Keltengold in märkischem Sand
Ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger legte bei Bad Belzig sensationellen Münzfund aus antiker Zeit frei







Im Unterschied zu den üblichen Keltenmünzen tragen die nahe Bad Belzig gefundenen Stücke von unterschiedlicher Größe keine antiken Münzen nachempfundenen Bilder oder Schriftzeichen. Fotos: Wolfgang Herkt und Marjanko Pilekic.



Die in großen Teilen Mittel- und Westeuropas gefundenen Keltenmünzen sind mit Bildern und Symbolen geschmückt, die in grauer Vorzeit antiken Geldstücken nachgeahmt wurden. Da man sie am Ende eines Regenbogens vermutete, nannte man die gebogenen Goldstücke auch Regenbogenschüsselchen. Diese beiden sind in der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts zu sehen. Foto: Caspar

Es kommt nicht oft vor, dass in der früher als "märkische Streusandbüchse" verlachten Mark Brandenburg Goldmünzen gefunden werden. Das gelang vor einigen Jahren in Ziesar, als prägefrische Raritäten aus der Zeit Friedrichs II. von Preußen und weitere Geldstücke aus der Zeit vor und während des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) ans Tageslicht kamen, und in Fürstenwalde, wo um 1934 etwa 800 Golddollars von einem Unbekannten versteckt worden waren. Um seinen Schatz zu tarnen, hatte er die Münzen mit schwarzer Farbe bestrichen. Einer der bedeutendsten Funde stammt aus Dossow, wo nach Beginn des Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) rund 230 Silber- und Goldmünzen vergraben und erst jetzt bei Schachtarbeiten gefunden wurden. Weitaus älter ist der von dem ehrenamtlichten Bodendenkmalpfleger Wolfgang Herkt auf einem Acker im Dorf Baitz bei Bad Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark) entdeckte, aus 41 keltischen Goldmünzen bestehende Schatz, der kurz vor Weihnachten 2021 in Potsdam der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die mehr als 2.000 Jahre alten, wegen ihrer gebogenen Form und Legenden um sie herum auch als "Regenbogenschüsselchen" bekannten Geldstücke aus der Zeit zwischen 120 und 30 vor Christus hatte der Hobbyarchäologe mit Hilfe eines Metalldetektors gefunden.

Untypisch für Norddeutschland

Nachdem Herkt erkannt hatte, dass die im märkischen Sand liegenden Scheiben keine Deckel von Schnapsflaschen sind und er sich die elf Stücke genauer angesehen hatte, meldete er den Fund dem Landesamt für Denkmalschutz. Dieses veranlasste umfassende Grabungen, bei denen 30 weitere Goldmünzen sowie Siedlungsreste entdeckt wurden. Wie die Bewohner in den Besitz des Keltengoldes im Gewicht von 178,5 Gramm gelangten, lasse sich nicht sagen, ebenso wenig, wie die vermutlich aus dem hessischen oder rheinland-pfälzischen Raum stammenden Objekte in das Baruther Urstromtal gelangten, sagte der Brandenburger Landesarchäologe Franz Schopper. "Wir vermuten Einwanderung und/oder Handel. Bekannt ist, dass die Kelten von den Germanen Felle, langes blondes Frauenhaar, Honig oder auch Sklaven und Söldner kauften und mit Edelmetall in Form dieser Goldmünzen oder anderen Wertgegenständen bezahlten. Es könnte sich aber auch um die Mitgift einer keltischen Frau handeln, die in eine germanische Familie heiratete". Eigentlich seien solche Keltengoldfunde für Süddeutschland, vor allem aus der Gegend um Regensburg sowie in Hessen und Rheinland-Pfalz charakteristisch und untypisch für Norddeutschland. Der Fund von Bad Belzig stelle ein Novum für das Land Brandenburg dar, denn bisher seien lediglich keltische Schwerter aus der La-Tène-Zeit von etwa 450 vor Christus bis in die Zeit um Christi Geburt und eine einzelne Goldmünze in Paaren gefunden worden, sagte Schopper. Marjanko Pilekic, der Bearbeiter des Belziger Münzfundes, fügte hinzu, dass es sich bei der Entdeckung nahe Bad Belzig um den zweitgrößten Hortfund "glatter Regenbogenschüsselchen dieses Typs" und den bei weitem größten Fund keltischer Münzen in Brandenburg weitab vom eigentlichen Verbreitungsgebiets handelt.

Bald im Museum zu sehen

Das Keltengold gehört dem Land Brandenburg und kommt ins Archäologische Landesmuseum zu Brandenburg an der Havel, wo es ab Frühjahr 2022 besichtigt werden kann. Bei der Präsentation des Funds bezeichnete Kulturministerin Manja Schüle das Keltengold als archäologische Sensation und unersetzliche Informationsquelle, die einen einzigartigen Blick in die älteste Vergangenheit des Landes gestattet. Auf die Frage nach einem Lohn für den ehrlichen Finder sagte die Ministerin, er werde zur Ausstellungseröffnung und zum Spargelessen eingeladen, denn das Stangengemüse sei ja das "weißes Gold von Brandenburg".

Wolfgang Herkt willigte freudig ein, denn ihm sei klar, dass er als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger archäologische Fundstücke melden muss und nicht behalten darf. Das gelte natürlich auch für diejenigen, die auf archäologische Hinterlassenschaften stoßen. "Das ist ein Ausnahmefund, den man vermutlich nur einmal im Leben macht. Es ist ein gutes Gefühl, mit ihm zur Erforschung der Landesgeschichte beitragen zu können", fügte er hinzu.

14. Dezember 2021

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