Kaiser Wilhelm wollte glänzen
Wie die Jubiläumsmünze von 1901 zur Zweihundertjahrfeier des preußischen Königtums entstand



Die Fünf- und Zwei-Mark-Stücke zum Preußenjubiläum 1901 waren so begehrt, dass man in der Berliner Münze die Auflage erhöhen musste, Silber 38 mm.



Das Modell der vom Kaiser genehmigten Vorderseite wird in der Ausstellung des Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel gezeigt. Die Jubiläumsmünze von 1901 muss recht beliebt gewesen sein, denn man trug sie, wie hier in einer Jugendstil-Fassung, gern auch als Brosche.



Wilhelm II. war ein Enkel von Queen Victoria, doch in deren Reich hat man den deutschen Kaiser und König von Preußen gern satirisch aufs Korn genommen, hier in der Pose eines selbstverliebten Malers.Die Postkarte in der Mite feiert Wilhelm II. als obersten Kriegsherrn, wie er einem Soldaten das Eiserne Kreuz verleiht. Daneben zeigt die Karikatgur ihn als "Wilhelm Imperator".



Die Königliche Münze an der Unterwasserstraße in Berlin war technisch gut ausgestattet. Sie lieferte die Werkzeuge auch an andere Prägeanstalten.



Fünf Preußenkönige hat Abraham Abramson auf der Medaille von 1801 zum hundertjährigen Bestehen des preußischen Königreichs vereint.



König Friedrich I. und Kaiser Wilhelm II. auf den Medaillen von 1901 in Herrscherpose stehend.



Für die Jubiläumsmünze des Großherzogs Friedrich von Baden wurden die Stempel in Berlin angefertigt. Für die Kosten musste ein Buchdrucker etwa drei Wochen arbeiten.



Der Bildhauer und Medailleur August Vogel war wenig begeistert, wie man in der Berliner Münze mit seinen Mühen um eine achteckige Bronzeplakette auf das hundertjährige Jubiläum der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg umgegangen ist. (Fotos/Repros: Caspar)

Kaiser Wilhelm II. war ein großer Mäzen, wenn ihm die Förderung von Kunst und Wissenschaft opportun erschien. Er hielt sich auch für einen großen Kunstkenner und mischte sich in Schaffensprozesse ein. Architekten, Bildhauer, Maler und andere Künstler litten darunter, dass er ihnen vorschrieb, was sie zu tun haben. Akten des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem geben darüber Auskunft, wie sich Seine Majestät persönlich darum kümmerte, dass er auf der bekannten Gedenkmünze von 1901 zu zwei und Fünf Mark anlässlich der Zweihundertjahrfeier des preußischen Königtums am 18. Januar 1901 vorteilhaft dargestellt wird. Bei der Herstellung der Jubelprägung stand die Königliche Münze an der Unterwasserstraße in Berlin wegen der kurzen Fristen bei der Gestaltung und Zulassung unter Zeitdruck.

Eine am 1. Juni 1900 in Kraft gesetzte Änderung des deutschen Münzgesetzes von 1874 erlaubte, dass im Kaiserreich wieder Gedenkmünzen geprägt werden können. Mehrere Bundesstaaten nutzten diese Möglichkeit und brachten Sonderprägungen zu fünf und zwei Mark sowie ab 1908 zu drei Mark heraus. Sie boten eine gute Möglichkeit, regimefreundliche Botschaften und Bilder in weite Bevölkerungskreise zu tragen und damit propagandistische Effekte zu erzielen. Medaillen, auch wenn sie noch so edel gestaltet und aufwändig geprägt waren, reichten an die Möglichkeiten dieser bei Sammlern sehr beliebten Ausgaben nicht heran. Wie Münzakten im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem (GSTA I. HA Rep. 89, Nr. 669 sowie 183 Staatsmünze, Generaldirektion Nr. 127 ff.) zeigen, befasste sich die kaiserliche Ministerialbürokratie im Oktober 1900 und damit ziemlich spät mit dem Plan, eine Gedenkmünze zum Preußenjubiläum herauszugeben. Der Berliner Münzdirektor Carl Conrad bat den Vizepräsidenten des Königlichen Staatsministeriums Dr. Johannes von Miquel mit Blick auf die kurze Zeitspanne bis zum 200. Jahrestag am 18. Januar 1901 um Eile. "Im Jahr 1701 sind offizielle Medaillen auf die Königsberger Krönung geprägt worden, im Jahre 1801 sind offizielle Medaillen nicht geschlagen worden. Da zwischen heute und dem 18. Januar 1901 keine allzu große Frist liegt, so dürfte für die Vorbereitungen für etwa befohlene Erinnerungsmünzen pp. eine baldige Entscheidung wünschenswert sein", schrieb Conrad.

Doppelbildnis war erwünscht

Der Plan zur Ausgabe der Gedenkmünzen wurde von Kaiser Wilhelm II., der zugleich König von Preußen war, wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Feiern verliefen glanzvoll nach Plan, auch wenn der Monarch wegen des Abschieds von seiner sterbenden Großmutter Queen Victoria persönlich nicht anwesend sein konnte. Das Jubiläum wurde mit Denkmalweihen und Ordensverleihungen, der Ausgabe von prachtvoll gestalteten Büchern, die das zweihundertjährige Königtum und seine Herrscher über den Klee priesen, und eben auch der Emission der Sondermünze von 1901 und mehreren Medaillen begangen. Hermann Friedrich von Lucanus, der Chef des Geheimen Zivilkabinetts des Kaisers, teilte am 31. Oktober 1900 seinem Kollegen Johannes von Miquel mit, dass der Kaiser die Ausprägung von Medaillen oder Gedenkmünzen - Fünf- und Zwei-Mark-Stücke - wünsche und entsprechende Vorschläge erwarte. Da Kompetenzen beachtet werden mussten, wurden das für Münzangelegenheiten zuständige Reichsschatzamt und der Bundesrat informiert, in dem alle deutschen Monarchien und Freien Städte vertreten waren. "Für die Rückseite der Denkmünzen soll das jetzige Gepräge, wie es sich auf den Fünf- und Zweimarkstücken findet, beibehalten werden, während die Aversseite das Doppelbildniß weiland König Friedrichs I. und des jetzt regierenden Kaisers und Königs Majestät mit den Umschriften ,Friedrich I. 1701', ,Wilhelm II. 1901' tragen soll", heißt es in einem Schreiben. Eine Neuanfertigung der Rückseite mit dem Reichsadler, die sich im Duktus oder wenigstens in der Schriftart der Vorderseite anpasst, hielt man damals nicht für nötig. Bei den bundesdeutschen Gedenkmünzen obligatorisch.

Mit Gardehelm und Adlerorden

Zum ausführenden Künstler bestimmte Wilhelm II. den an seinem Hof angesehenen Grafiker, Porträtmaler, Heraldiker und Professor am Berliner Kunstgewerbemuseum Emil Doepler jun. Dieser unterbreitete dem Kaiser mehrere Varianten für die Bildseite, so etwa Porträts, Kronen, Adler zwischen zwei Kronen, Kurhut sowie Königs- und Kaiserkrone, fürstlicher Stammbaum mit einem daneben sitzenden Adler und einen Adler mit den Insignien der Monarchie auf einem Kissen. Der Kaiser verwarf alle Vorschläge, denn ihn verlangte es nach einem Doppelbildnis mit seinem Porträt mit dem von König Friedrich I. dahinter. Wilhelm II. wollte sich im Schmuck des von Angehörigen seines Nobelregiments Garde du Corps getragenen Adlerhelms sowie mit den Insignien des Schwarzen Adlerordens überm Kürass sehen. Bereits 1890 wurde das mit einem solchen Helm geschmückte Staatsoberhaupt nach einem Entwurf von Emil Weigand auf Silbermünzen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft abgebildet. Doppel- und Mehrfachbildnisse auf Münzen und Medaillen hatten in Preußen, und nicht nur dort, Tradition. Als 1801 die Hundertjahrfeier des Königtums begangen wurde, hat der Medailleur Abraham Abramson sogar vier Königsporträts auf einer Medaille untergebracht, verbunden mit dem Motto PREUSSENS GLÜCKLICHE REGIERUNG, und 1861 kam ein Krönungstaler heraus, auf dem König Wilhelm I. und seine aus Sachsen-Weimar stammende Gemahlin Augusta gemeinsam abgebildet sind.

Hermann von Lucanus bemerkte in einem weiteren Schreiben, Seine Majestät habe mit Bleifeder "Abänderungen" auf dem von Doepler vorgelegten Entwurf vorgenommen. "Die Umschrift soll hinter ,Friedrich I 1701' und rechts ,Wilhelm II 1901'lauten und nur je eine Zeile bilden. 2. Für das Bildniß des Königs Friedrich I soll der Lorbeerkranz beibehalten und als Muster der Avers derjenigen Medaille genommen werden, deren Revers den mit der Königskrone im Schnabel zur Sonne fliegenden Adler zeigt. 3. Bei dem Bildnisse Seiner Majestät des Kaisers und Königs soll der Kragen mit der Gardelitze versehen werden und der Mantel etwas tiefer kommen, damit der Küraß sichtbar wird. 4. Für das Bildniß Seiner Majestät soll die beifolgende Profilphotographie zu Grunde gelegt werden." Doepler jun. nahm die Änderungen vor, der Kaiser war einverstanden. Er hielt zwei Entwürfe zurück, "um von denselben eventuell bei anderer sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen zu können". Der Staatshaushalt wurde durch die Sonderprägung von 1901 nicht belastet, denn das benötigte Silber wurde aus dem Kontingent für die Kursmünzen genommen. Außerdem erklärte sich der Kaiser bereit, das Geld für das Künstlerhonorar und die Anfertigung der Stempel aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds zu nehmen.

Massenprägung in zwei Größen

In der Berliner Münze stellte man von dem Gipsmodell einen Eisenabguss her, von dem eine Reduktionsmaschine das Relief für den Urstempel gewann. Eine elektrische Reduziermaschine brauchte dafür mehrere Tage, bis die Konturen auf den von der Firma Fried. Krupp in Essen gelieferten Stahlpfropfen, also den Stempel, übertragen waren. Im Anschluss musste das erhaben ausgearbeitete Relief überarbeitet und gehärtet werden. Von ihm hat man durch Absenken jene Werkzeuge gewonnen, mit denen die Massenprägung der Silbermünzen in zwei Größen bewerkstelligt wurde. Dass sie in Berlin hergestellt wurden, kann man nicht erkennen, denn es fehlt der sonst übliche Buchstabe A. Die randvoll mit den beiden Monarchenbüsten besetzte Vorderseite bot offenbar für die 1750 von Friedrich dem Großen eingeführte Kennung keinen Platz, und auf der Adlerseite war es und ist es auch heute nicht üblich, einen Münzbuchstaben unterzubringen.

Das Echo auf die Gedenkmünze von 1901 und auf weitere Prägungen dieser Art war geteilt. Die "Berliner Münzblätter" zeigten sich im Januarheft 1901 von der Novität wenig begeistert. "Bei der flachen Ausführung des Gepräges tritt das Brustbild Friedrichs I. allzu sehr in den Hintergrund. Wir haben wiederholt gehört, dass man es für dasjenige der Kaiserin gehalten hat. Auch das Brustbild des Kaisers genügt weder in Bezug auf plastische Perspektive noch auf Aehnlichkeit. Bei einer Gelegenheit von der Wichtigkeit dieses Jubiläums hätte man bessere Leistungen erwarten dürfen". Die Akten im Geheimen Staatsarchiv sprechen eine andere Sprache. Den auf einem Mikrofilm gespeicherten Unterlagen des Finanzministeriums (I HA Rep. 151 Finanzministerium IA 2184) zufolge gab es von allen Seiten begeisterte Anfragen nach den neuen Zwei- und Fünfmarkmünzen. Zufrieden registrierte der Finanzminister eine "sehr starke" Nachfrage nach den Gedenkmünzen nicht nur in Berlin, sondern auch in den preußischen Provinzen, wo es einen "lebhaften Wunsch aller Bevölkerungsklassen nach dem Besitz der Gedenkmünzen" gibt.

Auflagen massiv erhöht

Beide Nominale wurden nach einem komplizierten Schlüssel Angehörigen der kaiserlichen Familie, Bundesfürsten, Ministerien sowie Abgeordneten und Gesandten, Reichs- und preußischen Landesbeamten sowie Angehörigen des Hofes und den Senaten der Freien Städte zugeleitet. Außerdem erhielten befreundete Staatsoberhäupter und Teilnehmer an den Jubiläumsfeierlichkeiten vom 18. Januar 1901 die neuen Gedenkmünzen mit den Hohenzollern im Doppelpack. Für das Ehrengeschenk bedankte sich der Papst mit zwei Goldmedaillen. Dabei hätte er die Gedenkmünzen von 1901 auch billiger über seine Kontakte nach Deutschland bekommen können, wenn er denn überhaupt Interesse an ihnen hatte.

Da sich bald zeigte, dass die ursprüngliche Auflage nicht ausreicht, wurde sie erhöht. In Vertretung des Reichskanzlers beantragte der Staatssekretär im Reichsschatzamt, Freiherr Max von Thielemann, beim Bundesrat, die Zahl zu erhöhen. Ursprünglich waren 100 000 Stück zu fünf Mark und eine Millionen zu zwei Mark beantragt. Jetzt sollten zusätzlich noch 360 000 (fünf Mark) und 1,6 Millionen (zwei Mark) hergestellt werden, was für die Königliche Münze Berlin zusätzliche Arbeit eintrug. Dem Antrag wurde stattgegeben, schließlich war Preußen die dominierende Kraft im Bundesrat. So wurden vom Fünfmarkstück 460 000 und vom Zwei-Mark-Stück 2,6 Millionen Exemplare hergestellt. Bis heute sind reichlich viele Stücke erhalten und preiswert zu bekommen.

Was Münzstempel kosteten

In den Unterlagen des Geheimen Staatsarchivs ist immer wieder von Aufträgen für Münz- und Medaillenstempel die Rede, verbunden mit Rechnungen, um deren Bezahlung gebeten wird. Auf dem Blatt 226 findet sich ein Auftrag des Finanzministeriums an die Königliche Münze Berlin vom 28. Juni 1901 zur Anfertigung der Prägestempel (Avers) für ein Fünf- und Zweimarkstück zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum des Großherzogs Friedrich von Baden. "Bei der Beauftragung des Medailleurs [Rudolf Mayer, Karlsruhe, H. C.] mit Anfertigung des Stempels wollen Sie denselben zur Pflicht nehmen, seine Liquidation dafür Ihrer Genehmigung zu unterwerfen, und diese nur dann ertheilen, wenn die der Badischen Regierung in Rechnung gestellten Sätze nach Ihrem pflichtgemäßen Ermessen als nicht zu hoch gegriffen anzuerkennen sind". Für das Schneiden der Patrize des Fünfmarkstücks wurden 80 Mark berechnet und für das Zweimarkstück 44 Mark, das Material der Pfropfen (Stahlstempel) kostet 8 Mark, das Härten 3,25 Mark und "Unterhaltung" der Werkzeuge 13,55 Mark, summa summarum 148,80 Mark. Das waren drei Wochenlöhne eines Buchdruckers. Außerdem wurden mit den Patrizen für die badische Gedenkmünze je eine Avers-Matrize und je eine Avers-Matrize gesenkt, gedreht und gehärtet. Die Kosten betrugen für Löhne 68,50 Mark, für Material 24,50 Mark und für Unterhaltung der Werkzeuge 9,30 Mark, Kiste und Verpackung 1 Mark, zusammen 252,10 Mark. Zu diesem Betrag kamen 166 Mark Medailleurarbeiten, so dass sich der ganze Posten auf 418,10 Mark belief. Bei der damaligen Kaufkraft der Mark war das das doppelte Monatsgehalt eines "kleinen" Beamten.

Schlampige Arbeit moniert

Gelegentlich bekam die Berliner Münze an der Unterwasserstraße nicht weit vom Schloss entfernt Ärger mit Künstlern. Das Blatt 214 des eingangs genannten Konvoluts enthält eine Kostenaufstellung für eine Medaille, die der Bildhauer und Medailleur August Vogel zur Hundertjahrfeier der Technischen Hochschule Charlottenburg, der heutigen Technische Universität Berlin, geschaffen hatte. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten Heinrich Konrad von Studt hatte den Traditionsbetrieb mit der Herstellung beauftragt. Deren Kostenaufstellung enthält 20 Mark für zwei Stahlpropfen, die auf der Reduziermaschine hergestellt wurden. Für deren Arbeit setzte die Münze 480 Stunden oder 20 Tage an, was bei 50 Pfennigen pro Stunde den Betrag von 240 Mark ergab. Er war so niedrig, weil die Reduziermaschine ohne Aufsicht durch einen Arbeiter die Konturen von einem großen Eisenmodell auf den kleinen Stempel übertrug. Dazu kamen Stromkosten von sechs Pfennigen pro Stunde, also 28 Mark. Außerdem hat man 30 Mark "für Unterhaltungskosten der Werkzeuge" eingesetzt. Was sich hinter diesem auch auf anderen Rechnungen genannten Posten verbirgt, lässt sich nicht sagen, es könnte sich um die Aufbewahrung und Pflege der Stempel gehandelt haben.

Viel Freude hatten weder August Vogel noch die Königliche Münze an den Prägestempeln für eine Medaille zur Hundertjahrfeier der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg und die Bauakademie als deren Vorläuferin die Bauakademie. Denn ein paar Seiten weiter ist zu lesen, dass der Künstler die Konturen der Modellierung beanstandete und sie als "verwischt" empfand. Indem der Minister für geistliche, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten die Kritik an die Münze weiter gab, teilte er ihr am 5. Dezember 1901 mit, dass Vogel neue Reduktionen bei der Berliner Medaillen-Münze Otto Oertel anfertigen ließ, "die ihm erheblich besser erschienen und mit dem Vorbehalt einiger Aenderungen zur Ausführung geeignet sind. Auf seinen Vorschlag habe ich daher, da zur Anstellung eines nochmaligen Versuchs keine Zeit mehr ist, die Ausführung der genannten Firma übertragen. Indem ich der königlichen Münze hiervon Mittheilung mache und um die Einsendung der Rechnung für die beiden gelieferten Reduktionen ersuche, bemerke ich, dass es erwünscht wäre, wenn die dortige Reduziermaschine so verbessert werden könnte, dass die Herstellung von staatlichen Medaillen, bei denen es auf künstlerische Vollendung ankommt, künftig nicht mehr privaten Firmen überlassen zu werden brauchte".

Überhöhte Preise beanstandet

Wie Münzdirektor Conrad auf den Rüffel reagierte, geht aus den Akten nicht hervor. Er musste sich auch mit der Unterstellung auseinander setzen, andere deutsche Münzstätten durch überhöhte Preise für die Herstellung von Reichsmünzen-Stempeln zu übervorteilen und auch Aufträge nicht korrekt auszuführen. So beanstandete die Hamburgische Münze in einem Schreiben vom 22. März 1901 eine Rechnung, die die Berliner Münze anlässlich der Herstellung von Reichsmünzen-Stempeln verschickt hatte. "Sie berechnen ein Medailleur-Honorar von 102 M. und 120 M. zusammen 222 M. Die Münze bezahlte aber bereits 1892 ihren Anteil an dem Medailleur-Honorar mit 136 M. und für Zweimarkstücke mit 120 M. Der Medailleur kann daher für die beiden jetzt uns übersandten Patrizen nur eine mäßige Bezahlung für die Entfernung der Jahreszahlen und für das Nachsehen der Stempel verlangen. An Löhnen für die Herstellung der beiden Patrizen stellen Sie uns den hohen Betrag von 60 M. in Rechnung. Jeder Sachverständige wird uns bestätigen müssen, dass mit 20 M. diese Position reichlich bezahlt wäre. Für Material rechnen Sie nicht weniger als 22 M. Die Herstellung der Stempel dürfte 0,5 kg. Stahl reichlich genügt haben, welche das Kilogramm zu 2 M. gerechnet, zu 1 M. anzusetzen gewesen wäre. Wir möchten nicht unterlassen, doch zu bemerken, daß die von Ihnen angefertigten zwei Patrizen für uns völlig wertlos sind. Wie wir Ihnen in unserem Schreiben vom 11. Dezember 1900 - Nr. 1205 - mitteilten, erhalten die in Rede stehenden zwei Münzsorten [10 Mark Gold und zwei Mark jeweils Revers, H. C.] durch die Benutzung unserer Patrizen einen zu flachen Flachstab. Dem sollten durch die beiden neuen Patrizen abgeholfen werden, die daher aus den Urpatrizen herzustellen gewesen wären. Das ist aber offensichtlich nicht geschehen, und der Flachstab ist daher ebenso schmal wie bei unseren alten Patrizen". Ähnliche Beanstandungen kann man in anderen Münzakten lesen. Ihnen nachzugehen, wäre eine interessante Aufgabe für die numismatische Forschung, die längst noch nicht in hintere Winkel der Reichsmünzen-Geschichte vorgedrungen ist.

20. März 2021



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