Seit Juli 2019 gehört der Frohnauer Hammer bei Annaberg mit weiteren historischen Bauten und Sehenswürdigkeiten zum UNESCO-Welterbe "Montanregion Erzgebirge/Krunoho?í". Das 1910 gegründete und damit älteste Schmiedemuseum Deutschlands ging aus einer im Mittelalter errichteten Getreidemühle hervor, war zeitweilig Münzstätte und ab 1621 ein Hammerwerk, in dem bis 1904 eiserne Werkzeuge für Bergbau und Landwirtschaft hergestellt wurden. Wer das noch voll funktionstüchtige Hammerwerk mit Wasserkraftantrieb aus dem 17. Jahrhundert besucht, fühlt sich in eine andere Welt versetzt und erkennt, wie schwer es in alten Zeiten war, im Ofen glühend heiß gemachtes Eisen mithilfe eines von Wasserkraft auf und ab bewegten Hammers, aber auch am Amboss mit kräftigen Hammerschlägen zu bearbeiten. Wie hilfreich ein Hammerwerk war, mögen folgende Zahlen zeigen: Ein vom Schmied benutzter Vorschlaghammer wiegt zehn Kilogramm, der Hammer eines mit Wasserkraft bewegten Hammerwerks, wie der Frohnauer Hammer einer war, wiegt 150 bis 500 Kilogramm, das Fallgewicht eines Dampfhammers aus dem 19. Jahrhundert brachte bis 10000 Kilogramm auf die Waage, und bei heutigen Schmiedepressen sind es bis 1,5 Millionen Kilogramm.
Vielbesuchtes Touristenziel
Viele Besucher kauften und kaufen im Frohnauer Hammer auch heute Souvenirmedaillen als Erinnerung an ein überwältigendes Erlebnis. Die Prägestücke gehören in das Gebiet der Münzen und Medaillen mit Museumsmotiven, die vom Handel regelmäßig angeboten werden und ein beliebtes Sammelthema sind. Nicht wenige Stücke würdigen gekrönte Häupter und berühmte Museumsleute, zeigen Gebäude und einzelne dort ausgestellte Objekte. Im Falle der Medaillen aber, die man beim Besuch des zu den wichtigen technischen Denkmalen in Deutschland gehörenden Frohnauer Hammers für wenig Geld kaufen konnte und kann, wird man vergeblich nach einer bedeutenden Person suchen, die die frühere Münzstätte und Eisenschmiede zu einem vielbesuchten Touristenmagneten gemacht hat. Abgebildet sind auf den Medaillen der sächsische Herzog Georg nach einem Annaberger Taler von 1538 sowie Engel über dem Kurwappen mit den gekreuzten Schwertern in der Art der Schreckenberger Groschen, die vor langer Zeit in großen Mengen in erzgebirgischen Münzstätten geschlagen wurden. Andere Medaillen zeigen das 1909 in ein Museum umgewandeltes Hammergebäude und weitere Motive.
In seinem Buch "Frohnauer Hammer - 90 Jahre Medaillenkunst" (120 Seiten, zahlr. Abbildungen, 29,60 Euro)berichtet der in Schwedt/Oder lebende Sammler und Forscher Thomas Krause, er habe gut 60 Varianten der in alles in allem in einer Millionenauflage hergestellten Medaillen ausgemacht. Das Buch wurde im Selbstverlag vom Heimatland Uckermark herausgegeben und hat zahlreiche meist farbige Abbildungen. Die beschriebenen und abgebildeten Medaillen dürften noch in vielen Sammlungen und sicher auch unbeachtet in Schubladen und Kästen liegen. Beim ersten Hinschauen sehen sie gleich aus, aber sie sind es nicht. Der Verfasser hat sich intensiv mit den seit 1931 von unterschiedlichen Firmen hergestellten Medaillen beschäftigt und erkannt, dass sie sich in winzigen Details unterscheiden. Davon leitet er ab, dass zu ihrer Herstellung immer wieder neue Stempel verwendet werden mussten. Wir kennen das bei den in einer Massenauflage zwischen 1500 und 1525 in Sachsen geprägten Klappmützentalern, von denen es über 300 Varianten gibt. Da die Forschung auch nach diesem Buch über das Frohnauer Hammerwerk und seine Medaillen weiter geht, erwartet Krause, dass auch künftig unbekannte Versionen ans Tageslicht kommen. Und so bittet er um Ergänzungen und Berichtigungen an seine Adresse thomas.krause@poymernotes.de.
Gründungsjahr 1436 stimmt nicht
Gleich eingangs stellen Jörg Bräuer vom Hammerbund e. V. und Thomas Krause einen Fehler richtig, wonach der Frohnauer Hammer angeblich 1436 gegründet wurde und daher das älteste Hammerwerk Deutschlands ist, wie man es auch auf älteren Medaillen lesen kann. Nachgewiesenermaßen aber sind die Hammerwerke in Olbernhau und Dorfchemnitz weitaus älter als das in Frohnau. So wird 2021 die Vierhundertjahrfeier des Frohnauer Hammers begangen, und das Buch ist ein schönes Geschenk für dieses stolze Jubiläum. Der auch mit historischer Münzprägung befasste Forscher Peter Hammer weist darauf hin, dass die bekannten, in der Nähe des heutigen Hammerwerkmuseums geprägten Engelgroschen als Vorbilder für die Souvenirmedaillen dienten.
Wichtig ist ein Blick in die Geschichte des Technikmuseums. Der 1907 gegründete Hammerbund e. V. sicherte die Gebäude und das alte Inventar und eröffnete am 1. Oktober 1909 das Museum, dem ein Gasthaus angeschlossen war. In seinen besten Jahren hatte das Museum bis zu 250000 Besucherinnen und Besucher, und viele nahmen die Souvenirmedaillen als Andenken nach Hause. Ein Blick auf sie lohnt sich, denn es gibt unterschiedliche Ausgaben mit und ohne Loch aus Neusilber, rostfreiem Stahl, Kupfer, Kupfernickel, Zinn, Aluminium und sogar in kleiner Stückzahl geprägte Exemplare aus Silber. Krause zeigt auch Stücke, die wie unsere Münzen zu einem Euro aus Bimetall mit einem Ring aus Kupfernickel und einer Pille aus Messing bestehen.
Heimatkundliche Daten und Fakten
Das Buch enthält viele heimatkundliche Daten und Fakten, so auch über die Finanzierung des Hammerwerks, die Verwendung von Motiven auf Geldscheinen, das Programm der mit viel Folklore verbundenen Hammerfeste und Grenzland-Treffen in der Zeit des Nationalsozialismus sowie die Inbetriebnahme des Hammermuseums im Jahr 1954 und die Entwicklung danach. Thomas Krause schließt ab mit Texten und Bildern zu Postkarten, Abzeichen, Stocknägeln, Eintrittskarten und weiteren Hinterlassenschaften sowie einer Statistik der Besucherzahlen, die 1976 mit fast 250000 die Spitze erreichten. Indem das hervorragend illustrierte Buch mit Legenden aufräumt und schildert, wie eng das Hammerwerk mit den Menschen im Erzgebirge und der sächsischen Wirtschaft und Kultur verbunden war und ist und wie es die Leute dieses interessante Relikt aus grauer Vorzeit lieben. Der Verfasser leistet mit seinem Buch einen wichtigen Beitrag zur Heimatgeschichte und regt Sammler sowie solche, die es werden wollen, dazu an, in neue numismatische Gebiete vorzustoßen. Im Übrigen zeigt sich auch an dieser Publikation, was geduldige Laienforschung zustande zu bringen vermag.
10. September 2021
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