Adler, Brandenburger Tor und Eichenlaub
Für die Entwürfe der deutschen Euromünzen von 2002 wurde ein hoher Wiedererkennungswert verlangt



Am Berliner Molkenmarkt und Rolandufer hat der VEB Münze der DRR das Hartgeld sowie Medaillen und Orden des zweiten deutschen Staats hergestellt. 1990 trat die Staatliche Münze Berlin die Nachfolge an, sie zog 2006 in den Bezirk Reinickendorf und hat dort bessere Arbeitsmöglichkeiten.



Mit Eichenlaub, dem Brandenburger Tor und dem Bundesadler geschmückt, klappern seit fast 20 Jahren die deutschen Euromünzen in unseren Geldbörsen. Nur bei den Zwei-Euro-Werten kamen seither zahlreiche neue Motive hinzu.







Nicht zur Ausführung gelangten die Entwürfe für neue Euro- und Centmünzen mit den Pflanzen (Victor Huster), Säulen (Ulrich Böhme) und Köpfen von Martin Luther und Johann Sebastian Bach (Bernd Göbel)



Von den gleich wieder vernichteten Euromünzen von 2002 mit den drehenden Sternen tauchen da und dort gerettete Proben auf und werden im Handel für teures Geld angeboten.



Vom Modell mit der Ortsangabe D für Deutschland und A für die Münzstätte Berlin wurden nicht einmal Probeprägungen hergestellt.



Die mit dicken Stahltüren gesicherten Tresore in der aus den 1930er Jahren stammenden Alten Münze am Berliner Molkenmarkt sind heute nur noch Abstellkammern. (Fotos: Caspar)

Vor 20 Jahren bereiteten sich die Länder des Euroverbundes intensiv auf die Umstellung von den nationalen Währungen auf das neue, in Euro und Cent ausgedrückte Gemeinschaftsgeld vor. Die Entwürfe für die einheitliche Europaseite der 2002 ausgegebenen Euromünzen stammen von dem belgischen Designer Luc Luycx. Dargestellt sind die Erdkugel beziehungsweise die Europakarte, kombiniert mit großen Wertziffern. Für die nationalen Seiten der deutschen Euromünzen hatten 28 Künstler Entwürfe eingesandt. Sie sollten Ideen für die Themen Architektur und Stilelemente, Ziele und Ideale der Europäischen Union sowie europäische Persönlichkeiten einreichen und erzielten zum Teil sehr schöne und interessante Lösungen, die es verdient hätten, dass man sie auch in den Prägeanstalten verwirklicht hätte.

Im ersten Block findet man Bauten und Architekturelemente sowie Symbole, die für die wechselhafte deutsche und europäische Geschichte stehen. Im zweiten Aufgabenbereich ging es um die Ziele und Ideale der Europäischen Union, und hier gab es Modelle mit Früchten und Friedenstauben, dem Ritt der mythischen Königstochter Europa auf dem Stier sowie Sterne und Adler in verschiedenen Abwandlungen, aber auch Wappen der Bundesländer, das Berliner Reichstagsgebäude und den Kopf des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer als Sinnbild für die europäische Einigung. Auf den Modellen für den dritten Komplex erkennt man Gestalten der europäischen und deutschen Geschichte und Kultur wie Konrad Adenauer, Aristoteles, Johann Sebastian Bach, Miguel de Cervantes, Winston Churchill, Christoph Columbus, Johann Amos Comenius, Dante, Albrecht Dürer, Albert Einstein, Ludwig Erhard, Anne Frank, Heinrich Heine, Homer, Martin Luther, Philipp Melanchthon, Wolfgang Amadeus Mozart, Perikles, Pablo Picasso, William Shakespeare, Leonardo da Vinci und viele andere. In den "Geldgeschichtlichen Nachrichten" Heft 183 (Januar 1998) wurden die mit ersten und weiteren Preisen ausgezeichneten Modelle abgebildet und erläutert.

Entwürfe blieben auf der Strecke

Alles schön und gut, aber den Zuschlag bekamen der von Heinz Hoyer und Sneschana Russewa-Hoyer gezeichnete stilisierte Bundesadler auf den Ein- und Zwei-Euro-Münzen, das von Reinhart Felderhoff entworfene Brandenburger Tor auf den Werten zu zehn, 20 und 50 Cent sowie das von Rolf Lederbogen gezeichnete Eichenlaub auf den Münzen zu ein, zwei und fünf Cent. Die Entscheidung gegen andere Modelle und für die genannten Entwürfe wurde damit begründet, dass die Münzen einen hohen Wiedererkennungswert sowohl national als auch international haben sollen. Dass viele schöne Entwürfe auf der Strecke bleiben und höchsten nur als Probeprägungen überliefert sind, ist nicht ungewöhnlich. Der Münzhandel erfreut die Sammler, die für sie gelegentlich tief in die Tasche greifen müssen.

Als im August 1998 in der Staatlichen Münze am Berliner Molkenmarkt im Beisein zahlreicher Journalisten die Prägemaschinen für das neue, mit der Jahreszahl 2002 versehenen Eurohartgeld angeworfen wurden, ahnten weder der damals anwesende Bundesfinanzminister Theo Waigel und seine Kollegin, Berlins Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing, nicht, dass die Startauflage schnell wieder eingeschmolzen werden muss. Ein aufmerksamer Beamter in Bonn hatte festgestellt, dass die zwölf Sterne auf den nationalen Rückseiten nicht vorschriftsmäßig ausgerichtet sind wie die goldenen Sterne auf der blauen Europafahne, sondern sich "drehen". Das Bundesfinanzministerium erklärte zwar, es sei Sache jedes Landes, wie es seine "nationalen" Münzseiten gestaltet, ordnete aber die Anfertigung neuer Stempel an. Die bisher geprägten Geldstücke mit den sich drehenden Sternen wurden vernichtet, und bei den neuen fein säuberlich ausgerichtet sind.

Falsche Sterne aus dem Verkehr gezogen

Irgendwie müssen einige Münzen mit den unvorschriftsmäßigen Sternen in den allgemeinen Geldkreislauf geraten sein, denn man hört ab und zu, dass aufmerksame Sammler welche sogar an der Ladenkasse entdeckt haben. Übrigens wurde gegenüber den Ende der neunziger Jahre veröffentlichten Entwürfen bei den seit 1998 auf Vorrat geprägten deutschen Euromünzen auf das nationale Kennzeichen "D" vor dem eigentlichen Münzbuchstaben verzichtet. Da man die Motive Bundesadler, Brandenburger Tor und Eichenzweig mit der Bundesrepublik Deutschland identifizieren kann, war die zusätzliche Kennung, wie sie bei Autokennzeichen oder auf Postanschriften üblich ist, nicht nötig. Münzen mit einem D vor dem Kennbuchstaben gibt es zum Leidwesen von Probensammlern nicht. Übrigens wurde gegenüber den Ende der neunziger Jahre veröffentlichten Entwürfen bei den seit 1998 auf Vorrat geprägten deutschen Euromünzen auf das nationale Kennzeichen "D" vor dem eigentlichen Münzbuchstaben verzichtet. Da man die Motive Bundesadler, Brandenburger Tor und Eichenzweig mit der Bundesrepublik Deutschland identifizieren kann, war die Zusatzkennung, wie sie bei Autoschildern oder auf Postanschriften üblich ist, nicht nötig.

. 5. April 2021

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