Kleingedrucktes auf Geldscheinen
Neue Publikation über Warnhinweise sowie Angaben zu Druckereien und Grafikern in Mikroschrift



Das Kleingedruckte auf Banknoten der deutschen Kaiserzeit und der Weimarer Republik hat Fälscher kaum von Betrügereien abgehalten. Dass früher sogar die Todesstrafe oder schwerer Kerker angedroht wurden, hat sie wenig beeindruckt.





Das Kleingedruckte auf Banknoten der deutschen Kaiserzeit und der Weimarer Republik hat Fälscher kaum von Betrüge-reien abgehalten. Dass früher sogar die Todesstrafe oder schwerer Kerker angedroht wurden, hat sie wenig beeindruckt.



Gut zu lesen sind Angaben auf dem Fünfhundertmillionen-Schein der Stadt Vohwinkel aus der Inflationszeit mit einem Geldscheine verteilenden Totengerippe über Kosten für einen Liter Milch 152 Millionen, ein Pfund Kartoffeln 40 Millionen, einen Hering 50 Millionen, einen Totenschein 600 Millionen und einen Sarg 45 Milliarden Mark.



Gut sichtbar betont der österreichische Schein zu 20 Schilling von 1945, die "Nachmachung der Banknote" werde gesetzlich bestraft.



Das Zitat aus einer Schrift der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm auf einen ihnen gewidmeten bundesdeutschen Tausendmarkschein und andere Merkmale nachzuahmen dürfte selbst für versierte Fälscher schwer gewesen sein.



Der Geldschein der DDR mit dem Palast der Republik und der Bundesrepublik Deutschland drohen im Kleingedruckten "Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht oder verfälschte sich verschafft, um sie in Verkehr zu bringen, wird bestraft." (Repros: Caspar und aus dem besprochenen Buch)

Es wird in der Regel nicht wahrgenommen und ist kaum zu erkennen, und dennoch erfüllt es wichtige Informationsaufgaben - das Kleingedruckte auf Beipackzetteln der Pharmaindustrie und Beschreibungen von Industriewaren, aber auch in Verträgen und an anderen Orten. Die winzigen Hinweise sind oft kompliziert formuliert und werden ungern gelesen. Die Hinweise in Mikroschrift unter einem Millimeter auf Geldscheinen und anderen Wertpapieren warnen unmissverständlich vor Betrug und der Weitergabe falscher Banknoten. Darüber hinaus enthalten die winzigen, schwer nachzuahmenden Schriften interessante Informationen.

Mit ihnen hat sich der Berliner Sammler Prof. Dr. Rainer Geike, im Hauptberuf Verfahrenstechniker, befasst und dazu das instruktive, mit vielen farbigen Bildbeispielen versehene Buch "Kleingedrucktes auf Geldscheinen" Ende 2021 im kolme k Verlag Gifhorn herausgebracht (86 Seiten, 19 Euro, ISBN 978-3-939386-84-4). Dieser ist auf Literatur über Papiergeld, Wertpapiere und Reklamemarken spezialisiert und bringt auch die von Sammlern für Sammler gestaltete Zeitschrift "Papier Geld" heraus. Dort waren Geikes Aufsätze zum Kleingedruckten auf Geldscheinen erstmals veröffentlicht worden. Der Verfasser ist uns durch eine ähnlich gut aufgemachte Broschüre von 2020 über Geld und Preise in der DDR als sorgsam recherchierender Autor mit Sinn für ausgefallene Themen bekannt.

Dunkle Geschäfte mit Blüten

Rainer Geike betont eingangs, dass die winzigen, manchmal an versteckter Stelle befindlichen Hinweise gemeinsam mit Ornamenten, verschlungenen Linien und schwungvoll geschriebenen Unterschriften sowie weiteren mehr oder weniger sichtbaren Zeichen als Sicherheitsmerkmale wichtig sind. In winzigen Buchstaben wird vor Nachahmung oder Verfälschung gewarnt und mit empfindlichen Strafen gedroht. Vor langer Zeit hatten Geldfälscher Strang und Schwert, lange Kerkerhaft beziehungsweise Zuchthausstrafe "nicht unter zwei Jahren" zu erwarten, wie es auf Banknoten aus der Kaiserzeit und danach heißt. Heute müssen Betrüger mit Gefängnis ohne Zeitangabe und Geldstrafen rechnen, wenn sie denn gefasst werden. Ob sich Kriminelle jemals von solchen Aussichten abhalten lassen, mit ihren Blüten dunkle Geschäfte zu machen, ist zu bezweifeln, sonst gäbe es nicht früher und heute so viele Geldscheinfälschungen und, nicht zu vergessen, auch gefälschte Münzen.

Wenn Geldscheine mit winzigen Schriften und Ornamenten heute auf dem Farbkopierer nachgemacht werden, so erfahren wir aus dem Buch, erscheinen diese nur als graue Schraffuren, weil die Maschinen die winzigen Schriften und was sonst noch an feinen Linien und Ornamenten gedruckt ist, nur unvollständig wiedergeben können. Auch wenn Betrüger neueste Kopiertechnik einsetzen, müssen sie damit rechnen, dass ihre Machwerke über kurz oder lang erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden. Dann ist derjenige der Dumme, der wissentlich oder auch nicht beim Bezahlen mit Falschgeld erwischt wird.

Neue Sichtweisen eröffnet

In bewunderungswürdiger Weise hat Rainer Geike mit seinem Thema numismatische Grundlagenforschung betrieben, indem er an zahlreichen Beispielen aus dem In- und Ausland zeigt, wo überall kleingedruckte Warnhinweise und weitere Texte zu finden sind. Das Spektrum reicht von politischen Parolen, Auszügen aus Verfassungen und Deklarationen bis zu Gedichten. Hinzu kommen Angaben über die Gültigkeit der Scheine und die Art und Weise, wie der Staat ihren Wert garantiert. Es gibt auch Angaben, auf welcher gesetzlichen Grundlage eine Emission erfolgt. Überdies finden wir auf älteren Banknoten auch Hinweise über die Art und Weise, wie man sie gegen Münzen eintauschen kann und dass ihr Wert durch Hinterlegung von Edelmetallreserven in den Staatsbanken garantiert wird. Vermerkt sind schließlich der Ausgabetag, die Gestalter und die ausführenden Druckereien.

Mit seiner außergewöhnlichen Publikation eröffnet der Verfasser Sammlern und solchen, die es werden wollen, neue Sichtwesen und ermuntert sie, alte und neue Geldscheine und auch Wertpapiere aller Art genau unter die Lupe zu nehmen, ja gezielt nach diesen aussagekräftigen Zeitdokumenten Ausschau zu halten. Rainer Geike hofft, dass seine Publikation dazu anregt, alte und neue, oft von talentierten Künstlern gestaltete Geldscheine genauer inspizieren und mit ihnen auf Entdeckungsreise zu gehen. Wer sich mit dem Thema ausführlicher befassen möchte, findet im Anmerkungs- und Literaturteil weiterführende Hinweise.

6. Dezember 2021

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