Die englische Hochzeit
Als König Georg III. die Strelitzer Prinzessin Sophie Charlotte heiratete, gab es in Europa einiges Aufsehen





Georg III. und Sophie Charlotte sicherten mit zahlreichen Kindern die Thronfolge. Die Medaillen von 1760 und 1761 feiern die Hochzeit sowie die Geburt des ersten Sohns, der 1820 seinem Vater folgte.



König Georg III. schaut zu, wie der kleine Kaiser Napoleon I. mit einem winzigen Schiff zur Invasion der britischen Insel aufbricht. Englische Karikaturen dieser Art brachten den zeitweise mächtigsten Mann auf dem europäischen Kontinent furchtbar in Rage.



Auf dem Andreastaler von 1764 signalisiert das Kürzel FR im Titel, dass Georg III. aus dem Mittelalter stammende Ansprüche auf Frankreich erhebt.



Königin Sophie Charlotte führte mit Georg III. eine glückliche Ehe, die für die damalige Zeit nicht typisch war.



Die hundertjährige Zugehörigkeit des Hauses Hannover zu Großbritannien feiert die Medaille von 1814 mit den Köpfen der Könige Georg I., II. und III. sowie der am Meer sitzenden Friedensgöttin Pax, die Lorbeer und ein Medaillon mit dem Bildnis des Prinzregenten Georg (IV.) in Händen hält.



Obwohl seit einigen Jahren unter einer Geisteskrankheit leidend und regierungsamtlich durch einen Prinzregenten vertreten, wird Georg III. auf der silbernen Crown von 1818 als Held mit Siegeslorbeer gefeiert. (Fotos: Caspar)

In europäischen Königs- und Fürstenhäusern wurde standesgemäß und möglichst lukrativ geheiratet. Bei den Habsburger galt der Grundsatz "Bella gerant alii, tu felix Austria nube"("Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate"), und bei den Hohenzollern wurde streng darauf geachtet, dass Prinzen und Prinzessinnen nur ihresgleichen ehelichten, manchmal sogar enge Verwandte. Sollte jemand gegen diesen Grundsatz verstoßen und etwa eine Person von niedrigem Adel oder gar bürgerlichen Standes heiraten, fiel er oder sie in Ungnade und wurde aus dem Familienverband ausgestoßen. Wichtig war nach Luthers Reformation von 1517 auch, dass die Konfession stimmte. So kam es kaum vor, dass Katholiken und Protestanten heirateten, und es das geschah, dann war es ratsam, einen Glaubenswechsel vorzunehmen.

Das alles war im Falle der Hochzeit der ganz unbekannten und in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen aufgewachsenen Strelitzer Prinzessin Sophie Charlotte mit dem englischen König Georg III. am 8. September 1761 nicht infrage. Durch sie entstanden enge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Neustrelitz und London. Der Name der Stadt Charlottesville im US-Bundesstaat bezieht sich auf Königin Sophie Charlotte von England, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz.

Lange und glückliche Ehe

Georg III. lernte 1761 seine Gemahlin erst am Hochzeitstag kennen. An europäischen Höfen nahm man aufmerksam wahr, dass es da im Norden des Römisch-deutschen Reichs dieses kleine Herzogtum gibt und interessierte sich auch dafür, wie die neue Königin ihre Rolle ausfüllt. Es versteht sich, dass die englische Hochzeit durch Medaillen gewürdigt wurde, die mal nach England und mal nach Mecklenburg-Strelitz gelegt werden können. Das Paar führte eine lange und glückliche Ehe, der König war seiner Frau treu und unterschied sich in dieser Hinsicht positiv von vielen seiner Vorfahren und Nachkommen. Zusammen hatte das Paar fünfzehn Kinder. Georg III. liebte nach dem Motto "Zurück zur Natur" das Landleben und verbrachte seine Tage im Süden Englands. Da er lange und gern Weymouth an der Südküste zum Sommerurlaub weilte, machte diesen Ort zu einem der ersten Seebäder des Landes.

Georg III. regierte in turbulenten, ja auch revolutionären Zeiten von 1760 bis 1819 Großbritannien und Irland. Zudem war er Kurfürst von Hannover, aus dem 1814 beim Wiener Kongress das Königreich Hannover wurde. Er war der letzte britische Monarch, der sich infolge des Hundertjährigen Krieges (1337 bis 1453) formal auch König von Frankreich nennen konnte, es aber nicht war. Unter seiner langen Herrschaft erlangte Großbritannien Weltgeltung und war Motor der Industriellen Revolution. Das Land war im 17. Jahrhundert durch einen Bürgerkrieg erschüttert worden. In dessen Verlauf verlor König Karl I. 1649 seinen Kopf. Oliver Cromwell, der Anführer der Erhebung, schwang sich zum Lordprotektor auf und machte aus der Monarchie eine Republik. Nach Cromwells Tod 1660 wurde die Monarchie wiederhergestellt, und verschiedene Herrscher besetzten den Thron in London. Die britische Krone war nach dem Aussterben des Hauses Stuart ab 1714 mit dem Haus Hannover verbunden, aus dem Georg III. stammte.

Langer Krieg gegen Frankreich

Für sein Reich begann eine Zeit langer Kriege zu Lande und zu Wasser gegen Frankreich, in deren Ergebnis das Land Ludwigs XV. und Ludwigs XVI. geschwächt wurden. Unter Georg III. konnte Großbritannien seinen kolonialen Besitz in Kanada ausbauen, musste aber Verluste großer Teile seiner nordamerikanischen Kolonien während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783 hinnehmen. Großbritannien schwang sich dessen ungeachtet zur größten Kolonialmacht auf und setzte sich in Indien und in anderen Gegenden fest. Die nach der Revolution von 1789 geführten Koalitionskriege gegen Frankreich endeten während der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 mit der Niederlage Napoleons I. in der Schlacht bei Waterloo und dessen Verbannung auf die britische Insel Sankt Helena.

Unter Georg III. wuchs die Bevölkerung Großbritanniens von 7,5 Millionen auf 14 Millionen an. Das Land war führend bei technischen Innovationen und dem Aufschwung der Maschinenarbeit. Durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls, der Dampfmaschine und anderer hilfreicher Gerätschaften und Verfahren konnten Industriegüter schneller und preiswerter als je zuvor hergestellt werden. Hinzu kam die Eisenbahn, die die Transporte beschleunigte und billiger machte. Allerdings stand einer immer reicher werdenden adligen und bürgerlichen Oberschicht die Masse der in bitterster Armut vegetierenden Land- und Stadtbevölkerung gegenüber. Deshalb kam es immer wieder zu sozialen Unruhen und deren gewaltsamer Niederschlagung sowie zur Entwicklung von Gewerkschaften und der Arbeiterbewegung.

Viktorianisches Zeitalter ab 1837

Seine letzten zehn Lebensjahre verbrachte Georg III. in zunehmender Geisteskrankheit, Blindheit, Taubheit und Demenz. Er begriff nicht, dass er 1814 zum König von Hannover ausgerufen worden und dass 1818 seine Frau Sophie Charlotte gestorben war. Da sein Vater regierungsunfähig war, übte sein ältester Sohn die Amtsgeschäfte als Prinzregent aus. Nach dem Tod von Georg III. 1820 bestieg dieser Prince of Wales als Georg IV. den Thron, starb aber schon 1830. Ihm folgte dessen Bruder Wilhelm IV., der ebenfalls keine legitimen Nachkommen hatte. Aus diesem Grund ging die Krone 1837 an die junge Viktoria über, die bis 1901 regierte und dem viktorianischen Zeitalter ihren Namen verlieh. Als Viktoria den britischen Thron bestieg, ging Hannover an ihren Onkel über, den Herzog von Cumberland. Er errichtete als König Ernst August I. von Hannover ein diktatorisches Regime und löste mutige Proteste der "Göttinger Sieben" gegen den Verfassungsbruch und Unterdrückung der Meinungsfreiheit aus.

6. Oktober 2021

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"