Der Kaiser und die Fugger
Bei der Wahl von Karl V. zum Reichsoberhaupt kamen 1519 erhebliche Bestechungsgelder zum Einsatz



Kaiser Karl V., der mit Fuggers Hilfe zum Reichsoberhaupt gewählt wurde, im Alter von 31 Jahren. Der Holzschnitt dem "Totentanz" von Hans Holbein dem Jüngeren, zeigt einen thronenden Kaiser, der ungeachtet seiner Macht nichts unternehmen kann, dass ihn jetzt oder später von dieser Welt abberuft.





Die aufwändig gestaltete Silbermedaille von 1521 zeigt Kaiser Karl V. im Alter von 21 Jahren. Um den doppelköpfigen Reichsadler sind die Wappen der Länder und Herrschaften angeordnet, die ihm untertan waren oder auf die er Ansprüche erhob. In Zusammenarbeit mit dem Humanisten Willibald Pirckheimer schuf Albrecht Dürer den Entwurf, die Prägung übernahm Hans Krafft. Mit der Dedikationsmedaille ehrte der Rat zu Nürnberg den soeben gekrönten Karl V. Ehre. Bislang wurden große Medaillen gegossen und nicht geprägt. Die Schwierigkeit, große Medaillen mit hohem Relief zu prägen, bestand nicht in der Erzeugung des Prägedrucks, sondern in der begrenzten Haltbarkeit der eisernen Prägestempel. Um die Belastung der Stempel zu reduzieren, wurde das Relief der Medaille erst vorgegossen und dann geprägt.



Die Medaille von 1518 im Gewicht eines Guldengroschens (Talers) zeigt Jacob Fugger II. den Reichen mit einer damals modischen Haube.



Jacob Fugger stand bei den Mächtigen seiner Zeit hoch im Kurs. Papst Leo X. ernannte ihn zum Ritter des Goldenen Sporn, Kaiser Maximilian I. erhob ihn in den Adels- und den Grafenstand. Testamentarisch legte er 1511 die Grundlage der Fuggerei in Augsburg. In seiner Schreibstube diktiert er seinem kostbar gekleideten Buchhalter Matthäus Schwarz. Im Hintergrund der farbigen Miniatur unterstreichen die Schriften auf den Schubladen die Reichweite der Fuggerschen Handelsbeziehungen. Das Familienwappen ist mit reichem Renaissancedekor geschmückt. Bereits 1462 wurde die Linie "Fugger vom Reh" mit Andreas Fugger, 1473 die Linie "Fugger von der Lilie" mit Ulrich Fugger und seinen Brüdern in einem Wappenbrief dokumentiert.



Karl V. stand bei den Fuggern mächtig in der Kreide und war kaum in der Lage, seine Schulden zu bezahlen. Das Gemälde von Carl Ludwig Friedrich Becker aus dem Jahr 1866 in der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Museumsinsel zeigt, wie Anton Fugger Schuldscheine des anwesenden Kaisers verbrennt. Die Szene ist erfunden.







Die eigentliche Münzprägung der Familie begann 1539 mit Anton Fugger, der als Herr von Weißenhorn Goldgulden ausgab. Erst 1621, auf dem Höhepunkt der Kipper-und-Wipper-Zeit, wurden von den verschiedenen Ästen Familie erneut Münzen geprägt. Von 1621 bis 1624 ließ Maximilian II. Fugger in Babenhausen zahlreiche Münzen fertigen. Nach längerer Pause gab es dann zwischen 1674 und 1684 noch einmal in der so genannten Kleinen Kipperzeit wieder Fuggersche Münzen. Die weit verzweigte Familie derer von Fugger waren weltliche und geistliche Fürsten und hinterließen prächtige Münzen wie diese Taler von 1623, 1781 und 1784. (Fotos/Repros: Caspar)

Das römisch-deutsche Kaisertum war eine Wahlmonarchie, doch seit dem 15. Jahrhundert trugen bis auf eine Ausnahme zwischen 1740 und 1742 nur Angehörige des Hauses Habsburg die Reichskrone. Als nach dem Tod von Kaiser Maximilian I. am 12. Januar 1519 die Neuwahl des Reichsoberhaupts anstand, gab es mehrere Bewerber. Den Zuschlag erhielt dank finanzieller "Landschaftspflege", also Bestechung, durch das Augsburger Handelshaus Fugger der erst 19 Jahre alte König Karl I. von Spanien, ein Enkel des bisherigen Kaisers. Zahlreiche Münzen und Medaillen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind mit dem Bildnis und Titel Karls V. geschmückt, und auch Augsburg hat den Kaiser und seine Nachfolger auf zahlreichen Münzen verewigt.

Am 24. Februar 1500 in Gent als Sohn Herzog Philipps des Schönen und Johannas "der Wahnsinnigen" geboren, wuchs der Prinz in dem stolzen Bewusstsein auf, eines Tages mehrere Kronen zu tragen. Bereits im Kindesalter fielen Karl die habsburgischen Erblande und das reiche Burgund zu. Mit 16 Jahren trat er die Herrschaft in Spanien und in Teilen Italiens an. Für den Neunzehnjährigen war es nach dem Tod seines Großvaters Maximilian I. selbstverständlich, die höchste weltliche Würde im christlichen Abendland, die römisch-deutsche Kaiserkrone, zu erwerben. Doch hatte Karl von Habsburg in König Franz I. von Frankreich und auch König Heinrich VIII. von England ehrgeizige Konkurrenten. Jeder Kandidat setzte riesige Bestechungssummen ein, um die Stimmen der für die Kaiserwahl zuständigen deutschen Kurfürsten und ihrer Höflinge zu kaufen.

Gewiefte und visionäre Kaufleute

Allerdings waren die Mittel des Bewerbers aus dem Hause Habsburg infolge der luxuriösen Hofhaltung und Kriegführung seines Großvaters Maximilians I. beschränkt, und so stürzte er sich in riesige Schulden in der Hoffnung, sie nach der Kaiserwahl wieder tilgen zu können. Das Recht zur Wahl ("Kür") des Reichsoberhaupts besaßen nach den Regeln der Goldenen Bulle von 1356 die drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten. Sie waren zunächst unentschlossen, wem sie ihr Votum geben sollen. Da bot sich als wichtigster Wahlhelfer sich das Augsburger Handelshaus Fugger an, bei dem viele geistliche und weltliche Fürsten in der Kreide standen. Der Firma stand bis 1525 der Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier Jacob Fugger II., genannt der Reichs, vor.

Schon lange mit dem Haus Habsburg und Kaiser Maximilian I. geschäftlich durch hohe Darlehen verbunden, bot der mit einer Augsburger Patriziertochter vermählte Jacob Fugger dem jungen König von Spanien finanzielle Hilfe an. Mit einem Vermögen von unvorstellbaren drei Millionen Gulden zu den reichsten Männern ihrer Zeit gehörend, tätigten Jacob Fugger und seine Nachkommen die Geld- und weitere Geschäfte nicht uneigennützig, denn als gewiefte und visionäre Kaufleute erwarben sie sich Vorteile für ihre Unternehmungen und Beteiligungen. Außerdem war die Nähe zu den Mächtigen und Reichen für den gesellschaftlichen Aufstieg der Dynastie wichtig. Jacob Fugger II. zahlte an die Kurfürsten und ihre Berater die ungeheure Summe von über einer halben Million Dukaten und mehr und verhalf so Karl V. zu seiner kaiserlichen Würde.

Adelstitel, Privilegien, Landbesitz

Die Hilfe für den Habsburger wurde der Kaufmannsfamilie mit Adelstiteln, einträglichen Privilegien und Landbesitz vergolten. Ein in Augsburg geprägter Schautaler aus dem Jahr 1518, als hier gerade ein Reichstag abgehalten wurde, zeigt auf der Vorderseite Jacob den Reichen in der Blüte seiner Jahre. Angezogen nach neuester Mode, trägt er auf dem Kopf eine kostbar bestickte Haube. Die Allegorie auf der Rückseite versinnbildlicht die weitreichenden Handelsbeziehungen der Fugger. Links erkennt man Poseidon mit Schild und Dreizack auf einem Delphin stehend und rechts den geflügelten Gott Hermes. Über der Szene erkennt man Apollo, den Beschützer der Künste und Musik, der die anderen Figuren bekrönt. Die von dem Medailleur Hans Schwarz geschaffene Silberprägung hat das Gewicht eines Talers. Dass man in streng katholischem Umfeld auf ihr heidnische Götter darstellte, hat offenbar niemanden gestört.

In den Händen der Fugger lag zeitweilig die europäische Kupfergewinnung, die wichtig zur Herstellung von Bronzekanonen, Kirchenglocken und vielen anderen Gusserzeugnissen war. In Bergwerken, die den Fuggern gehörten oder an denen sie beteiligt waren, wurden Unmengen Blei, Silber, Quecksilber und andere Metalle gewonnen. Nachdem die Neue Welt, also der amerikanische Kontinent, entdeckt war, unterhielten die Handelsherren auch dort lukrative Stützpunkte. Ihr weltweites Engagement bis nach Asien spülte Unmengen Geldes in die Kassen von Jacob Fugger und seiner Nachfolger, und so erlaubte sich die mit großartigem Land- und Schlossbesitz ausgestattete Familie einen geradezu königlichen Lebensstil.

Münzrecht als Geldquelle

Jacob Fugger kannte sich im Umgang mit Talern und Dukaten gut aus. Im ausgehenden 15. Jahrhundert hatte er in Tirol Erfahrungen im Zusammenhang mit der Umwandlung von Silber in klingende Münze gesammelt. Wenn man die 1486 geprägten Guldengroschen des Tiroler Erzherzogs Sigmund des Münzreichen und weitere Münzen betrachtet, muss man sich den im Hintergrund als Financier und Bergwerksbesitzer agierenden Augsburger Patrizier hinzu denken. So gern Karl V. von Jakob Fugger die Wahlhilfe und weitere Darlehen annahm, so ungern zahlte er seine Schulden plus Zinsen zurück. Der Kaiser ließ sich damit Zeit, und als sich die Mahnschreiben und Ultimaten häuften, "begnadete" er seinen Gläubiger mit Einnahmen aus spanischen Bergwerken und dem dortigen Getreidehandel, aber auch mit dem Recht zur Münzprägung. Für die Fugger war das 1534 erteilte Privileg nicht nur eine gute Einnahmequelle, sondern auch ein damals übliches Mittel zur Selbstdarstellung. Auf Jacob Fugger geht nicht nur die weltberühmte Fuggerei zurück, sondern auch die Fuggerkapelle in der Augsburger St.-Anna-Kirche zurück. In der 1508 bis 1518 erbauten Kapelle sind Jacob Fugger und weitere Familienangehörige bestattet. An ihrer Ausgestaltung war kein Geringerer als der Nürnberger Maler und Grafiker Albrecht Dürer beteiligt.

Katholiken gegen Protestanten

Bereits 1520 wurde der zwanzigjährige Karl V. in Aachen gesalbt und gekrönt, nachdem er die Rechte und Privilegien der Reichsfürsten bestätigt hatte. Seiner neuen Würde konnte er sich nicht lange erfreuen, denn die Welt war in Aufruhr. Frankreich setzte sich der "Einkreisung" von Deutschland und von Spanien aus zur Wehr. Außerdem erwuchs 1517 für die bestehende Weltordnung eine neue Gefahr, denn der Wittenberger Augustinermönch Martin Luther hatte mit seinen 95 Thesen dem Ablasshandel, der Günstlingswirtschaft und der schamlosen Geldverschwendung, in einem Wort der Papstkirche den Kampf angesagt. Karl V. sprach auf verschiedenen Reichstagen Machtworte und versuchte mit der katholischen Kirche, den in Acht und Bann getanen Reformator Luther und seine Anhänger, zu denen auch mächtige Feudalherren wie der Kurfürst von Sachsen gehörten, kalt zu stellen. Die Auseinandersetzung mit König Franz I. von Frankreich, die zum Teil in Italien ausgetragen wurden, verschafften den Kirchenreformern eine Atempause, die sie zur Konsolidierung ihrer Position nutzten (siehe Eintrag vom 8. Mai 2021).

Die Dinge standen für Karl V. in Deutschland nicht gut, zumal die mit Macht nach Europa vordringenden Türken abgewehrt werden mussten, was riesige Ressourcen verschlang und den Kaiser nötigte, bei Fugger und anderen Geldmagnaten weiterhin um Finanzhilfe zu bitten. Sein riesiges Herrschaftsgebiet zu regieren, war für ihn zunehmend schwierig und ermüdend, und so übergab er die Reichsverwaltung an seinen jüngeren Bruder Ferdinand, der bereits König von Böhmen und Ungarn war und 1558 römisch-deutscher Kaiser wurde. In Deutschland gingen Protestanten und Katholiken trotz eines 1530 auf dem Augsburger Reichstag festgelegten und später auf zahlreichen Münzen und Medaillen gefeierten Kompromisses in Glaubensfragen auf Konfrontation über. Die Folge waren verlustreiche Religionskriege, die mal der einen, mal der anderen Seite Siege und Vorteile brachten, zumal dem protestantischen Lager zeitweilig das katholische Frankreich zu Hilfe eilte.

Sozialsiedlung für arme Leute

Karl V. zog sich in seinen letzten Lebensjahren nach Spanien zurück. Vor seinen Feinden einigermaßen sicher, aber gesundheitlich geschwächt, lebte er im Kloster San Jerónimo de Yuste, wo er am 21. September 1558 an den Folgen der Malaria mit nur 58 Jahren starb. Sein Erbe teilten sich Karls jüngerer Bruder Ferdinand, der römisch-deutscher Kaiser wurde, und sein Sohn Philipp II. von Spanien. Es begann die Zeit der Gegenreformation, in der mit Unterstützung des Papstes versucht wurde, die in der Ära Karls V. im Reich und in anderen Ländern errungenen Religionsfreiheiten mit Feuer und Schwert rückgängig zu machen.

Anton Fugger war als Neffe und Nachfolger des kinderlos verstorbenen Jacob Fugger bis zu seinem Tod 1560 Chef des mächtigen Firmenimperiums. "Fürst der Kaufleute" genannt, vergrößerte er zielstrebig den Grund- und Herrschaftsbesitz der Familie und sorgte auch dafür, dass seine Söhne und Töchter in Adelsfamilien heirateten. Die Augsburger Fuggerei ist weltweit die älteste bis heute bestehende Sozialsiedlung der Welt. In der von Jacob Fugger gestifteten Reihenhaussiedlung mit 140 Wohnungen in 67 Häusern leben bedürftige katholische Augsburger für eine Jahreskaltmiete von 0,88 Euro. Traditionell sprechen sie für diese Vergünstigung täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und seine Familie. Bis heute wird die Sozialsiedlung aus dem Stiftungsvermögen Jakob Fuggers unterhalten.

Anton Fugger musste bei manchen Investitionen Verluste einstecken. Daher taten er und weitere Mitglieder seines Clans gut daran, ihr Vermögen zielstrebig und krisensicher in Immobilien und Ländereien anzulegen. Von immensem Reichtum und herausragender Stellung in der damaligen feudalen Ständegesellschaft zeugt die Stadtresidenz mit Lagerhaus, die Jacob Fugger von 1512 bis 1515 an der heutigen Maximilianstraße errichten ließ. Die gräfliche Linie Fugger-Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand erhoben, doch kam das Fürstentum bereits drei Jahre später als Standesherrschaft an das Königreich Bayern. Im heutigen Bundesland Bayern ziehen ferner die Fuggerschlösser in Kirchheim und Babenhausen sowie etliche süddeutsche Kirchen und weitere Hinterlassenschaften begeisterte Besucher an.

10. Mai 2021

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