Mit Kurschwert und Klappmütze
Vor 520 Jahren präsentierten sich drei Wettiner in Sachsen auf großen und schweren Silbermünzen / Neues Buch listet über 300 Varianten auf



Die Startauflage des ersten besonders sorgfältig geschnittenen Prototyps des Klappmützentalers aus dem Jahr 1500 ist sehr selten. Gut sichtbar sind die damals modischen Klappmützen auf der Rückseite, die den großen und schweren anfangs nur MONETA NOVA genannten Silbermünzen später den Namen verliehen.



Der 1486 in Hall in Tirol geprägte Guldengroschen mit dem stehenden beziehungsweise reitenden Erzherzog Sigmund, genannt der Münzreiche, war für andere Großsilbermünzen des ausgehenden Mittelalters vorbildlich.



Der undatierte Goldgulden mit Johannes dem Täufer über dem sächsischen Rautenwappen wurde zur Zeit von Albrecht dem Beherzte, der 1500 starb, geprägt und hatte den Wert eines später Klappmützentalers genannten Guldengroschen.



Der Klappmützentaler stammt nach Aussage der Namen Friedrich, Georg und Johann aus der zweiten Prägeperiode zwischen 1500 und 1507.



Von den mit einem Engel als Wappenhalter geschmückten Schreckenberger Engelgroschen gingen sieben auf einen Goldgulden bzw. Guldengroschen (Klappmützentaler).





Ein Holzschnitt auf dem Titelblatt der "Muntz Ordenung" von 1534 und weitere zum Thema passende Bilder dienten als Vorlage für die Münzwerkstat auf dem mehrteiligen Relief "Freiberger Silberrausch 2018", das 2018 in der alten Bergstadt enthüllt wurde. Es zeigt, wie man vor vielen hundert Jahren das Edelmetall gewonnen und in klingende Münze verwandelt hat.





Nach den in riesigen Mengen geprägten Joachimsthalern, auch Schlicktaler genannt, ist ein überaus erfolgreiches silbernes Münznominal benannt - der Taler. Der unter der Leitung des sächsischen Münzmeisters Ulrich Gebhardt geprägte Joachimsthaler von 1522 und ist mit dem Münzmeisterzeichen Kreuz über der Mondsichel versehen (siehe Katalog Kohl/Becker 22.03) Fotos/Repros: Helmut Caspar, Lothar Schumacher, Udo Becker)

Sachsens Herrscher aus dem Hause Wettin hatten gegenüber anderen deutschen Landesherren den großen Vorteil, dass sie das seit dem 12. Jahrhundert im Erzgebirge großen Mengen abgebaute Silber in klingende Münze verwandeln konnten. Viele große und kleine Geldstücke aus Sachsen sind zur Freude der Sammler erhalten, und manche sind sogar recht preiswert zu haben. Das gilt nicht nur für die Schreckenberger Groschen, die nach den abgebildeten Engeln als Schildhalter Engelgroschen genannt werden, sondern auch für die Klappmützentaler, die ab 1500 geprägt wurden, sowie für andere Sorten. Geprägt wurden die Schreckenberger und weitere Münzen in Annaberg, Buchholz, Freiberg, Leipzig, Schneeberg und Zwickau. Die Neustadt am Schreckenberg erhielt 1497 den Namen Annaberg. Die reiche Ausbeute des Silberbergbaus führte dort zum Zuzug von zahlreichen Bergleuten und raschen Vergrößerung der Einwohnerzahl. Der berühmte Adam Ries war hier als Rechenmeister und Bergbeamter tätig. Aus dem 16. Jahrhundert stammt der Spruch "Bist ein reicher Annaberger, hast den Sack voll Schreckenberger."

Der später Taler genannte Guldengroschen wurde 1486 in Tirol von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen aus der Taufe gehoben. 14 Jahre später zog Sachsen mit einer ähnlich großen und schweren, jedoch ganz anders gestalteten Münze, dem Klappmützentaler, nach. Kurfürst Friedrich der Weise und sein Bruder Herzog Johann hatten im Einvernehmen mit dem in Dresden residierenden Herzog Georg die Ausgabe der neuen Münze nach Tiroler Vorbild beschlossen und dies in der Leipziger Münzordnung vom 17. Mai 1500 festgelegt.

Hilfe bei der Bestimmung und Bewertung

Mit diesem Dokument beginnt das von Christian A. Kohl und Udo Becker verfasste und von den Freiberger Münzfreunden e. V. herausgegebene Buch "Sächsische Guldengroschen 1500-1525. Variantenkatalog der Klappmützentaler" (Freiberg 2020, 360 Seiten, zahlreiche Abb., 49,90 Euro zuzüglich 7 Euro Versandkosten, Bestellung über die E-Mail-Adresse u.becker-freiberg@t-online.de). Ziel dieses verdienstvollen, auf umfangreichen Studien der Dokumente von damals und der numismatischen Literatur, der Auswertung von öffentlichen und privaten Sammlungen sowie von Auktions- und anderen Katalogen basierenden Buches ist es, Berufs- und Laiennumismatikern bei der Bestimmung und Bewertung fraglicher Stücke behilflich zu sein. Deshalb werden zu den abgebildeten und in allen erdenklichen Details beschriebenen und abgebildeten Objekten auch die bei ihrem Verkauf erzielte Preise, hier Richtwerte genannt, sowie Angaben darüber beigefügt, in welchen Sammlungen sie sich befinden. Die Verfasser listen nicht nur die manchmal nur in winzigen Details voneinander abweichenden Klappmützentaler auf, sondern zeigen auch, wo und unter wessen Leitung sie geprägt wurden.

Der Katalog erfasst beim Klappmützentaler aktuell 305 Varianten, doch halten es die Verfasser für möglich, dass weitere Forschungen bisher unbekannte Stempelversionen zutage fördern könnten. Die Untergliederung in 24 Typen ist eine praktische Hilfestellung für die Anlage oder Verwaltung einer Sammlung. Erwähnt sei, dass Walther Haupt in seiner bekannten "Sächsischen Münzkunde" (Berlin 1974) noch von 280 verschiedenen Prägestempeln ausgegangen ist. Dass von einem Münztyp so viele Abweichungen meist in den Umschriften vorkommen, deutet auf eine massenhafte Verprägung des erzgebirgischen Silbers, für die wegen der schnellen Abnutzung bei der Arbeit am Prägestock immer wieder neue Stempel angefertigt werden mussten. Beteiligt an der Emission waren Leipzig, Frohnau, Annaberg und Buchholz, und es wird auch dargestellt, wer die dort tätigen Münzmeister waren und an welchen Zeichen man sie erkennt.

Hier Kurhut und dort Bäckermütze

Schaut man die Stücke genauer an, so wird man feststellen, dass die Stempelgraveure nicht immer sorgfältig gearbeitet haben, wahrscheinlich weil sie sehr schnell immer neue Werkzeuge anfertigen mussten. So konnte es geschehen, dass der hermelinbesetzte Kurhut Friedrichs des Weisen zu einer etwas schief getragenen "Bäckermütze" verkam, und auch manche Fürstenporträts sind missraten. Die Autoren des Variantenkatalogs haben die für die Umschriften benutzten Buchstabenpunzen und Punkte sowie die Zeichen der Münzmeister genau unter die Lupe genommen und abgebildet. Das versetzt Sammler, Händler, Museologen und andere Nutzer des Buches in die Lage, ihre Stücke einer Münzstätte und einem Münzmeister zuzuordnen und sogar die Herstellungszeit einzugrenzen.

Die Münzordnung von 1500 hatte die Ausgabe einer eigenen Münze festgelegt, genannt Groschen für einen Gulden (= Guldengroschen), in den Stückelungen sieben Groschen für einen Gulden (= Schreckenberger), 21 für einen Groschen (= Zinsgroschen) und 42 für einen Groschen (= ½ Groschen) fest. Ab dem Sankt Ulrichstag (= 4. Juni 1500) sollten in Sachsen keine andere Münzen mehr geschlagen werden als die MONETA NOVA genannten neuen Geldstücke. Niemand war es gestattet, deren Annahme zu verweigern, und niemand durfte die Bezahlung mit ihnen ausschlagen. Auch wurde der Umlauf fremder Münzen in Sachsen verboten. Sie sollen den Münzwerkstätten übergeben werden, um sie einzuschmelzen und in sächsisches Geld zu verwandeln. Im Übrigen drohte die Münzordnung "mit Ernst und ohne Gnade" all jenen Strafen an, die die Münzen beschneiden und so im Gewicht vermindern. Das Gleiche hatten auch "Störer und Verhinderer gemeinsamen Nutzens" zu erwarten. Warum sich die Münzordnung auf das Aussehen der neuen Guldengroschen nicht festgelegt hat, bleibt das Geheimnis ihrer Verfasser. Schaut man sich andere Dokumente dieser Art an, dann sieht man, dass auch sie auf solche für uns heute doch nicht unwichtige Angaben verzichten.

Unterschiede in der Reihenfolge der Namen

Auf dem allerersten Guldengroschen sind Friedrich der Weise mit dem Kurschwert als Zeichen für ihn als Kurfürst von Sachsen und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation sowie die Herzöge Albrecht der Beherzte und Johann abgebildet. Nachdem Albrecht am 12. September 1500 verstorben war, rückte dessen in Dresden residierender Sohn Georg der Bärtige an seine Stelle. Die Reihenfolge der Namen erlaubt es, die undatierten Silberstücke zeitlich einordnen. So werden solche aus dem Jahr 1500 mit Friedrich, Abrecht und Johann, ferner zwischen 1501 bis etwa 1507 mit Friedrich, Georg und Johann und schließlich von 1507 bis 1525, dem Todesjahr von Friedrich dem Weisen, mit Friedrich, Johann und Georg bezeichnet. Erst nach dem Tod des auch als Beschützer des Reformators Martin Luther rühmlich in die Geschichte eingegangenen Kurfürsten ging man analog zum Brauch in anderen Regionen auch in Sachsen zur Datierung der Taler und weiterer Münzen über.

Der Erfolg der Klappmützentaler regte die Grafen Schlick an, das in ihrer zu Böhmen gehörenden Bergstadt Sankt Joachimsthal geförderte Silber ebenfalls zu vermünzen. Vom Namen dieser sehr in großen Mengen hergestellten Joachimsthaler, die zuerst 1519/1520 unter der Leitung des sächsischen Münzmeister Ulrich Gebhard geprägt wurden, werden die Bezeichnungen hochwertigen Silbermünzen Taler abgeleitet. Als Dollar ist er bis heute ein internationaler Begriff. Die Klappmützentaler sind interessante Zeugnisse der sächsischen Geld- und Kunstgeschichte am Beginn der Neuzeit und begehrte Sammelstücke dazu. Dass sie von Christian A. Kohl und Udo Becker auf neue, in die Tiefe gehende Weise erschlossen werden, ist eine gute Nachricht und lässt ihr Buch zu einem hervorragenden Zitierwerk werden.

Relief vor dem Schloss Freudenstein

Mit dem 2018 in Freiberg enthüllten, aus zwölf Tafeln bestehenden Bronzerelief "Freiberger Silberausch" erinnern die Freiberger Münzfreunde daran, dass in der berühmten Bergstadt vom Mittelalter bis zur Einstellung des Bergbaus 1969 etwa 5700 Tonnen Silber gewonnen wurden. Davon wurden 2000 Tonnen in klingende Münze verwandelt. Angelehnt an historische Darstellungen schildert das Relief Etappen der Freiberger Bergbau- und Münzgeschichte vom Silberfund im Jahr 1168 über die Erschließung der Erzgruben und der schweren Arbeit der Bergleute bis zur Weiterverarbeitung des Metalls und der Herstellung der Münzen am Prägestock. Am Ende der Bilderserie im Torbogen des heute als Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchivs genutzten Schlosses Freudenstein ist das von Bergleuten gehaltene Stadtwappen zu erkennen. Begonnen hatte das Relief der Dresdner Medailleur Peter-Götz Güttler, der es aber wegen einer Erkrankung nicht ausführen konnte. Katja und Markus Latzke aus Neuenhagen bei Berlin führten die Arbeit zum glücklichen Ende. Gegossen wurde das Relief in der Kunstgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin.

13. Februar 2021

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