Bunte Helme auf alten Wappen
Prächtige Erkennungszeichen leisteten in Schlachten und bei Ritterturnieren gute Dienste



Wer sich im Wappenwesen gut auskannte, war in der Schlacht und beim Turnier auf der sicheren Seite. Reich mit Helmzieren gezierte Schilder sind in einer Wappenrolle aus dem 14. Jahrhundert abgebildet.



Sechs Wappenhelme schmücken den dreifachen Reitertaler des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. aus dem Jahr 1626.



Der bärtige Kopf auf dem Helm verschaffte der sächsischen Silbermünze darunter aus dem 15. Jahrhundert den Namen Judenkopf- oder Bartgroschen.



Über dem Eingang des Rathauses in der thüringischen Residenzstadt Gotha prangt das mit drei Helmzieren versehene Wappen aus dem Jahr 1574 mit der sächsischen Raute in der Mitte.



Ein Taler des Deutschen Ordens von 1603 zeigt dessen Oberhaupt Erzherzog Maximilian, flankiert von Wappen mit auffälliger Bekrönung.





Wie aus der Zeit gefallen wirkt die mit Helmzieren geschmückten Wappen auf einem Taler von 1766 und 1865 aus den Fürstentümern Reuss und Schaumburg-Lippe. (Fotos/Repros: Caspar)

Zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Münzen, aber auch seit der Renaissance geprägte Medaillen sind mit Wappen geschmückt, die von merkwürdig anmutenden Helmen bekrönt werden. Man spricht bei diesem Schmuck von Helmzieren, und diese haben eine spezielle Bedeutung. Die aus menschlichen Figuren sowie Tieren, Pfauen- und andern Federn und Adlerflügeln, aber auch aus Pflanzen und anderen Motiven bestehenden, fantasievoll gestalteten und bemalten Schmuck- und Erkennungszeichen aus Metall, Holz oder Pappe sind bereits im 13. Jahrhundert überliefert. Mit ihnen schmückten sich in Eisenrüstungen steckende Ritter, wenn sie sich im Schlachtengetümmel oder auch bei Turnieren von ihren Gegnern unterscheiden wollten. Zur Orientierung standen farbig illuminierte Wappenbücher oder Wappenrollen, in denen präzise dargestellt ist, wer sich mit welchem Zeichen schmückt und welche Farben ihm zuzuordnen sind.

Man hat die Herrschaftssymbole auf Fahnen, Schutzschilder und Wappen sowie auf Rüstungen und Pferdedecken übertragen und damit auch Portale von Burgen, Schlössern und andere Bauten, aber auch Grabdenkmäler gekennzeichnet. Bei den sächsischen Münzen symbolisieren die Helmzieren nicht nur de facto im Besitz der Wettiner befindliche Länder, sondern auch solche, auf die sie wegen familiärer Bande und Erbschaften Anspruch erhoben. Diese Anwartschaften werden in verkürzter Form auch in den lateinisch abgefassten Titeln dokumentiert. Beispiele dafür sind die Helme und Wappen der im Rheinland befindlichen und damit weit weg von Sachsen gelegenen Herzogtümer Cleve und Berg.

Auf einem dreifachen Taler des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. aus dem Jahr 1626 ist der Herrscher aus dem Hause Wettin hoch zu Ross in voller Rüstung mit dem Kurschwert über der Schulter dargestellt. Auf der Rückseite sieht man sein aus 15 Feldern bestehendes Wappen mit den gekreuzten Kurschwertern in der Mitte. Bekrönt ist das Wappen durch sechs Helme. Von links nach rechts symbolisieren sie einzelne Landesteile, und zwar von links nach rechts steht der Stierkopf für Cleve, der Helm mit dem doppelten Horn symbolisiert Thüringen, der dritte Helm bedeutet Sachsen-Wittenberg, der vierte mit dem Kopf geht nach Meißen, der Adlerhelm weist nach Jülich und der sechste Helm mit den Straußenfedern ist das Zeichen des Landesteils Berg. Manche Münzen verdanken ihren Namen den darauf dargestellten heraldischen Zeichen. Nur weil auf Groschen des 15. Jahrhunderts als Wappenhelm mit bärtigem Kopf abgebildet ist, wird er Judenkopfgroschen genannt, obwohl er mit Juden nichts zu tun hat. Die mit der sächsischen Raute geschmückten Horngroschen aus der gleichen Zeit verdanken ihren Namen einer den Hörnern von Kühen oder Stieren nachempfundenen Helmzier.

Viele sächsische und andere Wappen, sei es solche an Gebäude oder auf geprägtem Metall, tragen Helmkleinode oder, wie man auch sagt, Helmzieren. Auf den sächsischen Münzen sind sie nie vollständig abgebildet, dazu reicht der Platz nicht aus. Die Zahlen schwanken zwischen einem und zwei Helmen auf Groschen und acht Helmen auf prächtigen Talern. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts kamen die auf Münzen und Medaillen dargestellten Helmkleinodien aus der Mode. Wappendarstellungen beschränkten sich jetzt auf das wesentliche Hinweise auf ein bestimmtes Land. So stehen die Lilien für Frankreich, Adler für Österreich, Preußen, Russland und die Vereinigten Staaten von Amerika und die Raute auf gelb-schwarz gestreiftem Grund für Sachsen. Gelegentlich haben deutsche Fürsten noch im 19. Jahrhundert ihre Wappen mit Helmkleinodien geschmückt. Beispiele für den aus der Zeit gefallenen Brauch finden sich bei Talern der Fürstentümer Reuß Jüngere Linie und Schaumburg-Lippe. Wer sucht, wird weitere Belege finden.

4. April 2021

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"