glocke lang gezogen Ohne Schwengel giebt kein Thon. / Gute Anschlag ohn vollzogen Giebt der Arbeit schlechten Lohn. / Auch der Schwengel ohne Glock Liegt vergebens auf dem Block: / Wird der Schwengel eingehenckt Dann die Glocke laut erklingt. / Rath und That, sammt dem Gedeyen Himmel und Erd macht erfreuen. / Leut nun Glocke mit dem Schwengel, Da sich freuen Gott und Engel." Als August der Jüngere 1666 Jahren starb, hat man dies auf zahlreichen Talern durch einen entlaubten Baum dokumentiert, an dessen Wurzeln ein Totenkopf liegt. Von diesen Schaumünzen wurden Stücke im Gewicht von einem bis acht Talern geprägt. Beim Anblick der Bilder, die von August dem Jüngeren angeregt worden sein sollen, muss man sich hinzudenken, dass sich der Verstorbene mit der Bibliothek und seinen wunderschönen Talern ein bleibendes Denkmal gesetzt hat, was man von vielen fürstlichen Zeitgenossen nicht sagen kann.

Gut einhundert Jahre und viele andere interessante Gedenktaler später ließen die herzoglichen Brüder Rudolf August und Anton Ulrich so genannte Luftpumpentaler und ebensolche Medaillen prägen. Die Silberstücke von 1702 zeigen auf der Vorderseite, wie zwei Pferde versuchen, eine aus zwei durch die Kraft des Vakuums miteinander verbundene Halbkugeln zu trennen, hingegen schafft es auf der Rückseite eine zarte Frauenhand, durch Drehen an einem Ventil, dass die Halbkugeln auseinander fallen. Die Inschrift NON VI SED ARTE unterstreicht, dass hier nicht rohe Kräfte, sondern Kunstfertigkeit den Erfolg bringen. Die seltenen Prägungen spielen darauf an, dass die brüderliche Eintracht durch eine Frau, die Gemahlin von Herzog Anton Ulrich, gestört wurde. Dass die Dame eine holsteinische Prinzessin ist, unterstreicht das mit einem Nesselblatt geschmückte Armband. Ein von den herzoglichen Brüdern in Auftrag gegebener Eintrachtstaler unterstreicht, dass nichts und niemand familiäre Harmonie und Liebe stören kann. Das Thema war in der Barockzeit sehr beliebt, denn auch andere Fürsten haben die CONCORDIA FRATRORUM, die Eintracht der Brüder, auf Gedenkmünzen beschworen und der Mit- und Nachwelt zu verstehen gegeben, dass "doppelt besser hält", um die Inschrift DUOBUS FULCRIS SECURIOR ein wenig lax zu übersetzen.

Kraftstrotzender Hercules saxonicus

Wenn wir weiter suchen, finden wir auf Münzen und Medaillen des 17. und 18. Jahrhunderts weitere emblematische Motive, so auch die so genannten Weidenbaumtaler an, die die Landgrafen Wilhelm V. und Wilhelm VI. von Hessen-Kassel mit der Umschrift DEO VOLENTE HUMILIS LEVABOR von 1627 bis 1639 prägen ließen. Diese Stücke unterstreichen mit den oft der Bibel entnommenen Bildern und Sprüche Glaubensstärke von Fürsten und Städten und ihr Vertrauen auf Gott sowie ihren Widerstand gegen äußere und innere Feinde. Die Weidenbaumtaler taten dies mit dem Symbol eines vom Sturm umbrausten Baums, der sich zwar biegt, aber nicht umfällt und stirbt. Standhaftigkeit unterstreicht die ins Deutsche übersetzte Umschrift, die sich mit "So Gott will, werde ich erhöht". Damit ist gemeint, dass sich die sowohl durch den Dreißigjährigen Krieg als auch durch innerfamiliäre Konflikte bedrängten Landgrafen im Vertrauen auf Gott nicht unterkriegen lassen, sondern mutig den von ihnen gewählten Weg beschreiten. Sächsische Kurfürsten des 17. und frühen 18. Jahrhunderts liebten es, dass man sie auf Münzen und Medaillen als "Hercules saxonicus" verherrlichte. Der Held der griechischen Mythologie wurde in der Antike wegen der vielen bravourös und listenreich bestandenen Herausforderungen und Abenteuer war das rechte Vorbild für Friedrich August I. von Sachsen, der als Kraftmensch, Frauenheld und Kunstmäzen ruhmreich in die Geschichte einging. Als zweitgeborener Prinz hatte er auf die Thronfolge zunächst keine Aussicht. Sie trat ein, als sein älterer Bruder, Kurfürst Johann Georg IV., 1694 überraschend an den Blattern starb, ohne Kinder zu hinterlassen. Für den sächsischen Frauenliebling, Kunstfreund, Bauherrn und Kraftmenschen war es ein reizvoller Gedanke, sein Kurfürstentum mit Polen zu verbinden und dadurch eine Doppelmonarchie von europäischem Rang zu erschaffen und zugleich einen königlichen Titel zu erwerben. Das gelang 1697 durch Bestechung der zur Wahl ihres Oberhaupts berechtigten polnischen Magnaten. Die Standeserhöhung, wie man damals sagte, wurde ausgiebig auf Medaillen gefeiert, der neue Königstitel erschien sogleich auf Münzen mit dem sächsisch-polnischen Doppelwappen. Dankbar sind wir dem berühmtesten Sachsenherrscher, dass er aus Dresden das berühmte "Elbflorenz" gemacht und auch eine stolze Folge von Münzen und Medaillen hinterlassen hat, die wichtige Stationen seines Lebens prächtig und haltbar würdigt. Das Dresdner Münzkabinett besitzt fast alle Ausgaben und kann an Dokumenten und Zeichnungen nachweisen, dass August der Starke für diese Histoire métallique talentierte Künstler beschäftigt hat. Auch war er persönlich an der Gestaltung von Münzen und Medaillen beteiligt.

Fortuna auf der Glückskugel

Zu den emblematischen Münzen gehören die mecklenburgischen Glücktaler aus dem frühen 17. Jahrhundert. Auf den in Gadebusch geprägten Stücken zu einem, 1 ½ und zwei Talern aus den Jahren 1612 und 1613 ist Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg-Schwerin in modischer Hoftracht dargestellt. Auf der Rückseite schwebt Fortuna auf einer geflügelten Kugel, Wind bläst in das Segel, das sie fest in Händen hält. Im Hintergrund sprengen Reiter aus dem Bild, und zur Vervollständigung der Szene sieht man einen Baum, der sich im Sturm biegt. Das alles kann als Anspielung auf schwierige Zeiten wenige Jahre vor dem Dreißigjährigen Krieg interpretiert werden, als Hinweis, dass Widrigkeiten dem Glück nichts anhaben können.

Die antike Göttin Fortuna war zuständig für alles, was mit Glück, Zufall und Schicksal zu tun hatte. In der antiken Kunst hat man sie häufig auf einer rollenden oder schwebenden Kugel oder mit einem Rad, Steuerruder oder Füllhorn dargestellt. Der Stempelschneider hat sich bei den mecklenburgischen Glückstalern an diese Vorgaben gehalten. Die numismatischen Kostbarkeiten fallen in der Münzgeschichte des Landes aus dem Rahmen, in der das Schema Fürstenbildnis/Wappen vorherrschte. Mit dem symbolträchtigen Bild wollte der noch junge Adolph Friedrich II., der mit seinem Bruder Johann Albrecht II. wegen Erbansprüchen im Clinch lag, offenbar Glück und Wohlstand auf sein Land beschwören. Wie man weiß, geriet das 1621 in der Zweiten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung in die Herzogtümer Schwerin und Güstrow gespaltene und damit auch geschwächte norddeutsche Territorium in die Mühlen dieses bis dahin schrecklichsten aller Kriege mit dem Ergebnis, dass sich zeitweilig der kaiserliche Generalissimus Albrecht von Wallenstein im Lande als neuer Herzog breit machte und die bisherigen Herrscher ins Exil trieb.

Schauen wir Münzen des 18. und 19. Jahrhunderts an, so zeigt sich der Verzicht auf emblematische Symbole und Bilder. Mehr und mehr hat man fürstliche Bildnisse mit Wappen kombiniert und bei Hartgeld der münzberechtigten Städte da und dort auch prächtige Panoramen dargestellt.

2. Juli 2021

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