Lauersche Prägungen für alle Gelegenheiten
Nürnberger Unternehmen befriedigte mit zahlreichen Produkten den Bedarf an Medaillen, Marken und Zeichen



Mit dieser Medaille aus dem späten 19. Jahrhundert warb die Nürnberger Gravier- und Prägeanstalt L. Chr. Lauer für sich und ihre Erzeugnisse. Sie sind in vielen Sammlungen vertreten, und auch der Münzhandel bietet das eine oder andere Stück an. Das Firmenarchiv ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Nur ein Teil der Stempel konnte aus den Trümmern geborgen werden. 1982 wurde die Kommanditgesellschaft in die Einzelfirma L. Chr. Lauer, Inhaber Gert Rockstroh, Freiliggrathstr. 9-19 in Nürnberg, umgewandelt.



In vielen Sammlungen führen Spielmarken wie die aus der Lauerschen Prägeanstalt ein Mauerblümchendasein, dabei kann man auf manchen interessante Dinge entdecken.



Die bei Lauer geprägte Medaille auf die Internationale Metallausstellung 1883 in Nürnberg setzt nicht nur der ehemaligen Reichsstadt, sondern auf dem Kunstgießer Peter Vischer sowie den Goldschmieden Wenzel Jamnitzer und seinem italienischen Kollegen Benvenuto Cellini ein eindrucksvolles Denkmal.



Mit der Plakette auf einen Betriebsbesuch von Graveuren und Ziseleuren 1909 schuf die Firma Lauer ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer Kreativität und Leistungsfähigkeit.





Die Lauerschen Nachprägungen wie hier von Talern des römisch-deutschen Kaisers Karl V., des Vaters der Maria Theresia, und eines preußischen Ordenstalers von 1707 richten keinen Schaden an, aber sie erfüllen als preiswerte Anschauungsobjekte ihren Zweck. Verwechselungen mit den Originalen sind nicht möglich, ein Missbrauch auch nicht. (Fotos: Caspar)

Es gibt kaum eine Münz- und Medaillensammlung, in der nicht auch Fälschungen, Nachprägungen, Kopien, Galvanos und ähnliche Stücke liegen. Sie tun als Vergleichsstücke und zum Füllen von Lücken durchaus gute Dienste. Nur muss man wissen, dass sie keine Originale sind und auch nicht beim Kauf oder Verkauf den Preis echter und alter Stücke erzielen. Oft kann man die Frage "Echt oder falsch?" schon beim ersten Betrachten entscheiden, hingegen muss man bei schwierigen, nach allen Regeln der Fälscherkunst hergestellten Objekten genauer hinsehen und detaillierte Untersuchungen vornehmen. Was da zu beachten ist, wird in numismatischen Ratgebern in Bild und Schrift erläutert.

Die von Lauer und seinen Nachfolgern hergestellten Marken und Medaillen machten die alte Reichsstadt Nürnberg, die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit eigenen Münzen glänzte, als Prägezentrum weltweit benannt und wurden auf Ausstellungen mit Preisen bedacht. Lauer brachte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Medaillen mit Bildnissen bekannter Persönlichkeiten hervor, allen voran Kaiser Wilhelm I. und sein Reichskanzler Otto von Bismarck, die in vielen Sammlungen vertreten sind. Wichtige tages- und militärischpolitische Ereignisse wurden von der Nürnberger Firma ebenso auf Medaillen verewigt wie solche zur Erinnerung an Ereignisse und Gestalten der deutschen und ausländischen Geschichte.

Firmengründung im Jahr 1790

Ernst Ludwig Siegmund Lauer gründete 1790 die Prägefirma "Nürnberger Medaillenmünze" mit der Adresse Kleinweidenmühle 12. Ludwig Christoph Lauer übernahm den Betrieb von seinem Vater Johann Jakob Lauer und gründete 1860 die Münzprägeanstalt L. Chr. Lauer, die von seinen drei Söhnen Johann, Ludwig und Wolfgang weiter geführt wurde, später auch mit einer Niederlassung in Berlin. Ihre umfangreichste Produktion erreichte die Firma unter Ludwig und Wolfgang Lauer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu den einzelnen Abteilungen gehörten neben der Prägerei, eine Gürtlerei, eine mechanische Werkstätte sowie die Emaillier-, Modellier- und Gravieranstalt. Neben Medaillen, Plaketten und Münzen wurden auch Orden und Vereinsabzeichen gefertigt. Aus der Münzprägeanstalt Lauer stammen Tausende Jetons, Marken und Medaillen, letztere vor allem zu geschichtlichen Anlässen. Auch auf historisch und zeitgenössisch bedeutsame Persönlichkeiten wurden Medaillen hergestellt.

Bei den so genannten Lauerschen Nachprägungen erkennt man sofort, wen man vor sich hat. Der Name bezieht sich auf die berühmte Prägeanstalt Lauer in Nürnberg, die Europa und die Welt mit einer Unmenge von Medaillen, Marken, Zeichen, Rechenpfennigen, Spielpfennigen und anderen Objekten beglückt hat. Der Betrieb kam im 19. Jahrhundert zur Blüte und überregionale Bedeutung. Ein bekannter Vertreter der Familie war Ludwig Christoph Lauer (1817-1873), der von 1828 bis 1831 bei seinem Vater Johann Jacob Lauer das ehrbare Handwerk des Rechenpfennigmachers erlernte und auch sich als Graveur ausbilden ließ. Er stellte neben Rechenpfennigen, Spielmarken und ähnlichen Stücken auch ansehnliche Medaillen her und stellte seinen Betrieb auf die Maschinenarbeit um, wodurch die Produktion einen spürbaren Aufschwung nahm.

Nachprägungen richten keinen Schaden an

Die Nürnberger Nachprägungen von alten Talern können keinen Schaden anrichten. Sie unterscheiden sich im Metall, ihrer Machart und dann auch in vielen Details klar von den Originalen. Man kann an ihnen sein Auge üben, wenn man die echten und alten Münzen neben die Nachbildungen legt und sie miteinander vergleicht. Dann fallen die Unterschiede am besten auf. Die oft aus Messing oder Kupfer gefertigten Lauerschen Taler bemühen sich nicht, mit den Vorbildern in Konkurrenz zu treten. Meist kommen diese Stücke nur versilbert vor, und bisweilen sieht man, dass die hauchdünne Schicht abgegriffen ist und das Buntmetall darunter zum Vorschein kommt.

Für die Nachprägungen muss es einen Markt gegeben haben, sonst hätte Lauer sie nicht in größerer Zahl hergestellt, was übrigens auch für Stücke aus anderen Quellen aus Zinn oder Blei gilt. Wahrscheinlich haben sich Sammler für sie interessiert, die es sich nicht leisten konnten, die echten alten Taler und weitere historische Geldstücke zu kaufen, aber Lücken in ihren Kollektionen schließen wollten. Man kann auch davon ausgehen, dass Lauersche Taler und kleinere Werte als Schmuck von Trachten und als Behang von Schützenpokalen verwendet wurden und auch heute noch werden. Ob man nach den Stücken systematisch Ausschau hält, muss jeder Sammler selbst entscheiden. Aus Nürnberg ist nur zu erfahren, dass viele Werkzeuge der Firma Lauer und auch ihre Produkte bei Umzügen und anderen Gelegenheiten verloren gegangen sind.

26. Mai 2021

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